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Medien: Musik muss elektronisch sein

Der Radio-Eins-Moderator Olaf Zimmermann kann ohne Ambientlounge und Speed Garage nicht sein

Er ist für die elektronische Musik im Radio, was Dr. Motte für die Love Parade ist – ein kreatives und unverzichtbares Urgestein mit Anschluss an die Zukunft. Olaf Zimmermann, 45 Jahre alt und seit 1980 Musikredakteur im Radio. Sein Weg führte den Ex-Studenten der Kulturwissenschaften von DT 64 über Radio Brandenburg zu Radio Eins. Hier feiert er heute im Potsdamer Studio seine 300. „Elektro Beats“-Sendung, 2004 das vielleicht wichtigste Radio-Forum für elektronische Musik in ganz Deutschland. „Wenn ich jedoch meine früheren Sendungen seit 1986 mit elektronischer Musik wie ,electronics’ und ,Zwischen Himmel und Erde’ dazu zähle, komme ich heute Abend auf genau tausend Sendungen, feiere also quasi ein doppeltes Jubiläum." Zimmermann hat Interviews mit allen wichtigen Protagonisten elektronischer Musik wie Kraftwerk, Yello, Depeche Mode, Brian Eno, Vangelis, The Orb, Tangerine Dream oder Laurie Anderson geführt, um nur einige Namen der über 600 Gasteinträge in seinem Interviewbuch zu nennen. Seit September 1997 wartet jede Woche seine Fangemeinde auf die „Elektro Beats“, die laut Zimmermann „stets eine neue Wundertüte mit Spannungsbogen bieten sollen“; eben nicht nur die Hits des Genres, sondern die ganze Historie von ersten elektronischen Experimenten der 60er Jahre wie Matmos bis zum Technolectro oder der akustischen Begleitung des Berliner Medienfestivals Transmediale Ende Januar 2004.

Zimmermann, der auch etliche elektronische Festivals organisiert hat, fährt mit seiner Sendung eines der Abend-Specials, das bei Radio Eins mit die meisten Hörer, Fanmails und Internetzugriffe verzeichnen kann. Auf ein Interview mit Depeche Mode erhielt Zimmermann einst 20 000 Briefe, und etliche Fans speichern alle seine Sendungen auf Datenträger und handeln damit auf Tauschbörsen. „Die wissen oft genauer, was ich schon alles gespielt habe, als auf meine eigene Biofestplatte passt. Und bestätigen mir, dass in der elektronischen Musik von Ambientlounge bis zu Speed Garage immer noch die meisten Experimente stattfinden." Zuschriften erhält er inzwischen sogar aus Holland, Spanien, Australien und Neuseeland, „wo manche Fans meine Sendung per Livestream sogar zeitversetzt zum Frühstück hören.“ Heute Abend wird er einen Mix mit 29 Grußbotschaften der wichtigsten Musiker aus 800 Stunden Sendung präsentieren. Und seine Hardcore-Fans haben zur Sicherheit ein batteriebetriebenes Radio bereitgestellt – nichts wäre tragischer, als wenn gerade bei den „Elektro Beats“ der Strom ausfiele.

„Elektro Beats“: 23 Uhr, Radio Eins

Stefan Meyer

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