Medien: Neonazis agieren weltweit
Daniel Schweizers Recherche „White Terror“
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Daniel Schweizers Recherche „White Terror“ Das erste Männlein wirft ein NS-Symbol in den Papierkorb. Daraufhin stürzt das zweite Männlein dem ersten hinterher und feuert obendrein mit der Pistole auf dessen Kopf. Wer Feind und wer Freund ist, das wird in der Film- und Musikpropaganda der internationalen Neonaziszene schnell klargestellt, so auch in diesem Videoclip aus Schweden. Oft so klar, dass es dem Normalmenschen die Sprache verschlägt, etwa wenn zu Dokumentaraufnahmen von Leichenbergen in Konzentrationslagern neue Kampfparolen gegen „das Judentum“ ausgegeben werden.
„White Terror“ nennt Daniel Schweizer seinen bereits 2005 fertiggestellten Film über den erstarkenden Rechtsradikalismus in Schweden, den USA und in Russland. Das ist nichts Neues, aber der als ethnografischer Filmemacher getarnte Autor konnte in das Milieu tiefer eindringen als andere. Er durfte bei streng abgeschirmten Versammlungen dabei sein und erhielt in Hinterzimmern Auskunft über die strategischen Ziele: Aushöhlung der Demokratie, Schutz der angeblich bedrohten „weißen Rasse“.
„White Terror“ ist der letzte Teil der Trilogie, die Daniel Schweizer der weltweit agierenden rechten Szene widmete. Hier nun wollte er vor allem deren internationale Verflechtung erkunden. Das Grußwort eines Abgesandten von Le Pens Front National Français an die slawischen Brüder liefert dafür einen anschaulichen Beweis. Nach herausragenden Vordenkern der rechten Szene hält man jedoch ebenso vergeblich Ausschau wie nach den sozialen Wurzeln der Neonazibewegung.
Es blieb Schweizer dafür auch kaum Zeit. Man sieht ihn von einem Termin zum nächsten hasten, viele Informationen werden im Kommentar gebündelt. Um ja keine Propagandabotschaft ungefiltert an den Zuschauer weiterzugeben, montiert er gern im Computer Bilder gegeneinander und bringt sie auf die Weise um ihre authentische Wirkung. Eindrucksvoll im Detail, eine Fundgrube für Informationen, erweist sich der Film am Ende doch als eine allzu schnelle Tour de Force.
„White Terror“, Arte, 23 Uhr 10
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