Medien: Mister WAZ
Verleger Erich Schumann gestorben
Die genaue Funktion hieß WAZ-Miteigentümer und geschäftsführender Gesellschafter, tatsächlich hatte Erich Schumann einen alles prägenden und erklärenden Spitznamen: „Mister WAZ“. Anerkennung und Respekt vor seiner Lebensleistung drückten sich damit aus. Schumann, geboren am 13. Dezember 1930 in Nürnberg, hatte den Verlag zusammen mit Günther Grotkamp in den achtziger und neunziger Jahren zum drittgrößten Medienkonzern hinter Bertelsmann und Springer ausgebaut. „WAZ“ steht im engen Sinn für die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, aber die Essener WAZ-Mediengruppe ist längst auf dem internationalen Markt vertreten, insbesondere in Österreich und Südosteuropa. Über 500 Publikationen erscheinen in der Gruppe, Radio, Fernsehen, Online gehören ebenso dazu wie Serviceunternehmen. 16 000 Mitarbeiter erwirtschaften jährlich zwei Milliarden Euro Umsatz.
Im WAZ-Konzern steckt eine komplizierte Struktur. Als Adoptivsohn gehörte Schumann zum Gesellschafterstamm des WAZ-Mitbegründers Erich Brost, Schumann gehörten 20 Prozent am Verlag. Der Brost-Stamm wird jetzt in der Geschäftsführung allein vom früheren Kanzleramtsminister Bodo Hombach vertreten. Geschäftsführer des Funke-Stammes ist derzeit noch Detlef Haaks. Beide Stämme halten je 50 Prozent und können bis zu zwei Geschäftsführer stellen. Schumann, der gewiefte Jurist, musste erkennen, dass Wachstum im Kontern nur im Konsens zu erreichen war; Hombach und er scheiterten beim vorsichtigen Funke-Stamm mit ihrem Vorstoß, bei der insolventen Kirch-Gruppe einzusteigen. So blieb Schumann weiter auf Ausgleich, zugleich auf Ausbau des Konzerns ohne größeres Aufsehen bedacht.
Dabei hatte der Sozialdemokrat seinen eigenen Kopf. Als Anwalt hatte er Willy Brandt vertreten, mit einer Spende an Altkanzler Helmut Kohl im Nachgang zur CDU-Spendenaffäre zog er sich den heftigen Zorn seiner Genossen zu. Schumann verteidigte die 800 000 Mark an Kohl mit „demokratiepolitischen Gründen“. Die SPD schloss ihn trotzdem aus.
Am Sonntag ist Erich Schumann gestorben, nach kurzer, schwerer Krankheit.jh
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