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Da geht was!  Bürgermeister Unterguggenberger (Karl Markovics, rechts) muss Überzeugungsarbeit leisten.

© dpa

Das Wunder von Wörgl: Geld weg, Arbeit da

„Das Wunder von Wörgl“: Ein BR-Film über ein Experiment für Vollbeschäftigung und Wohlstand im Jahr 1932.

Wer würde sein Geld sparen, wenn es jeden Monat einen Prozent seines Werts verliert? Im österreichischen Wörgl stand diese Frage 1932 im Mittelpunkt. Die Tiroler Gemeinde wagte inmitten einer schweren Wirtschaftskrise ein Experiment – und erfand das Wörgler Schwundgeld. Die Bürger bemühten sich, die Scheine schnell auszugeben und kurbelten damit Wirtschaft und Vollbeschäftigung mächtig an. 2018 wurde „Das Wunder von Wörgl“ verfilmt, am Dienstag zeigt nun das BR Fernsehen diesen etwas anderen Heimatfilm, der gerade mit dem österreichischen Fernseh- und Filmpreis „Romy“ ausgezeichnet wurde.

Wörgl, 1932: Die Weltwirtschaftskrise hat auch Tirol weiter im Griff, die Arbeitslosigkeit ist dramatisch gestiegen, die kleine Gemeinde Wörgl hat kein Geld mehr und der Nationalsozialismus droht sich unter den enttäuschten Bürgern weiter auszubreiten. Bei der Suche nach einer Lösung macht sich Bürgermeister Michael Unterguggenberger (Karl Markovics, „Babylon Berlin“) Gedanken über den Kern des Geldes. Erst durch die Übereinkunft aller wird das Stück Papier zu etwas Wertvollem. Unterguggenberger zieht daraus den Schluss: Die Gemeinde kann einfach eigenes Geld verbreiten.

Nicht emotional, sondern lehrreich

In der Folge zeigt der Film von Regisseur Urs Egger („Gotthard“) und Drehbuchautor Thomas Reider („Stillleben“) vor allem, wie der umtriebige Bürgermeister Überzeugungsarbeit leisten muss für seine „Arbeitsbestätigungsscheine“, die ihren Wert mit der Zeit verlieren. Probleme in der Familie, ein Metzger, der sich lieber dem NS-Denken als dem regionalen Experiment hingibt, und der nahende Streit mit der Nationalbank sorgen für etwas Spannung in einer sonst simplen Erfolgsgeschichte, die ein jähes Ende findet.

Der Film erzählt all das in einer sehr unaufgeregten Art und Weise, mit ein paar Heimatfilmelementen – viel Lokalkolorit bei der Sprache, eine kleine Zithereinlage, aber glücklicherweise wenig Bergpanorama. Auffällig ist, dass der Film sehr grau daher kommt – sowohl hinsichtlich der Farben als auch der Stimmung. „Das Wunder von Wörgl“ ist kein hochemotionaler, aber ein sehr lehrreicher Spielfilm, der in verständlicher Art das Denken über das Wesen des Geldes anregt und das Phänomen von Regionalwährungen ins Licht rückt. Schließlich ist das Wörgler Schwundgeld nur ein – besonders erfolgreiches – Beispiel solcher Konzepte.

Auch heute werden sogenannte Regionalwährungen ausgegeben, ein Beispiel ist etwa der Einbecker Zehner, mit dem die niedersächsische Gemeinde Einbeck die Kaufkraft in der Stadt halten will. Die Idee aus Tirol lebt also nicht nur im Film weiter. (dpa)

„Das Wunder von Wörgl“, BR Fernsehen, Dienstag, 22 Uhr

Fabian Nitschmann

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