Millionen mit Ost-West-Handel: Die Gucci-Kommunistin

Der Export von Spitzentechnik in den Osten war während des Kalten Kriegs untersagt. Eine findige österreichische Geschäftsfrau wusste jedoch, wie man das Embargo umgeht. Sie vertickte aber nicht nur ein paar Computer an die DDR. Sie schmuggelte gleich eine ganze Festplatten-Fabrik durch den eisernen Vorhang.

Wie das funktionierte? Dieses Kunststück erklärt Gaby Schlag in ihrer informativen Historiendoku über eine mondäne Millionenbetrügerin, „Die Rote Fini – Die verschwundenen Millionen der DDR“ (Arte, 1.06., 20 Uhr 15). Durch Vermittlung ihres Ehemanns, dem kommunistischen Bankdirektor Adolf Steindling, verwaltete Rudolfine Steindling schon bald das Firmenimperium der Kommunistischen Partei Österreichs. Deren „K“ stand seinerzeit für Kapitalismus.

Wen wundert es, dass die „Rote Fini“ ihr Kerngeschäft mit der DDR abwickelte? Ihr Spezialgebiet: die von der SED-Diktatur kontrollierten Außenhandelsbeziehungen Ostdeutschlands. Bei jedem einzelnen Geschäft mit dem Westen flossen satte Provisionen in die Kassen der Ostberliner Scheinfirma Novum.

Als deren Geschäftsführerin kassierte Rudolfine Steindling mit ab. Umgerechnet 255 Millionen Euro häufte sie dabei an. Einen Teil dieses mutmaßlichen SED-Vermögens spürte die Treuhand nach dem Mauerfall auf. Den Verbleib restlicher 130 Millionen Euro nahm die 2012 Verstorbene mit ins Grab.

Die Lebensgeschichte dieser beinharten Geschäftsfrau, die sich in einer Männerdomäne durchsetzte, illustriert Gaby Schlags Film mit nachinszenierten Szenen. Oftmals wirkt dieses Reenactment ja steif wie Bauerntheater.

Doch dank der kongenialen Besetzung mit Adele Neuhauser wird das Gebaren der Kommerzialrätin, die einen Champagner- und Chanell-Lebensstil mit Hummer und Sichel pflegte, lebhaft vorstellbar.