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Medien: Fernsehen kann ich auch

Web-TV professionell: Programm-Chefs verdienen Geld mit ihren Shows

Stand:

Die eigene Fernsehshow? Kein Problem: Digitalkamera mit Videofunktion, Internetanschluss, fertig. Auf Internetplattformen wie Youtube oder Sevenload bekommt jeder seine Bühne. Allein auf der Homepage des Marktführers Youtube gibt es täglich um die 65 000 neue Videos, die meisten von Laienmoderatoren und -filmern. Die Inhalte der Videos sind meistens amateurhaft. Aber der Trend geht zum professionellen Web-TV. In Küchen und Garagen basteln Gründer an neuen Fernsehformaten, die nicht Mainstream genug sind, um im normalen Fernsehen zu laufen. Im Internet wachsen die Fangemeinden, die Zuschauerzahlen liegen im hunderttausender Bereich. Einige Moderatoren können schon vom Web-TV leben. Vier kreative (und kostenlose) Beispiele:

EHRENSENF – DER KLASSIKER

Moderatorin Katrin Bauerfeind berichtet aus der skurrilen Welt des Internets und lästert flapsig und mit einer irren Redegeschwindigkeit über ein Podcast von Volker Kauder, eine tragbare heiße Dusche und Ohrringkopfhörer – Dinge, die kein Mensch braucht. Dafür hat sie 2006 den Online-Grimme-Award bekommen – zu Recht. Hinter „Ehrensenf“, das übrigens ein Anagramm des Wortes Fernsehen ist, steckt die Kölner Produktionsfirma „Ravenrocker“. Seit dem 1. November 2005 ist „Ehrensenf“ auf Sendung. Der Internetsender startete mit Eigenkapital, kann sich aber mittlerweile über Werbespots und -banner und eine Kooperation mit „Spiegel Online“ finanzieren. Montags bis freitags gibt es täglich eine neue Sendung.

www.ehrensenf.de

HELDEN-TV – EHRLICH KOMISCH

Nette kleine Comedy-Filme – für jeden Wochentag mindestens einen: Die animierte Kochshow „Warme Küche“ am Dienstag, die Soap „Verknallt in Köln“ am Mittwoch, die Reise-Comedy-Show „Goldener Osten“ am Samstag. Darsteller sind neben Moderator Michael Koslar Kölner Schauspieler. Demnächst wird Schriftsteller Rich Schwab aus einem Buch lesen. Geschmacklos oder genial? Helden-TV polarisiert – auf jeden Fall mutig. Im September 2006 hat Koslar das Projekt mit Freunden ins Leben gerufen. Hauptberuflich ist er Moderator („Nur mit Nummer“) und Kabarettist (WDR Nightwash). Im Moment zahlt er für Helden-TV noch drauf, ist aber schon im Gespräch mit Werbekunden. Alle zwei Wochen stellt er neue Folgen der einzelnen Comedy-Formate ins Netz.

www.helden-tv.de

DIE MINDTIME-SHOW – ABGEDREHT

Late-Night im Internet: Student Robert Michel alias „RobVegas“ sendet seine Show aus dem Teutoburger Wald. Darin findet er das Grab Jesu, verleiht Online-Oscars oder lässt „CSI Bielefeld“ für sich ermitteln. In seiner Show ist alles höher, schneller, weiter, auch wenn sie in seinem Zimmer im Haus der Eltern in Oerlinghausen gedreht wird. Der Politikstudent hat in Las Vegas sein Geld verloren und versucht es nun über sein Videoblog zurückzugewinnen. Er macht das, was im normalen Fernsehen immer noch verpönt ist: Product-Placement in der Sendung. Jeden Samstag zur Primetime um 20.15 wird eine neue Folge online gestellt.

www.sevenload.de

ELEKTRISCHER REPORTER – NETZNEWS

Marius Sixtus ist der „elektrische Reporter“. Er trägt eine schwarze Brille, hat wenig Haare, ist freier Journalist und berichtet 15 Minuten in der Woche aus der Welt der Medien und des Internets. Das kann ein Interview mit den Gründern der Online-Community Xing sein. Oder eine Geschichte über Weblogs im Iran. Die Beiträge sind journalistisch wertvoll und unterhaltsam. Sixtus hat ein anderes Geschäftsmodell als seine Web-TV-Kollegen: Sein Videoblog produziert er exklusiv für das „Handelsblatt“ und kassiert dafür ein Honorar. Jede Woche gibt es eine neue Folge.

www.elektrischer-reporter.de

Carolin Jenkner

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