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Kolumne: Zu meinem Ärger: Japan und die Besserwisser

José Redondo-Vega, Chefredakteur von "GQ" und "GQ Style", ärgert sich über Menschen, die sich plötzlich als Volkskundler aufspielen, und ist berührt von den Feuerwehrleuten in Japan.

Herr Redondo-Vega, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Über die Besserwisserei einiger Medienvertreter, aber auch in Cafés, im Bundestag, überall. Plötzlich entpuppten sich bislang unverdächtige Menschen als Volkskundler in der Manier des 19. Jahrhunderts und quälten ihr Umfeld oder ihre Leser mit Thesen, wieso die Japaner aufgrund ihrer Mentalität die Katastrophe besser ertragen und dass es ihre eigentliche Hauptsorge sei, andere mit ihren Problemen zu belasten. Dicht gefolgt von all jenen, die ja immer schon darauf aufmerksam gemacht haben, dass Ben Ali, Mubarak und Gaddafi keine lupenreinen Demokraten gewesen seien. Wann waren eigentlich die Großdemos gegen diese Despoten von all denen, die immer schon dagegen waren? Muss ich verpasst haben.

Gab es auch etwas, über das Sie sich freuen konnten?

Tief berührt haben mich die Berichte über die Feuerwehrleute aus Städten wie Osaka, die aus freien Stücken und scheinbar unaufgeregt die Reise ins ferne Fukushima angetreten haben. Diese Männer sind für mich der Inbegriff von Haltung, Selbstlosigkeit und Verantwortung für die eigene Familie und die Gemeinschaft. Diese Begrifflichkeiten kann man konservativ nennen. Ich finde, das werden sie erst, wenn man diesen Tugenden den Stempel des Heldentums aufdrückt.

Welches Youtube-Video können Sie empfehlen?

Klingt jetzt nach Eigenwerbung, muss aber sein: ich empfehle den Spot unserer Kollegen der britischen „GQ“. Ich habe ihn schon tausendmal gesehen und muss immer noch lachen. Zu finden auf Youtube unter „GQ: Ideal man“ (http://www.youtube.com/watch?v=AbGLidX5LTc).

José Redondo-Vega, Chefredakteur von „GQ“ und „GQ Style“.

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