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TV-Missbrauch: „DSDS“, „USFO“, „GNTM“: Jugend ohne Fernsehgott

Sie säuft sich ins Koma, sie führt Zickenkriege, sie hängt vor dem PC ab, Jugend in Deutschland ist fick und fertig. Dieses Zerrbild wird insbesondere vom Privatfernsehen transportiert und ausgenutzt.

Bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ singt Not gegen Elend, beste Chancen hat jener, der auf der Studiobühne seine Resozialisierung absolviert. Ist die Alternative, wie sie „Unser Star für Oslo“ (USFO) vermittelt, besser? Heute ist Viertelfinale, am 12. März wollen ARD und Pro 7 den Repräsentanten für den European Song Contest am 29. Mai gefunden haben. Alle Kandidaten können stimmlich überzeugen, Stefan Raab will ernsthaft Gesangstalent finden. Die jungen Leute sind unprätentiös, locker, es gibt kein Gezicke, keine verbalen Tiefschläge aus der gut besetzten Jury. Ehrlich, alles ist so sauber und so rein wie damals, als Heintje seiner Mutti ein Schloss bauen wollte. Die Zuschauer spüren das, so viel Wohlanständigkeit macht einsam. Die Einschaltquoten der „USFO“-Show pendeln um zwei Millionen Zuschauer, das ist im Vergleich zu „DSDS“ eine kleine Anzahlung.

Da stimmt nichts zusammen. Bei „DSDS“ tritt eine verlorene Generation zum letzten Hurra an, bei „USFO“ feiert der bei den Junggliederungen von CDU und FDP gecastete Nachwuchs seine netten Mundorgel-Abende, bei denen spätestens um 23 Uhr aufgeräumt wird. Und „Germany’s Next Top Model“ (GNTM) bei Pro 7 schneidet sich aus beiden Teilmengen die dritte, die sehr blonde raus. Klar ist: Jeder Sender, jedes Sendersystem castet sich seine Jugend. Jugend bleibt ohne Fernsehgott. Joachim Huber

„Unser Star für Oslo“, 20 Uhr 15, ARD

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