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Bloß keine Reporter: Trotz Verbot haben mehrere Hundert Gegner der Corona-Maßnahmen in Stuttgart demonstriert.

© imago images/Arnulf Hettrich

Gewalt gegen Journalisten: Neuer Kodex soll Medienschaffende schützen

Verlage und Sender sollten mehr für den Schutz von Journalistinnen und Journalisten vor Gewalt und Bedrohungen tun. Das fordert der DJV.

Journalisten sollen mit einem speziellen Regelwerk besser vor Gewalt und Bedrohungen geschützt werden. Dazu haben mehrere Organisationen am Donnerstag in Berlin einen „Kodex für Medienhäuser“ vorgestellt. Von Angriffen betroffene Medienschaffende sollen so frühzeitig Unterstützung von ihren Arbeitgebern erhalten.

Vorgesehen sind etwa die Benennung fester Ansprechpersonen bei den Arbeitgebern sowie eine psychologische und juristische Unterstützung von Journalisten, wenn sie aufgrund ihrer Berichterstattung zum Ziel von rechten, rassistischen, antisemitischen, frauenverachtenden oder anderweitig politisch motivierten Bedrohungen, Angriffen oder Gewalttaten geworden sind.

Zu den Initiatoren des Kodex zählen die Neuen deutschen Medienmacher, die Deutsche Journalisten Union, Reporter ohne Grenzen, der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV).

Dem Kodex haben sich den Angaben zufolge bereits die Deutsche Presseagentur (dpa), die „Frankfurter Rundschau“, die „tageszeitung“, der „Spiegel“, „Die Zeit“ sowie Zeit Online angeschlossen. Die vereinbarten Maßnahmen sollen für festangestellte und freie Kollegen gelten. Weitere Medienhäuser seien aufgerufen, sich anzuschließen.

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Zuletzt hatte „Reporter ohne Grenzen“ für 2020 bundesweit 65 Angriffe auf Medienschaffende und damit eine Verfünffachung gegenüber 2019 registriert. Deutschland wurde in der „Rangliste der Pressefreiheit“ von der Kategorie „gut“ auf „zufriedenstellend“ herabgestuft.

Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Verlage und Sender überdies auf, mehr für den Schutz von Journalistinnen und Journalisten vor Gewalt und Bedrohungen zu tun.

Grundlage für die zu ergreifenden Maßnahmen sollte eben der Kodex für Medienhäuser sein, teilte der DJV mit. Redaktionen sollten Reportern die Begleitung durch Sicherheitspersonal anbieten, wenn sie etwa zu Dreharbeiten auf Demonstrationen fahren. „Die besorgniserregende Zunahme der Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten bringt es mit sich, dass die Medienhäuser ihrer Verantwortung für die Kollegen gerecht werden müssen“, sagte DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall.

Auf Tagesspiegel-Nachfrage heißt es beim DJV, natürlich brauche auch die schreibende Zunft Schutz. Die Erfahrung bei den Querdenker-Demos zeige aber, dass die Kollegen vom Fernsehen nur schon deshalb oft Opfer von Attacken sind, weil sie an der technischen Ausrüstung als Journalisten erkennbar sind.

Aus Sicht des DJV müssten bei der Gewaltbekämpfung alle Beteiligten an einem Strang ziehen: die Journalisten, die Polizei, die Verlage und Sender. „Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Übergriffen helfen nicht weiter“, so Überall, „es geht um den Blick nach vorn im Interesse der Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen.“ (epd, meh)

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