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Rotlichtbezirk im Netz: Drei X und viele Fragezeichen

Die oberste Internetbehörde Icann hat Porno-Domains bewilligt. Doch nicht nur zensorische Eingriffe sind künftig zu befürchten.

Wird das Internet nun schmuddeliger oder ordentlicher? Fest steht: Die oberste Internetbehörde Icann (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) hat den Weg für einen neuen Adressraum für pornografische Internetseiten nun endgültig frei gemacht. Zu den bekannten Top-Level-Domains wie .com für Commercial oder .edu für Education (Ausbildung) und den Länderdomains wie .de für Deutschland kommt nun die Endung .xxx für Webseiten mit pornografischen Inhalten. Ein entsprechender Vertrag mit dem Registrar ICM Registry wurde jetzt unterzeichnet. Wer demnächst eine Seite mit der Triple-X-Endung aufruft, begibt sich unmissverständlich in den Rotlichtbezirk des Internets.

Der Weg zu den XXX-Domains war lang und steinig, über acht Jahre wurde darüber gestritten. Drei Anträge waren zuvor an der Icann gescheitert. Die ersten XXX-Adressen soll es bereits im Juni geben. ICM Registry hat angekündigt, dass die Adressen zwischen 75 und 100 Dollar kosten werden. Für knapp 300 000 Seiten gebe es Vorregistrierungen.

Neun Mitglieder des Icann-Vorstands hatten für die Triple-X-Endungen gestimmt bei zwei Gegenstimmen und vier Enthaltungen. Kontrovers wurde vor allem die Möglichkeit diskutiert, dass Icann durch die neuen Top-Level-Domains damit geradezu einige Staaten auffordert, die missliebigen Seiten auszufiltern. Laut „Washington Post“ hat Saudi-Arabien bereits angekündigt, Sexadressen zu blockieren. Fest steht, dass nur pornografische Seiten die XXX-Adressen erhalten, unklar ist, ob eindeutig pornografische Seiten zum Umzug in den neuen Adressraum gezwungen werden sollen.

Doch nicht nur zensorische Eingriffe sind zu befürchten. Das dreifache XXX könnte zu ganz anderen Verwechselungen führen: 2012 finden in London die „Spiele der XXX. Olympiade“  – die 30. Olympischen Spiele – statt. Kurt Sagatz

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