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Unabhängig von Spotify & Co. Die Mediengruppe RTL hat eine eigene Audioplattform aufgebaut.

© Tsp

Online-Audio-Monitor 2020: Podcast-Boom erreicht Generation 50plus

Kräftig auf die Ohren: Die eigene Podcast-Plattform ist für Medienhäuser wie RTL genauso wichtig wie die UKW-Frequenz.

Der Boom der Podcast-Formate hat inzwischen alle Altersgruppen erfasst. Jeder Vierte nutzt zumindest gelegentlich Podcasts oder Radiosendungen auf Abruf. Aus dem Nischenprodukt ist ein massentaugliches Unterhaltungs- und Informationsmedium geworden, wie der am Mittwoch in Berlin vorgestellte Online-Audio-Monitor 2020 zeigt.

Für die Radiomacher spielte die richtige UKW-Frequenz lange Zeit die wichtigste Rolle. Heutzutage ist die Auffindbarkeit auf dem Smartphone oder dem Smart Speaker zumindest ebenso bedeutend. Denn auch das hat die Telefon- und Online-Befragung von fast 6000 Menschen in Deutschland ergeben: 71 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren – das sind 50 Millionen – nutzen Online-Audio-Angebote jenseits des klassischen UKW-Radios. Ein Jahr zuvor waren es sechs Millionen weniger.

Hinter dem Online-Audio-Monitor stehen die Landesmedienanstalten von Bayern, Berlin-Brandenburg, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie der Bundesverband Digitale Wirtschaft und der Privatsenderverband Vaunet. „Als Medienanstalten, die auch für Regulierungsfragen zuständig sind, sind wir der Vielfalt verpflichtet“, erklärt Anja Zimmer, die Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg das Interesse der Medienwächter an der Entwicklung im Online-Audio-Markt. Aus den Ergebnissen der Studie ergeben sich neue Handlungsfelder – sowohl mit Blick auf die Regulierung als auch die Förderung. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien plant eine eigene Audio-Plattform für kleinere Anbieter, denen selbst die nötigen Mittel oder das Personal fehlen.

[Hören Sie hier die neue Folge des Tagesspiegel-Pocast "Eine Runde Berlin".]

Wie wichtig das Thema Podcasts und Audio-on-Demand-Angebote für die Medienbranche sind, zeigt die Bertelsmann-Gruppe mit ihrem Medienhaus RTL. Um die eigenen Inhalte selbst vermarkten zu können und nicht von globalen Streaminggiganten abhängig zu sein, wurde zunächst TV Now gegründet. Seit Kurzem verfügt RTL mit Audio Now auch über eine Plattform für Audio-on-Demand-Inhalte wie Podcasts. Das starke Wachstum bei den 50-plus-Hörern ist so auch eines der zentralen Ergebnisse der Studie für Stephan Schmitter, den „Head of Audio“ bei RTL. „Die Hörer sind auch bei Audio-Inhalten nicht mehr bereit, nach unserer Uhr zu leben. Sie wollen sich auch hier ihren Tag selbst zurechtlegen“, weiß Schmitter. Das zeigt sich auch an der Nutzung: am Morgen hat das Webradio seine Prime Time, der Nachmittag und der Abend gehören dem Musikstreaming und den Podcasts.

Bei der Hausarbeit oder zum Einschlafen

Interessant ist aber auch, wo Podcasts besonders häufig konsumiert werden. Ein Schwerpunkt ist die mobile Nutzung, also in Auto, Bus, Bahn oder auf dem Rad. Doch noch häufiger werden Podcasts daheim gehört, „bei der Hausarbeit oder beim Einschlafen“, hat Dieter Storll als Chef des Marktforschungsunternehmens Mindline Media herausgefunden. Für die Macher ein eher ernüchterndes Ergebnis.

Dabei erfreuen sich Podcasts vor allem wegen ihrer Tiefe und Ausführlichkeit sowie wegen der Exklusivität der Themen großer Beliebtheit. Wer den Podcast moderiert oder welche Marke dahinter steht, ist für die Hörer – anders als für die Macher – dagegen zweitrangig.

Ein inhaltliches Übergewicht haben derzeit Infosendungen sowie Wissens- und Lernbeiträge. Dies könnte auch daran liegen, dass die Befragungen zwischen Ende April und Mitte Juni stattfanden – also Mitten im Corona-Lockdown. Die Unterhaltung kommt erst an zweiter Stelle. Wie weit dieses Ergebnis Bestand hat, lässt sich allerdings erst im nächsten Jahr feststellen.

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