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Wo laufen sie denn? Seit 20 Jahren beschäftigt sich „Galileo“ mit Moderator Aiman Abdallah mit Zukunftsfragen.

© Marc Rehbeck/ProSieben

20 Jahre "Galileo" mit Aiman Abdallah: "Ich habe jede Woche Aha-Effekte"

TV-Moderator Aiman Abdallah über Rugby und Infotainment im Fernsehen sowie 20 Jahre „Galileo“ bei ProSieben.

Herr Abdallah, die meisten Zuschauer kennen Sie als Moderator der ProSieben-Wissenssendung „Galileo“. Auf ProSieben Maxx haben Sie gerade mehrere Spiele der deutschen Rugby-Nationalmannschaft in der WM-Hoffnungsrunde präsentiert. Kehrt „Mr. Galileo“ zu seinen Wurzeln als Sportmoderator zurück?

„Galileo“ bleibt meine Heimat, die Rugby-Moderationen sind ein sehr schöner Zusatz. Ich habe früher unter anderem in der U21-Rugby-Nationalmannschaft gespielt, das war im Sender bekannt und deshalb hat man mich gefragt. Ich möchte aber auf jeden Fall „Mr. Galileo“ bleiben, schließlich haben wir sehr lange dafür gearbeitet, diese Positionierung im Haus und bei den Zuschauern in Deutschland zu bekommen.

Was meinen Sie mit Positionierung?

Als wir vor 20 Jahren mit „Galileo“ angefangen haben, war ProSieben der Spielfilm- und Seriensender. Es gab zwar „Welt der Wunder“ als Einzelformat, aber bei der Kombination Wissen-TV und ProSieben gab es hochgezogene Augenbrauen. Wir haben gezeigt, dass beides zusammenpasst, und das täglich. Da haben sich damals nicht einmal die Öffentlich-Rechtlichen herangetraut.

Ärgert es sie, wenn Privat-TV auf Unterhaltung reduziert wird?

Nein, ich freue mich vielmehr, dass wir so viel erreicht haben. Nehmen Sie den neuen ProSieben-Dienstag, der in der kommenden Woche startet. An dem Tag laufen „Galileo“ im Vorabend, „Galileo Big Pictures“ und „Uncovered“ mit Thilo Mischke in der Primetime und „Zehn Fakten“ im Anschluss. Das ist der beste Beweis, dass wir ein Territorium erobert haben, von dem ich lange nicht zu träumen gewagt hatte.

Was macht Wissens-TV im Privatfernsehen aus?

Infotainment ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir möchten unterhalten und informieren, wir wollen Aha-Effekte und wir möchten die Zuschauer visuell verwöhnen. Das ist zwar ein schwieriger Spagat, aber für uns ein ganz wichtiger Anspruch.

Wenn man die erste Folge mit aktuellen Ausgaben vergleicht, scheint das Konzept weitgehend unverändert.

Dennoch hat sich ganz viel geändert. Das fängt bei der Quantität an: Die Sendung ist jetzt dreimal so lang. Und geht bei der Qualität weiter: Es gibt heute viel mehr Reportagen, die Themen sind breiter geworden, wir werden immer relevanter für den Alltag und das Leben unserer Zuschauer. Zudem drehen wir inzwischen fast alles selber.

Wie groß ist das Team?

An einer Sendung sind schnell bis zu 70 Leute beteiligt, angefangen bei der Redaktion und den Autoren über die Kamerateams bis hin zur Studiobesetzung und der Regie. Das Tägliche muss gefüllt werden. In der ersten Sendung wurde darüber berichtet, wie man aus der Hand die Fruchtbarkeit eines Menschen ablesen kann.

Würde ein solcher Bericht heute noch funktionieren?

Das ist sicherlich immer noch ein spannendes Thema. Dennoch könnten wir das nicht 1:1 übernehmen. Wir sind erwachsener, reifer geworden, beantworten Fragen inzwischen anders. Man darf nicht vergessen, dass wir damals die Konkurrenz aus dem Internet noch nicht hatten.

Was geht denn heute, und was nicht?

Grundsätzlich fragen wir uns, was ein Beitrag den Zuschauern bringt, wie nah er an deren Alltag ist. Wichtig ist eine klare Fragestellung, und es muss Antworten geben.

Und welche Themen sind überholt?

Etwas ausgelutscht sind Berichte über Produktherstellung. Eine Zeit lang hatten wir sehr viele Großtransporte. Da sagen wir jetzt: Das hat man schon gesehen. Essen hingegen ist immer ein Thema.

"Erdbeerernte im November - das regt zum Nachdenken an"

So wie gerade der Bericht über Erdbeeren im November.

Natürlich, das ist schließlich auch eine klimatische Frage, wenn man im November in Deutschland Erdbeeren ernten kann. Mit solchen Beiträgen wollen wir auch zum Nachdenken anregen. In den aktuellen Teil am Anfang der Sendung nehmen wir darum auch die Themen mit politischer Relevanz rein, aber aus einem anderen Blickwinkel als in den Nachrichten.

Wie bei „Galileo 100“?

In dieser Rubrik, die wir vor drei Wochen gestartet haben, geht es um gesellschaftspolitische Themen. Wir haben 50 Männer und 50 Frauen ausgewählt, die sich den Experimenten des „Galileo“-Teams stellen. So soll herausgefunden werden, ob gewisse Vorurteile stimmen oder nicht. Ob Frauen beispielsweise weniger schmerzanfällig sind als Männer oder die besseren Multitasker sind.

Welche Aha-Effekte sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Ich habe jede Woche Aha-Effekte. Einen hatte ich unlängst bei der Fragestellung, wie Gerüche unsere Erinnerungen beeinflussen. Ich erinnere mich zum Beispiel bei Regen im Sommer immer daran, wie ich in meiner Jugend bei Gewitter Fahrrad gefahren bin. Jeder hat solche Verbindungen. Bei Gerüchen erinnert man sich sofort an sein Zuhause, seine Kindheit oder an Urlaube.

Wie bleiben Sie offen für neue Themen und Aha-Effekte?

Über den Blickwinkel: Für einen Erwachsenen ist eine Baustelle eine Baustelle. Ein Kind sieht dort einen Bauarbeiter, Kran, Bagger, Gerüste, Sand, Steine. Dieser kindliche Blick, den wir bei „Galileo“ einnehmen, von dem profitiere ich auch privat.

Sie sind jetzt 53 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch vor der Kamera stehen?

„Galileo“ hat definitiv die Chance auf weitere 20 Jahre, sicherlich nicht ausschließlich im linearen Fernsehen. Wir haben ja auch einen Youtube-Channel, eine App, die Homepage Galileo.tv, wir sind auf der Alexa mit einem Skill vertreten. Die Inhalte werden immer mehr ins Digitale fließen. Für mich persönlich gilt: Ich habe viel Spaß an diesem Job. Solange mir die Zuschauer zuhören, mich sehen wollen und mich via TV nach Hause einladen, bin ich dabei.

Das Gespräch führte Kurt Sagatz.

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