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Nach umstrittenem Abgang von Julia Ruhs: Söder hält Tanit Koch als „Klar“-Moderatorin für ein „Feigenblatt“
Markus Söder kritisiert den NDR für dessen Personalentscheidungen beim TV-Magazin „Klar“. Der bayerische Ministerpräsident forderte die öffentlich-rechtlichen Sender erneut zum Sparen auf.
Stand:
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisiert den Norddeutschen Rundfunk für dessen Personalentscheidungen beim TV-Magazin „Klar“. Die Moderatorin Julia Ruhs für die NDR-Ausgaben des Magazins abzusetzen und dann die frühere „Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch als Nachfolgerin zu berufen, wirke „wie ein Feigenblatt“, sagte Söder der Wochenzeitung „Die Zeit“. Aufgrund des öffentlichen Drucks werde „hektisch eine Nachfolgerin eingestellt“, die früher bei „Bild“ war. Das sei nicht überzeugend.
Der NDR hatte die Entscheidungen in der vergangenen Woche bekannt gegeben. Ruhs bleibt weiterhin Presenterin der Folgen des Bayerischen Rundfunks (BR). Nach einer Pilotphase mit drei Ausgaben produzieren NDR und BR ab 2026 „Klar“ abwechselnd. Laut Ankündigung der beiden Sender soll „Klar“ auch künftig Streitfragen aufgreifen, „die in der Mitte der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden“. Vor allem die Auftaktsendung im April zum Thema „Migration: Was falsch läuft“ hatte Kritik ausgelöst.
Mehrere Unions-Politiker - darunter Söder - hatten moniert, das Aus für die konservative Moderatorin Ruhs beim NDR untergrabe die Meinungsvielfalt. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann schlug vor, den Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro pro Monat einzufrieren, „damit endlich Druck entsteht, damit Reformen passieren“.
Söder wandte sich in dem „Zeit“-Interview gegen diese Forderung Linnemanns. „Gebühren sind kein Straf- oder Belohnungsinstrument für Inhalte“, sagte der CSU-Politiker. Die Beitragsfrage bemesse sich daran, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu Recht jedes Jahr mehr Geld ausgebe oder auch sparen könne.
Der Vizepräsident des Bundestags, Omid Nouripour, kritisierte die Aussage Linnemanns ebenfalls. Diese sei „indiskutabel“, schrieb der Grünen-Politiker in einem Gastbeitrag für den Berliner „Tagesspiegel“. „Man kann diesen Austausch klug finden oder falsch, aber es ist das Ergebnis einer intensiven Debatte innerhalb einer Redaktion – und keine der Politik“, so Nouripour. „Wenn eine Regierungspartei dermaßen Druck macht, kommt das einem Zensurversuch gleich.“
Dem NDR-Rundfunkrat liegt eine Programmbeschwerde gegen „Klar“ vor. Das Aufsichtsgremium wird sich voraussichtlich in seiner Sitzung am Freitag damit befassen. (epd)
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