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Das neue Windows 10

© dpa

Windows 10: Frag’ nach bei Cortana

Zwischen „Ich will es sofort“ und „Ich will es gar nicht“: Windows 10 kommt. Es müssen deswegen aber nicht gleich neue Rechner her.

„Guten Morgen Dave“. So findig und überraschend, wie der Raumfahrer David Bowman in Stanley Kubricks Weltraum-Epos „2001“ von seinem sprechenden Bordcomputer begrüßt wurde, macht es Cortana nicht. Cortana heißt die digitale Assistentin von Windows 10, dem neuen Betriebssystem von Microsoft, das ab Mittwoch auf den Markt kommt. Mit Cortana lässt sich auf dem Desktop nach dem Wetter fragen, wird der Terminkalender selbsttätig aktiviert oder beim Besuchen der Website einer Pizzeria automatisch Telefonnummer, Route und Öffnungszeiten eingeblendet.

Revolutionär an Windows 10 ist nicht Cortana, sondern die Tatsache, dass das neue Windows kostenlos zu haben ist, als Upgrade für Nutzer der Vorgängersysteme Windows 7 und 8.1. Das sind über 30 Millionen Computernutzer in Deutschland, die in diesen Tagen und Wochen automatisch auf das Upgrade hingewiesen werden (Windows läuft auf 1,5 Milliarden Rechnern weltweit). Gratis-Windows – ein Novum für das Unternehmen, das seine Kunden bisher für Software-Upgrades zur Kasse gebeten hatte.

Revolution der Computer- und Internetnutzung

Nach und nach soll Windows 10 auf den PCs dieser Nutzer aufgespielt werden. Dafür braucht es in der Regel keinen neuen Computer. Mindestvoraussetzung bei der Hardware sind ein GByte RAM (bei der 32-Bit-Variante) oder zwei GByte RAM (64-Bit-Variante). Beim Versuch eines Upgrades werde automatisch erkannt, ob der jeweilige PC oder Laptop Windows-10-tauglich ist oder nicht. Mit Windows 10 möchte Microsoft bei der Revolution der Computer- und Internetnutzung durch Smartphones und Tablets mithalten. Das System soll sowohl auf klassischen PCs und Laptops als auch auf Smartphones, Tablet-Computern und der Spielekonsole Xbox laufen.

Schön für den Weltkonzern, aber was bringt das Ganze dem Nutzer konkret, außer der sprachgesteuerten Assistentin Cortana? Eine automatische Gesichtserkennung namens Hello, eine gegenüber Windows 8.1 verbesserte Kachel-artige Benutzeroberfläche zum Startmenü, die Möglichkeit, mit sogenannten „Universal Apps“ ein System für alle Geräte (PC, Laptop, Tablets, Handys) zu haben, optimierte Mausbedienung und Sicherheitsfunktionen wie die Antimalware Scan Interface oder auch eine neue Taskansicht, per Klick oder Wischgeste mit drei Fingern werden alle geöffneten Programme nebeneinander angezeigt – viele werden sich trotzdem fragen, brauche ich das jetzt überhaupt, wenn mein System störungsfrei läuft?

„I’m afraid I can’t do that, Dave.“

Klare Antwort: Jein. Microsoft erinnert daran, dass die Windows-7-Hardware auch schon sechs Jahre alt ist und verspricht, dass bei der Upgrade-Installation sämtliche Daten, Einstellungen und Anwendungen erhalten bleiben. Das Fazit der Experten der Zeitschrift „c’t“ sieht etwas anders aus. Windows 10 ist stabil und kompatibel genug, um es auf die PCs der upgradewilligen Anwender loszulassen. Die Entscheidung für oder gegen Windows 10 sei aber schon schwerer als bei früheren Versionen. Windows-7-Anwender müssten nicht nur bedenken, dass die neue Version viele spannende Neuerungen hat und dass manches fehlt, sondern, dass es auch die Idee des so genannten „Windows as a Service“ gibt.

Wer bislang gerne abgewartet hat, bis sich eine neues Windows bei anderen bewährt hat, muss nun länger warten. Unerprobt ist nicht nur Windows 10 selbst, sondern auch die Methode zur Ergänzung um neue Funktionen. Microsoft will das Betriebssystem ständig weiterentwickeln und neue Funktionen nachrüsten. Dadurch werden sich im Laufe der Zeit Hardwareanforderungen nach oben verändern. Wer bei Windows 10, so „c’t“ weiter, also zwischen „Ich will es sofort“ und „Ich will es gar nicht“ steht, sollte ruhig einige Wochen abwarten.

Das heißt aber auch, vorläufig auf Edge, den neuen Standard-Browser von Windows 10, zu verzichten, einem der schnellsten und übersichtlichsten seiner Art, der das etwas maue Image seines Vorgängers Internet Explorer (IE) vergessen machen soll. Eines will Microsoft auf jeden Fall garantieren: Dass Windows-Nutzern durch das baldige Upgrade keine späteren Kosten entstehen. Für zwölf Monate stehe das Angebot des kostenloses Upgrades, so ein Sprecher, es gebe dauerhafte Gratis-Updates, kein Abo-Angebot.

Sicher ist wohl auch, dass es die digitale Assistentin Cortana mit ihrem kontextbezogenen Wissen nicht übertreibt, wenn man mal eine Pizza bestellen oder seinen Computer runterfahren möchte. Wie sagte da einst Kubricks Hal zu dem Raumfahrer: „I’m afraid I can’t do that, Dave.“

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