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Medien: Heidenreich hat die Ehre

Wieder dominieren die Öffentlich-Rechtlichen die Grimme-Nominierungen

Eine Fernsehfrau hat ihren Grimme-Preis bereits sicher: Elke Heidenreich. Die Moderatorin und Autorin erhält in diesem Jahr die „Besondere Ehrung“ des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (VHS), der den Adolf-Grimme-Preis seit über 40 Jahren stiftet. VHS-Direktor Ulrich Aengenvoort nannte das „mediale Multitalent“ authentisch und neugierig, witzig, schlagfertig und temperamentvoll. Ihre ZDF-Literatursendung „Lesen“ sei ein großes Fernsehvergnügen.

Wer neben Heidenreich am 31. März in Marl die Grimme-Preise in Empfang nehmen darf, ist noch offen. Jurys haben aus rund 600 Vorschlägen 56 Nominierungen für die Preiskategorien „Fiktion & Unterhaltung“, „Information & Kultur“ sowie „Spezial“ destilliert. Die ehemalige Geisel Susanne Osthoff ist nicht darunter. Die Begründung des Vorschlags, Osthoff habe bei ihren Interviews im „heute-journal“ (ZDF) und bei „Beckmann“ (ARD) die Erwartungshaltung der Medien erfolgreich unterlaufen, wies die Jury als nicht überzeugend, inszeniert und überzogen zurück. Susanne Osthoff war von einem Mitarbeiter des Tagesspiegels als Privatmann ohne jede interne Absprache vorgeschlagen worden. Auf der Tagesspiegel-Medienseite vom 13. Januar ist über diesen Vorschlag berichtet worden.

Besonderes Lob heimste Matti Geschonneck ein, der gleich mit drei Fernsehfilmen („Silberhochzeit“, „Die Nachrichten“, „Mord am Meer“) unter den nominierten Beiträgen vertreten ist. Sogar fünf verschiedene Beiträge aus der Reportage-Reihe „die story“ (ARD/WDR) haben es ins Wettbewerbskontingent geschafft, dazu wurden noch die „story“-Autoren Ingolf Gritschneider und Georg Wellmann nominiert. Dagegen fiel Wilfried Huismanns Enthüllung über den Kennedy-Mord („Rendezvous mit dem Tod“) als „zu spekulativ“ und „nicht hieb- und stichfest“ durch. Als Speerspitze der ARD-Information darf nun Anne Will gelten, deren „Tagesthemen“-Interviews positiv auffielen. Nicht überraschend ist, dass Rekord-Preisträger Heinrich Breloer („Speer & Er“/ARD) die Chance auf seine achte Grimme-Trophäe erhält. Auch das Renommierstück des ZDF, Dieter Wedels „Papa und Mama“, wurde bedacht. Trotz der erneuten Dominanz der öffentlich-rechtlichen Sender tadelte Grimme- Chef Uwe Kammann ARD und ZDF, weil anspruchsvolle Informationssendungen häufig nur zu nachtschlafender Zeit zu sehen seien oder auf Arte und 3sat abgeschoben würden. „Hier vergeben die Sender mutlos und leichtfertig die Chance, eindeutig Profil zu zeigen.“

Mit nur vier Nominierungen sind die kommerziellen Anbieter bei Grimme wieder hoffnungslos in der Minderheit; RTL hatte sogar überhaupt nichts Preiswürdiges zu bieten, finden jedenfalls die Jurys. Unter den 20 Filmen und Unterhaltungsformaten, die um die fünf Preise in dieser Kategorie streiten, sind mit der Comedy „Pastewka“, dem Fernsehfilm „Ich liebe das Leben“ (beide Sat 1) und der Sitcom „Stromberg“ (Pro7) nur drei Beiträge privater Anbieter. In der Kategorie „Spezial“ wurde noch „pimp my Fahrrad“ von MTV, eine Satire auf das US-Vorbild „pimp my ride“, berücksichtigt. Die aufwändigste kommerzielle Produktion des Jahres, der Sat-1-Zweiteiler „Die Luftbrücke“, überzeugte die Jury nicht. tgr/jbh

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