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Want-to-see-TV-Event. Ein kurzes Glück: Starkoch Lennart Behrwaldt (Jürgen Vogel) und Freundin Melanie (Anna Maria Mühe). Wenn da nur nicht Oma Alba wäre.

© ZDF und Hans-Joachim Pfeiffer

Zweiteiler "Familie!" im ZDF: Das Problem ist das Ausrufezeichen

Jürgen Vogel und Anna Maria Mühe suchen im großen ZDF-Melodram nach einem dunklen Familiengeheimnis.

Seit ein paar Stunden ist der Berliner Sternekoch Lennart Behrwaldt (Jürgen Vogel) Vater, da liegt er mit der Angestellten Nida aus seinem Restaurant im Bett. Von der Affäre hat Behrwaldts Freundin Melanie (Anna Maria Mühe) keine Ahnung. Keine Ahnung hat auch Lennarts Mutter, die Hamburger Staranwältin Lea (Iris Berben), dass sie Oma wird. Lennarts Großmutter klärt sie telefonisch auf. Für Lea Anlass, die Fäden in der kaputten Familie, an der auch noch Melanies Arbeiter-Eltern hängen, in die Hand zu nehmen. Zudem Lennart noch mit seinem Motorrad in einen Lkw rast.

Familie! Zusammenhalten. „Ja, klar! Warum nicht?“ möchte man gleich rufen. Von dem Spirit haben schon die großen deutschen Familienserien gelebt, die „Drombuschs“, „Guldenburgs“ & Co. Ein Film-Melodram, dessen Titel darüberhinaus – mit Ausrufezeichen – solch’ große Erwartungshaltung zum Kernthema Familie weckt, eines Themas mit riesigem Assoziationsbereich (Neurosen! Tolstois „Anna Karenina“! Woody-Allen-Filme!), das kann im Grunde nur scheitern. Obige Kurzfassung dieses ZDF-Zweiteilers könnte so oder so ähnlich auch Plot der ehemaligen ARD-Vorabend-Soap „Verbotene Liebe“ gewesen sein.

Dafür hat es der Film am Ende noch ziemlich gut gemacht. Was an der Darstellerriege liegt. Ohne zu viel zu verraten, Jürgen Vogel spielt Behrwaldts Wandlung vom Unsympathen zum Unfallopfer und therapiebedürftigen Häufchen Mann mit jenem Grad souveräner Beteiligtheit, die bei einem solchen Want-to-see-TV-Event aus dem Produktionshaus Moovie/Oliver Berben angemessen ist. Das gilt auch für Iris Berben und Anna Maria Mühe, der man anmerkt, dass nicht jede Rolle so herausfordernd-schwierig sein kann wie die der Beate Zschäpe in der NSU-Trilogie.

„Die Liebe ist ein Vogel, und den muss man fangen“

Regisseur Dror Zahavi („München 72“, „Die Luftbrücke“) arbeitet sich routiniert an den Versatzstücken eines Familien-Melodrams ab. Für die Schwächen des Buches (Rainer Berg) kann er nichts. Da fehlt’s an Eleganz und Raffinesse, gerade auch, was die Therapiestunden betrifft, in denen Lennart Behrwaldt, nach seinem Unfall, mit traumatischen Kindheitserlebnissen umzugehen hat – das ist der Kern dieses Filmes, durch Flashbacks aus Lennarts Perspektive hervorgehoben.

Es ist einfach schade, wenn da Sätze durchrutschen wie: „Die Liebe ist ein Vogel, und den muss man fangen“, „Suchen Sie in Ihrem Haus der Gefühle das Zimmer, indem Sie gerne sind“ und „Ich bin ja vollkommen allein in Ihrem Haus der Gefühle“. Da empfiehlt sich der Verweis auf die US-Serie „In Treatment“ mit Gabriel Byrne, um zu sehen, wie doppelbödig und clever durchdacht so eine Veranstaltung auf der Psychologen-Couch beschrieben werden kann.

Am schönsten aber der Satz von Großmutter Alba Behrwaldt (Marie Anne Fliegel), die offenbar ein dunkles Familiengeheimnis verwaltet und Melanie mit Baby in ihrer Villa aufgenommen hat. Als ihr Enkel Lennart zu Frau und Kind zurückkehren will, hält sie ihm vor: „Sie bleibt hier mit dem Kind, jetzt gehe zu deiner Russin.“ Nida kommt aus Litauen.

„Familie!“, ZDF, Montag und Mittwoch, 20 Uhr 15

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