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Appell der Privatfunk-Lobby: Medienvielfalt sichern
Die privaten Anbieter bei Radio, Fernsehen und Online sehen sich durch Corona wirtschaftlich unter Druck. Sie fordern ein Belastungsmoratorium
Stand:
Die wirtschaftliche Lage vieler Medienfirmen in Deutschland ist wegen der Corona-Krise sehr angespannt. „2021 wird ein Entscheidungsjahr – auch im Sinne der Zukunft und der Medienvielfalt privater Medien“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Verbands Privater Medien (Vaunet), Annette Kümmel, am Mittwoch. Anders als 2020 gehe man nicht mit einem guten Start ins Jahr, sondern mit den Belastungen der Virus-Pandemie wie sinkenden Werbeeinnahmen, aber weiter hohen Fixkosten. In den vergangenen Lockdown-Monaten spürten Unternehmen teilweise deutlich zweistellige Umsatzrückgänge. Einige Firmen lägen trotz Einbußen unter der Schwelle, ab der die Corona-Hilfe greife. Die Branche sei unterschiedlich stark betroffen, sagte Kümmel. Wir können bei einzelnen Mitgliedern, bei kleineren und lokalen Anbietern Insolvenzen nicht ausschließen.“
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Die privaten Radio- und TV-Sender hätten in der Krise deutlich mehr Reichweite gewonnen und ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt. Die Belastungen hätten sich seit Jahresbeginn allerdings bei vielen Unternehmen sogar noch verschärft. „Je lokaler und je kleiner und unabhängiger, desto schwieriger ist die wirtschaftliche Situation.“ Der Verband setze deshalb auf die Kompensation coronabedingter wirtschaftlicher Schäden, ansonsten werde die publizistische Vielfalt der privatwirtschaftlich organisierten Medien bei Radio, Fernsehen und Online schrumpfen.
Der für die Radio-Branche zuständige Vaunet-Experte Marco Maier sieht die Gefahr, dass die Medienhäuser derzeit kaum in wichtige Felder wie Digitalisierung investieren können. „Das größte Problem, das wir momentan haben, ist das Abgehängt-werden.“ Mangelnde Investitionen würden in den nächsten Jahren nachhaltig Probleme bereiten.
Belastungsmoratorium gefordert
Der Verband fordert angesichts der Umsatzeinbußen ein „Belastungsmoratorium“ für anstehende Gesetzesvorhaben, um die Wettbewerbsfähigkeit privater Unternehmen zu stärken. Jedes Gesetzesvorhaben solle auf seine wirtschaftlichen Auswirkungen für die Medien geprüft werden, sagte Kümmel. So könne eine Stabilisierung der Branche in einer schwierigen Situation erreicht werden.
Stärker in den Fokus rücken will Vaunet den „Public Value“ der privaten Medien, also den Nutzen ihrer Leistungen für die öffentliche Kommunikation. Nachhaltigkeit, Ökologie und Sozialverträglichkeit sollten in der gesamten Branche intensiver diskutiert werden. Die privaten Medien wollten sich als „verlässlicher Gegenpol“ zu Fake News anbieten. „Public Value“ sieht Kümmel als zentrale Aufgabe an, nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zu den Öffentlich-Rechtlichen.
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