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Wild West: Die finale vierte Staffel der Prime-Video-Serie "Goliath" mit Billy Bob Thornton als aufrechter Anwalt William "Billy" McBride spielt in San Francisco.

© Greg Lewis/Amazon

Die Sucht, die Gier und der Profit: In der finalen Staffel von „Goliath“ geht es den Pharmakartellen an den Kragen

Keine schmutzigen Deals: Im „Goliath“-Finale kämpft Billy Bob Thornton gegen die Profiteure der Opioidsucht.

Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Das wusste Will Kane alias Gary Cooper im Western-Klassiker „High Noon“ und das weiß auch William „Billy“ McBride alias Billy Bob Thornton in der Prime-Video-Serie „Goliath“.

In „12 Uhr mittags“ kämpft der Marshal eine einsame Schlacht für Recht und Ordnung. In der vierten und finalen Staffel von „Goliath“ interessieren sich mit Ausnahme des aufrechten Anwalts offenbar alle nur noch für Multi-Millionen-Dollar-Deals. Anfangs scheint auch Billy McBride dieser Versuchung zu erliegen, doch die Fans dieser außergewöhnlichen Serie ahnen schnell, dass ihr Held im Kampf der Armen und Schwachen gegen die Reichen und Mächtigen nicht abtrünnig wird. Und so ist auch diese Staffel eine Rückbesinnung auf Werte wie Recht und Gerechtigkeit. Da passen die Schwarz- Weiß-Träume, in denen sich der Anwalt als Will Kane sieht und den Gründungsmythos Amerikas inmitten des Wilden Westens beschwört, bestens hinein.

[„Goliath“, Staffel 4 mit acht Folgen, Amazon Prime Video, ab Freitag,]

Worum es geht, erfährt der Zuschauer zu Anfang in einer Art True-Crime-Magazinformat. „Seit 1996 wurden landesweit mehr als 100 Milliarden Opioidpillen verteilt. Das sind über 300 Pillen für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem Land. Und dieser Ansturm von Schmerzmitteln führte direkt dazu, dass 200 000 Amerikaner an Opioid-Überdosierungen starben, insbesondere Kalifornien wurde von der Epidemie lahmgelegt“, liest ein Moderator vor und präsentiert den Retter vor dem Oxycodon-Kartell. Ein kleiner Provinzanwalt, der den Zirkel zerschlagen und die Profiteure der Opioidsucht vernichten will, weil seine Tochter nach einem Unfall süchtig nach dem Schmerzstiller wurde und sich das Leben nahm.

Tom Trues Kreuzzug richtet sich gegen drei miteinander verbandelte Unternehmen. Den Pharmahersteller Zax, der die süchtig machende Wirkung des Medikaments bestreitet. Das Vertriebsunternehmen Tillinger Health, das wegschaut, wenn Riesenmengen an der DEA vorbei ausgeliefert werden. Und Russel Drug, das den beim Verkauf nicht auf das auffällige Verhalten der Kunden achtet. Diese Thematik wurde in der fünften Staffel der Amazon-Serie „Bosch“ aufgegriffen.

Das dünne Band zur Realität

Austragungsort der finalen Schlacht des Billy McBride ist San Francisco. Der Anwalt war am Ende der dritten Staffel angeschossen worden, war sogar einige Minuten tot, konnte aber zurückgeholt werden. Das Trauma dieses Mordanschlages verfolgt ihn, immer wieder driftet er ab in seine Träume, in der auch sein Vater immer wieder vorkommt. Das Band zwischen Billy McBride und der Realität war noch nie so dünn wie dieses Mal. Nur die von einem chinesischen Arzt verschriebenen Tees können die Pein lindern. Er lebt sogar in China Town, wo es wie in „Blade Runner“ ständig regnet. Von seinem Sessel aus blickt er stundenlang auf das gegenüberliegende Gebäude und die dort lebenden Menschen. Die vierte Staffel strotzt nicht nur vor Filmzitaten – „Das Fenster zum Hof“ –, auch einige spektakuläre Wendungen sind inbegriffen.

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Ins Spiel gebracht wird McBride von seiner Anwaltspartnerin Patty Solis-Papagian (Nina Arianda), die bei einer großen Kanzlei untergekommen ist. Ihr wird sogar angeboten, Partnerin zu werden. Ihre wichtigste Aufgabe besteht zunächst darin, Billy McBride ins Boot zu holen. Nachdem er zuletzt einen Vergleich in Höhe von 500 Millionen Dollar in einem aussichtslos erscheinenden Prozess rausgeholt hat, spielt es keine Rolle, welche Probleme er sonst mit sich herumschleppt.

Tatsächlich gelingt es Patty, ihn aus seiner Trauma-Isolation herauszuholen. Allerdings lässt sich Billy McBride nicht vereinnahmen, er hat seinen eigenen Kopf und etwas, was die meisten anderen Anwälte offenbar nicht mehr kennen; einen tief verwurzelten Gerechtigkeitssinn.

McBride wiederum muss erst noch herausfinden, wer in der Kanzlei, die Samantha Margolis (Jena Malone) von ihrem Vater übernommen hat, welche Interessen verfolgt. Loyalität ist eines der großen Themen, aber auch die Familie. Die Pillenfirma Zax ist im Grunde ebenfalls ein Familienbetrieb mit George Zax (J.K. Simmons) als Geschäftsführer, Firmengründer Frank Zax (genial: Bruce Dern) sowie den Vertretern der nächsten Generation.

Zunächst muss jedoch noch einmal die alte Garde gegeneinander antreten. Das gilt nicht zuletzt für Billy McBride und seinen ehemaligen Partner und späteren Rivalen Donald Cooperman (William Hurt). Der Kreis schließt sich.

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