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Radioretter?: Musik bleibt Trumpf

Redakteure des Deutschlandfunks kritisieren die "Wortnacht". Sie soll im Nachtprogramm die Musikstrecken ablösen und damit dem DLF ein Alleinstellungsmerkmal sichern..

„Kulturkampf“ wäre ein großes, ein zu großes Wort. Aber Verkrampfung, das beschreibt schon das Verhältnis zwischen Teilen der Redaktion im Deutschlandfunk (DLF) und der Spitze des Deutschlandradios (DLR), zu dem der DLF in Köln und das Deutschlandradio Kultur in Berlin gehören. Mehr als drei Dutzend Mitarbeiter des Deutschlandfunks haben einen Brief an die Senderspitze gerichtet. In dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, geht es um die geplante „Deutschlandfunk-Wortnacht“. Mit dem Projekt soll zum 1. März 2013 das bisherige Musik- von einem Wortprogramm abgelöst werden. Für den Urheber, Intendant Willi Steul, gibt es nur Vorteile. Eine „DLF-Wortnacht“ biete eine klare Alternative zu den Musikangeboten von DLR Kultur („Reißverschluss-Programmierung“) und den ARD-Nachtprogrammen, sie unterstreiche das vom anspruchsvollen Wort schon heute geprägte Profil des Deutschlandfunks. Von Mitternacht an würden zu jeder halben und vollen Stunde Nachrichten und in den Strecken dazwischen ein „Best-of“ des zurückliegenden Tages gesendet. Das sei kostenneutral zu gestalten, eine erhöhte Aktualität und die Reaktionsbereitschaft für „Breaking News“ seien durch personellen Mehreinsatz gegeben.

Die Redakteure setzen Fragezeichen an das „nach wie vor wenig durchdachte Projekt“. Die Wiederholung von Tagessendungen in der „Wortnacht“ offeriere eine potenzielle Inaktualität; diese sei umso peinlicher, als der DLF die „Wortnacht“ offenbar als Alleinstellungsmerkmal seines Programms darstellen wolle, dies verbietet laut Redakteuren schon ein Blick auf die ARD-Konkurrenz. Weitere Kritikpunkte wie Kostenneutralität werden genannt und münden in den wesentlichen Vorwurf: „Eine Wortnacht, die weitgehend aus Wiederholungen des Tagesprogramms besteht, reicht nicht an die Qualität des bestehendes Musikprogramms heran.“ Die Redakteure wenden sich nicht grundsätzlich gegen die „Wortnacht“, sie nennen deren Einführung zum März 2013 aber „überhastet“. Intendant Steul nicht. Die Anfänge des Projektes datieren aus dem Jahr 2009. Joachim Huber

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