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Medien: Himmelsboten

Astronomie ist bei Lesern beliebt. Nicht nur Fachtitel widmen sich der Faszination Weltraum

Ein simples Fernglas öffnete ihnen die Augen. Bald darauf standen sie mitten in der Nacht fröstelnd mit einem Fernrohr auf dem Balkon, um die Krater auf dem Mond ins Visier zu nehmen. Dann bauten sie ihren Dachstuhl aus, um auch die Ringe des Saturn zu erkennen. Und inzwischen fahren sie am Wochenende regelmäßig mit einem Kleinbus voller Teleskope, Kameras und warmer Sachen in die Berge und jagen Kometen.

Sternengucker sind engagierte Liebhaber. Heute erscheint die erste Ausgabe des Magazins „Astronomie heute“, das sich vor allem an sie richtet: die Hobbyastronomen und solche, die es werden wollen, an Sternwartenbesucher und Lehnstuhl-Astronomen.

„Das große Pfund, mit dem wir wuchern, ist die Begeisterung der Szene“, sagt Chefredakteur Reinhard Breuer. Er kennt die Szene wie kaum ein anderer. Der Astrophysiker ist seit einigen Jahren Chefredakteur der populärwissenschaftlichen Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ und hat seine Leser immer wieder nach ihren Lieblingsthemen befragt. „Unsere Evergreen-Liste ist sehr stabil“, sagt er. „Und auf Platz Eins liegen ganz klar die Astronomie und Kosmologie.“

Woher kommen wir? Ist das Universum endlich oder unendlich? Sind die Naturgesetze in unserem Kosmos ewige Wahrheiten? Sind wir allein im Universum? Fünf von jährlich zwölf Titelgeschichten von „Spektrum der Wissenschaft“ ranken sich um solche Fragen, die unser Weltbild berühren. Und auch Magazine wie „Spiegel“ oder „Focus“ prunken regelmäßig mit einer extragalaktischen Aufmachung.

Um so mehr verwundert es, dass die Astronomie auf dem hiesigen Markt bislang nur mit wenigen Fachzeitschriften vertreten ist. Die bemerkenswerteste unter ihnen ist die Zeitschrift „Sterne und Weltraum“. Sie ist vor vierzig Jahren am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg entstanden und wird noch heute von Wissenschaftlern des Instituts gestaltet.

„Wir wollten damals eine Plattform für den Dialog mit der Öffentlichkeit schaffen und etwas für den astronomischen Nachwuchs tun“, sagt Jakob Staude, seit 1981 Chefredakteur des Magazins. „Das war ein harter Weg.“ Die Zeitschrift mit den wunderbaren Bildern berichtet über die aktuelle astronomische Forschung, hat Raum für Überblicksartikel und historische Beiträge und füttert die Sternenguckergemeinde mit nützlichen Tipps. Sie verkauft monatlich mehr als 20000 Exemplare, zwei Drittel davon an Abonnenten, den Rest am Kiosk. Darüber hinaus macht die sechsköpfige Redaktion Spezialhefte über Einsteins Erbe oder die Monde in unserem Sonnensystem.

„In Italien oder Frankreich haben Astronomiezeitschriften aber einen viel höheren Leseranteil als bei uns“, sagt Staude. In den USA erreiche „Astronomy“ 200000 Käufer, „Sky & Telescope“ weitere 120000. „Und darunter gibt es 50000 Doppelleser."

Das neue Magazin „Astronomie heute" ist die deutschsprachige Ausgabe von „Sky & Telescope“. Es erscheint ebenso wie „Sterne und Weltraum“ in der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, zu der auch der Tagesspiegel gehört, und startet mit einer Auflage von 32000 Exemplaren.

„Wir positionieren uns unterhalb von ,Sterne und Weltraum’“, sagt Breuer. „Wir sind noch populärer und möchten mehr Nutzwert bieten. Wir möchten die Leser beraten, wie sie sich ein Fernglas kaufen und Himmelsbeobachtungen machen können.“

Dank technischer Fortschritte ist das Geschehen am Himmel für den Amateur heute spannender denn je, während die astronomische Forschung von neuen Raumfahrtmissionen und Großteleskopen beflügelt wird. „Das Interesse an Astronomie ist nicht zu sättigen", sagt Breuer. Himmlische Aussichten – trotz Flaute im Zeitschriftengeschäft.

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