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Die meisten Befragten wünschen sich mehr Sachlichkeit, Einordnung und konstruktive Lösungen in der Berichterstattung der Medien, auch der „Tagesschau“.

© NDR

Media Lab: Orientierung, bitte!

Neue Antworten auf die Frage: Wie zufrieden sind wir mit den Leistungen der Medien, gerade auch in der Coronakrise?

Schon vor der Coronakrise war der vermeintlich um sich greifende Vertrauensverlust in die sogenannten Mainstream-Medien ein großes Thema – sowohl in der Berichterstattung von Rundfunk und Presse als auch in den Diskursen der digitalen Netzwerke. Fake News, Lügenpresse, Staatsfunk – wir kennen die Stichworte. Die Diskussion flammt gerade mit dem neuen Brennstoff der Anti-Corona-Maßnahmen wieder auf.

Von Nayla Fawzi, Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität München, kommt nun eine Studie, die die (Un-)Zufriedenheit des Publikums mit den Leistungen der traditionellen Medien differenzierter in den Blick nimmt.

In einer repräsentativen Telefonumfrage wurden 1005 Personen nach ihrer Bewertung von Fernsehen, Radio und Presse gefragt. Die Befragten wurden gebeten, für elf politisch und gesellschaftlich relevante Funktionen die Leistungen der traditionellen Medien auf einer fünfstufigen Skala zu bewerten.

Im Ergebnis waren 61 Prozent der Befragten grundsätzlich der Ansicht, dass die traditionellen Medien ihre Aufgabe in der demokratischen Gesellschaft erfüllen. Im Einzelnen am besten, das heißt mit mehr als 50 Prozent Zustimmung, wurden die Kontrollfunktion („Skandale aufdecken“) und der Beitrag zur Meinungsbildung bewertet.

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Am schlechtesten, das heißt mit weniger als 25 Prozent Zustimmung, wurden die Vermittlungsfunktion zwischen Politik und Gesellschaft, die Integration gesellschaftlicher Gruppen und die Artikulationsfunktion („Sprachrohr der Bürger“) bewertet.

Abgeschlagen auf dem letzten Platz landete die Orientierungsfunktion der Medien – nur 17 Prozent der Befragten zeigten sich zufrieden mit der Berichterstattung über Lösungsvorschläge für die Probleme der Gesellschaft. Die Informationsfunktion der Medien („präzise und neutral“) lag ziemlich genau in der Mitte des Leistungsspektrums – lediglich ein Drittel der Befragten gab dafür gute bis sehr gute Noten.

Die Ergebnisse sind differenziert, aber eindeutig. Die meisten Befragten wünschen sich mehr Sachlichkeit, Einordnung und konstruktive Lösungen in der Berichterstattung der Medien. Kritik, Kontrolle und kontroverse Meinungsbildung sind wichtig und werden positiv bewertet. Ohne ausreichende Orientierung und gesellschaftlichen Ausgleich sind Polarisierung und Abwendung von den traditionellen Medien vielleicht nicht zwangsläufig, aber sie erhöhen das Risiko solcher Effekte.

Joachim Trebbe

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