
© ZDF und Stanislav Honzik
Thrillerserie auf ZDFneo: Das Spiel des Lebens
Rollentausch: In der Thrillerserie „Decision Game“ muss eine Mutter die entführte Tochter retten.
Stand:
Vera Schröder (Eva Meckbach) ist als Risikoanalystin einer Versicherungsgesellschaft ein sehr rationaler Mensch. Ihre auf nüchternen Kalkulationen basierenden Bewertungen entscheiden über die Zukunft ganzer Länder. Entscheidungen sind zugleich der Dreh- und Angelpunkt der Thriller-Serie „Decision Games“, die am Dienstag und Mittwoch auf ZDFneo ausgestrahlt wird und zudem in der ZDF-Mediathek läuft.
Auch privat versucht Vera Schröder ihre Probleme mit den Mitteln der Vernunft in den Griff zu bekommen. Das gilt auch für ihre Angst, ein zweites Kind auf tragische Weise zu verlieren. Genau dies droht zu passieren, als ihre Tochter Elsa (Paula Hartmann) entführt wird. Die Forderung der Entführer: Vera Schröder soll die Risikobewertung von Burundi manipulieren. Es geht um viel Geld – und das Leben der Tochter.
[„Decision Game“, sechs Folgen, ZDFneo, Dienstag und Mittwoch, jeweils 20 Uhr 15, alle Folgen bereits jetzt in der ZDF-Mediathek]
In keinem Fall darf die Mutter die Polizei einschalten. Was nicht so einfach ist, denn ihr Mann Alex (Shenja Lacher) ist selbst Polizist. Doch während der Vater sehr emotional auf die bedrohliche Situation reagiert, sucht Vera Schröder auch diesmal nach einer rationalen Lösung – die sie in der Spieltheorie zu finden hofft. Beides zusammen – Entscheidungen und Spieltheorie – ergeben das titelgebende „Decision Game“, das für alle Beteiligten alles andere als ein Spiel ist.
Das Gabler-Wirtschaftslexikon definiert die Spieltheorie, die im Schatten des Kalten Krieges entwickelt wurde, als „mathematische Methode, die das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen ableitet, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt“. Das klingt abstrakt, trifft aber den Kern des Problems.
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In der Konfliktsituation der Entführung muss Vera Schröder entscheiden, ob sie die Forderung der Entführer nachgibt oder nicht – nicht wissend, ob diese dann ihren Teil der Vereinbarung einhalten. Kann sie das Leben ihrer Tochter möglicherweise besser schützen, wenn sie ihre Kooperation verweigert? Oder gibt es neben den Brachialmethoden des Polizisten-Vaters und der unterkühlten Logik der Analysten-Mutter noch einen dritten Weg?
Überhaupt lebt die Frage von den vielen aufgeworfenen Fragen: Kann Vera ihren Mann von der Richtigkeit ihres Weges überzeugen? Wie werden die Entführer - Roeland Wiesnekker gibt den gewissenlosen Bandenchef – auf eine Weigerung reagieren? Und wird in der Versicherungsgesellschaft wirklich niemand misstrauisch, weder ihr Chef noch die Kollegen?
Das Thema anders aufgezäumt
„Decision Game“ will sich bewusst von anderen Entführungsthrillern wie „96 Hours“ mit Liam Neeson oder „Kopfgeld“ mit Mel Gibson absetzen. Das Drehbuch stammt von Johannes Lackner, Benjamin Pfohl hat Regie geführt. Mit einer Vielzahl überraschender Twists erwecken sie die trockene Materie von Risikoanalysen und Spieltheorie über sechs Episoden erstaunlich gut zum Leben.
In den Hollywood-Filmen befreien die Väter ihre Kinder zumeist auf sehr martialische Weise aus den Fängen der Entführer. Die Mütter – so sie überhaupt eine Rolle spielen – tragen wenig zur Handlung bei. In der ZDFneo-Serie muss der Vater auf die Fähigkeiten seiner Frau vertrauen, um sein Kind nicht in Gefahr zu ringen. Doch ein einfacher Rollentausch wäre zu wenig. Und so kämpft die Protagonisten mit ihren eigenen Dämonen in Form von Panikattacken. In solchen Situationen wird sie von ihrem Mentor Professor Thalmann (Robert Hunger-Bühler) als intellektuellem Sparring-Partner unterstützt.
Vor einer Entscheidung standen sowohl die Macher der Serie als auch das ZDF: Wie weit ist man wirklich bereit zu gehen bei dem Wunsch, das Thema ganz anders zu erzählen? Soll es bei dem Spiel tatsächlich um Alles oder Nichts gehen? Und hat Sender den Mut, entgegen der Logik der gewohnten TV-Krimis auch ein Scheitern der Mitspieler zuzulassen? Egal, wie diese Frage am Ende beantwortet wird, einer Erkenntnis müssen sich alle stellen: Beim Spielen zählt immer der Einsatz. Und der ist hoch.
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