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Neue Studios, neue Technik, neuer Ehrgeiz. Da passt es gut, dass Peter Hall Anfang April als neuer BBC-Generaldirektior begonnen hat.

© Reuters

BBC: Das Imperium schlägt zurück

BBC World will mit hohen Investitionen globaler News-Player bleiben. Die Berichterstattung soll sachlich bleiben - und doch unterhaltsamer werden.

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Mit einem spiegelblanken neuen Newsroom, einem Finanzschub von 25 Prozent, neuen Studios, neuen Programmstrukturen, neuen Journalisten wie der in Afghanistan geborenen Australierin Yalda Hakim oder der Wirtschaftsjournalistin Linda Yueh in Singapur will die BBC ihren globalen Nachrichtenkanal BBC World News in die Zukunft treiben. „Für uns ist es ein riesiger Sprung nach vorn“, schwärmt der Nachrichtenchef von BBC World News, Andrew Roy, bei einem Ortstermin im gewaltigen Newsroom im neuen Broadcasting House im Zentrum Londons.

350 Arbeitsplätze gibt es in der „Nachrichtenredaktion der Welt“, wie die BBC die hypermoderne Halle nennt, die das Herz des für eine Milliarde Pfund (rund 1,2 Milliarden Euro) Kosten erweiterten Rundfunkhauses aus den 1930er Jahren bildet. Hier wurden alle Standorte der BBC in London zusammengezogen – auch der traditionelle „World Service“ aus dem berühmten Bush House ist umgezogen. Zum ersten Mal sind alle Verästelungen des BBC-Nachrichtenimperiums unter einem Dach. „Für mich ist die größte Neuerung, dass wir hier nun mit den Kollegen von 27 Sprachdiensten zusammensitzen, die aus aller Welt berichten und ihr Wissen einbringen – das kann kein anderer Sender“, sagt Roy.

Wie die Speichen eines Wagenrads reihen sich in dieser glitzernden High-Tech-Zentrale die Unterabteilungen um den zentralen „News Intake“, rechts die internationalen, links das Inland. Aus einem Raum werden die innerbritischen BBC-Programme, die Radio-Sprachensender, die 24-Stunden-Fernseh-Nachrichtenkanäle fürs In- und Ausland versorgt. Auch der globale TV-Kanal hat seine Studios nur ein paar Schritte entfernt. Für BBC World News mit einer Reichweite von 239 Millionen potenziellen Zuschauern soll der Umzug der Start in eine neue Zukunft werden – mit HD-Roboterkameras, einem Virtual-Reality-Studio auf dem neusten Stand der Technik. „Noch nie konnten wir unsere Nachrichtengeschichten so visualisieren. Wir können sie noch besser einem Publikum erklären, das Englisch nicht als erste Sprache spricht“, freut sich Roy. BBC World News lässt nichts auf seine objektive, sachliche wie umfassende Berichterstattung kommen, aber die Sendungen sollen nun auch stilvoller, unterhaltsamer, spannender werden – und mehr Zuschauer und mehr Werbung anlocken.

Die neue Offensive ist teuer

25 Prozent mehr Geld wird dieser „Sprung nach vorn“ in den nächsten fünf Jahren kosten. Anlass für den Relaunch ist der Umzug ins neue „Broadcasting House“. Der Grund aber ist strategisch: „Lord Patten, der Vorsitzende des BBC Trust, ist tief von der Bedeutung der BBC als erfolgreiche, hochqualitative, globale Nachrichtenoperation überzeugt“, erklärt der Chefmanager der Operation, Jim Egan, im Interview mit dem Tagesspiegel. Egan ist Chef von BBC Global News Ltd. Im komplexen Gewebe der BBC ist dies der kommerzielle Arm, der den World News Kanal und die internationale Website bbc.com betreibt und dabei nur selbst erwirtschaftete kommerzielle Mittel, aber keine Gelder aus den Rundfunkgebühren einsetzen darf.

Als die BBC 1991 ihren globalen TV-Sender startete, bestand die konservative Regierung darauf, dass der neue Sender weder Gelder aus Rundfunkgebühren noch Regierungssubventionen erhalten durfte. Es entstand ein Zwitter: ein öffentlich-rechtlicher Sender, der kommerziell operierte.

Jim Egan hat keine Zweifel, dass er Chef eines kommerziellen Unternehmens ist, auch wenn er weder Verluste noch Gewinne machen darf. Mit Zahlen rückt er nicht heraus, aus Angst, dass ihm Konkurrenten wie CNN, Al Dschasira oder Sky International in die Bücher sehen. Finanziert werde die Expansion teilweise aus Rücklagen, die Global News Ltd. in Jahren stetigen Wachstums machte, aber der Großteil kommt aus dem Dispositionskredit der BBC – „die BBC fungiert als unser Banker“.

Seine Geschäftsmission bezieht Jim Egan aber nicht aus Profitstreben, sondern aus der BBC-Charta – der alle zehn Jahre erneuerten BBC-Verfassung. Hier wird Internationalität als Teil des BBC-Sendeauftrags definiert: „Großbritannien in die Welt und die Welt nach Großbritannien zu bringen.“ Ganz offen wird BBC World News auch zur Imagepflege eingesetzt – der Kanal hilft, die BBC als globalen Player zu projizieren, was wiederum bei der Vermarktung von BBC-Produktionen in aller Welt hilft.

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