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Hans Janke, Großmeister des fiktionalen ZDF-Fernsehens, ist gestorben.

© ZDF und Carmen Sauerbrei

Großmeister fiktionaler Programme: Früherer ZDF-Fernsehfilmchef Hans Janke gestorben

Ob "Derrick" oder "Fernsehfilm der Woche": Hans Janke wollte große Popularität stets mit großer Qualität verbinden. Ein Nachruf

Wenige Namen können genannt werden, wenn es um die herausfordernde Verbindung von Qualität und Originalität des fiktionalen Fernsehens geht. Einer dieser Namen ist Hans Janke. Er hat in den Jahren, als er Fernsehfilmchef des Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz war, das Programm des Senders geprägt, seien es Serien, Reihen, Event-Mehrteiler oder Kino-Koproduktionen gewesen. Er hat das Paradox aus Unterhaltung und Anspruch miteinander versöhnt, er hat das breite Publikum nicht aus den Augen verloren, wenn es galt, gesellschaftliche Themen für das Primetime-Fernsehen fruchtbar zu machen. Fiktion hieß für ihn Verantwortung in Bild und Ton, Popularität musste sich auf Qualität reimen, anders war für ihn Fernsehen, das sich und den Zuschauer ernst nahm, nicht zu haben. Intendant Norbert Himmler bezeichnete Janke als „Garant für höchste Filmqualität im ZDF“.

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Von der langen, überlangen Liste jener Produktionen, die Hans Janke ins Werk setzen ließ, seien nur stellvertretend genannt: zunächst die erfolgreichen Freitagskrimis wie "Derrick", "Der Alte" und "Ein Fall für zwei". Zudem war er verantwortlich für die Entwicklung von Krimireihen wie "Bella Block", Lars Beckers "Nachtschicht", für Kino-Ko-Produktionen wie die Walser-Verfilmung "Ein fliehendes Pferd" sowie die Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Stets hielt er auch die Hand über die Redaktion Das kleine Fernsehspiel, das sich zur ersten Adresse für den Filmnachwuchs entwickeln sollte..  

Fernsehfilm der Woche

Hans Janke, daran erinnert das ZDF zu Recht, erfand den "Fernsehfilm der Woche" am Montag, indem er das klassische Fernsehspiel zu einem bis heute erfolgreichen Modell des modernen deutschen Fernsehfilms umformte. Natürlich hatte er auch da das Publikum im Blick, dem er nicht zuletzt mit den Mitteln des Krimis gesellschaftliche wie individuelle Verwerfungen nahe-, jedenfalls näherbringen wollte. Er fand dafür Autoren und Regisseure, wenn er sie nicht selber "erfand": Matti Geschonneck, Lars Becker, Gabriela Zerhau, Dominik Graf, Rainer Kaufmann, Christian Petzold, Carlo Rola und viele mehr. Es musste die erste Reihe sein, darunter war es mit Hans Janke nicht zu machen.

Vom Medienkritiker zum Fernsehmanager

Der 1944 im westfälischen Erwitte geborene Janke zeigte einen erstaunlichen Karriereweg. In den 70er Jahren arbeitete er als Medienkritiker, bevor er ab 1983 das Grimme-Institut mit Sitz in Marl leitete. Man muss schon Traute und Selbstvertrauen haben, wenn man aus so gesicherter Position zum Fernsehen wechselt. Janke traute sich und ließ sich 1989 vom damaligen Intendanten Dieter Stolte zum ZDF locken, wo er innerhalb von drei Jahren zum Leiter der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm aufstieg. Janke war klug genug, seine filmkünstlerische Aufgabe mit Macht abzusichern: Seit 1995 war er zusätzlich stellvertretender Programmdirektor des Senders. Fernsehen zu machen heißt auch, Fernsehen zu managen. 2009 ging er in den Ruhestand.

Einer, der Fernsehen denken konnte

Was heißt Ruhestand: Wenn Hans Janke in Berlin und anderswo zu treffen und zu sprechen war, dann war er stets im Bilde, was im wirkmächtigsten Medium gut und was schlecht lief. Hans Janke konnte fiktionales Fernsehen denken und er konnte wie kaum ein Zweiter darüber sprechen. Von zarter Gestalt und feiner Stimme war er ein eminenter Rhetor und ebensolcher Autor. Auszeichnungen wie der Sonderpreis des Robert Geisendörfer Preises der evangelischen Kirche sollten nicht fehlen.

Am Montagabend teilte das ZDF mit, Hans Janke sei am vergangenen Dienstag im Alter von 77 Jahren in Wiesbaden gestorben. Hans Janke, dieser Großmeister fiktionaler Fernsehprogramme, ist tot.

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