Medien: Der lauteste Knall aller Zeiten
RTL zeigt BBC-Film „Die letzten Tage von Krakatau“
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An diesem Wochenende legen die angehenden Superstars eine Pause ein. Angesichts des Fußball-Länderspiels Tschechien – Deutschland in der ARD schweigen Dieter Bohlen und die DSDS-Jury bei RTL. Doch was bietet der Privatsender als Ersatz für die wohltuende Stille? Das lauteste Geräusch, das angeblich in der Neuzeit jemals vernommen wurde. Jedenfalls war der Ausbruch des Vulkans Krakatau auf einer kleinen Insel im Indischen Ozean am 27. August 1883 einer der stärksten in der Menschheitsgeschichte. Die Explosion war noch in Tausenden Kilometern Entfernung zu hören. Ganz so laut geht es bei RTL in dem Drama „Die letzten Tage von Krakatau“ nicht zu. Vielmehr wird nach dem großen Knall der Ton gedämpft. Das Publikum erlebt nur einige Sekunden lang das Gefühl der Taubheit, der Betäubung.
Was geschieht in den letzten Augenblicken des Lebens? Das fragt man am besten die BBC: Wenn es um Endzeitszenarien geht, zählt der britische Sender zu den ersten Adressen. Das Budget von 3,2 Millionen Euro steckt in den Effekten. Der Vulkan, der schon Wochen vor dem Ausbruch Asche spuckte, ist im Film häufig malerisch im Hintergrund zu sehen, denn die Insel Krakatau liegt 50 Kilometer von der Küste entfernt zwischen Java und Sumatra. Wenn die Apokalypse losschlägt, bieten der Ausbruch, die gigantischen Wellen, der Ascheregen am verdunkelten Himmel Gelegenheit genug für digitale Mätzchen.
Darüber hinaus sticht der Film von Regisseur Sam Miller heraus, weil er weniger spekulativ ist als üblich in diesem Genre. Vom Ausbruch des Krakatau sind Augenzeugenberichte überliefert, welche die Grundlage des Drehbuchs von Colin Heber-Percy und Lyall B. Watson waren. So haben der Vulkanologe Rogier Verbeek und Johanna Beijerinck, die Frau eines niederländischen Kolonialoffiziers, die Katastrophe überlebt und detailliert beschrieben. Verbeeks Gewissensbisse – er gab sich die Schuld dafür, die Menschen nicht rechtzeitig gewarnt zu haben – und die im Tagebuch notierten Vorahnungen von Johanna Beijerinck sind keine Erfindungen.
Die britischen Schauspieler tun ihr Bestes, aber ihren Künsten sind Grenzen gesetzt. Schließlich wird hier keine ausgefeilte Geschichte erzählt, sondern ein auf wenige Tage begrenztes Naturdrama. Die Sicht der Einheimischen kommt zweifellos zu kurz. Kein Wunder, die Aufzeichnungen stammen ja von den Kolonialherren.
Die letzten Tage von Krakatau,
RTL, 20 Uhr 15
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