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Medien: Der schöne Frust

Menschen bei Maischberger – Dienstag, ARD, 22 Uhr 45. Es sind Kleinigkeiten, die den Gentleman vom Benimmseminarbesucher unterscheiden.

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Menschen bei Maischberger – Dienstag, ARD, 22 Uhr 45. Es sind Kleinigkeiten, die den Gentleman vom Benimmseminarbesucher unterscheiden. Hans-Ulrich Jörges, stellvertretender Chefredakteur des „Stern“, schmeichelte der Fürther Landrätin Gabriele Pauli zwar am laufenden Band („mutige Frau!“), unterbrach sie aber mindestens genauso oft. „Seien Sie doch bitte mal ein Hauch von einem Gentleman“, fuhr ihn ein genervter Friedrich Nowottny irgendwann an.

Nach Erich Böhme und Jörg Kachelmann durfte nun der große Nowottny als „Geburtshelfer“ der pausierenden Sandra Maischberger einspringen. Es war, Lob zuerst, ein schönes Wiedersehen. Sehr elegant und ein bisschen streng, wie damals im „Bericht aus Bonn“, führte der 77-Jährige durch die Sendung. Die Gäste waren neben der „schönen Landrätin“ und dem gewohnt apokalyptischen Jörges Heide Simonis (SPD), ein wunderbar altersgelassener Bernhard Vogel (CDU) und der sympathische 28-jährige Wennigsener Bürgermeister Christoph Meineke (aus Überzeugung parteilos). Bunte Runde, buntes Thema: „Politik regiert, Volk frustriert?“ Auch dem Zuschauer wurde bunt vor Augen. Nowottny (oder die Redaktion?) versuchte, alles abzuhaken, was aktuell irgendwie dazu passt: Wahlrecht, Medien, Volksentscheide, Mitgliederschwund der SPD, Machtkampf der CSU, Diäten und Pensionen, Frauen und Wahlen … zu viel. Am Ende zitierte der gestresste Grandseigneur sogar Churchills Liebeserklärung an die Demokratie falsch. Auf Nowottny übertragen: Diese Moderation war nicht seine beste – aber es gibt kaum einen besseren Moderator.

Marc Felix Serrao

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