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Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, Moderatoren der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"

© dpa

Dschungelbuch (3): RTL steht vor einem Desaster

Die Dramaturgen ratlos, die Gagschreiber überfordert: Die RTL-Show "Dschungelcamp" aus dem australischen Busch hat sich vom Aus für Helmut Berger nicht erholt. Statt dessen werden dem Publikum die Grenzen von Scripted Reality gezeigt.

Um das „Dschungelcamp“ 2013 ist es schlecht bestellt. Die Versuche des Moderatorenduos Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, das medizinische Zwangs-Aus für Helmut Berger als ganz normalen Vorgang darzustellen, verfangen nicht. Am dritten Tag im australischen Busch steht RTL vor einem Desaster. Nicht etwa, weil der Einkauf des österreichischen Schauspielers eine abgekartete Sache gewesen ist. RTL Beschiss vorzuwerfen, mag naheliegend sein, doch so viel Naivität passt nicht zu dem Kölner Sender. Sicherlich kann man einen mehr oder minder prominenten Menschen mit der Aussicht auf Ruhm und Geld ins Camp locken. Ist er erst einmal im Dschungel, heißt es Durchhalten bis zum Schluss oder bis zur Abwahl. Das Publikum hingegen ist jederzeit frei in seiner Entscheidung. Die Zuschauer können die Show jederzeit von der persönlichen Programmliste streichen.

Wie schnell das gehen kann, weiß RTL nur zu gut. Die Staffel von 2011, die am Ende Peer Kusmagk für sich entschied, hatten 8,9 Millionen Zuschauer eingeschaltet – durchschnittlich. 2012 kam nicht einmal die Finalsendung in die Nähe dieses Wertes, im Durchschnitt hatten sich fast zwei Millionen Zuschauer von dem Format verabschiedet. Kein Wunder also, dass sich der Privatsender von Bergers großem Namen hat verleiten lassen. Wenn es jemals einen Star gegeben hat, der ins Camp eingezogen ist, dann war es der eins so begnadete Mime, der einstige Beau und Lebemann Helmut Berger. Auf ihm lag das Interesse der Medien, sein Nachrücker Klaus Baumgart kam am Sonntag kaum aus der Hängematte heraus. Und was fällt den Dramaturgen des Senders ein? Die Ex-Topmodel-Kandidatin Fiona Erdmann spielt Leiden auf niedrigstem Niveau. Vor lauter Dauererbrechen fangen sogar ihre Augäpfel zu kribbeln an, stellt sie irritiert fest. Und zu allem Überfluss beklagt sich „Bachelor“-Aspirantin Georgina über blaue Flecken.

Doch ein Zickenkrieg und business as usual sind zu wenig. Die Spieleinlagen mit einer Wasser-Twister und einer glitschigen Wasserschaukel plätschern ebenfalls nur vor sich hin. Als Entschädigung für das Berger-Aus reicht das nicht. Und was macht Arno Funke, der Ex-Kaufhauserpresser? Immerhin ist er einer der ganz wenigen, die überhaupt einen IQ haben, wie Drag-Queen Olivia Jones bemerkt. Oder Iris Klein? Wäre jetzt nicht der Moment gekommen, an dem die Mutter von Daniela Katzenberger zeigt, dass es keine Peinlichkeit gibt, über die man nicht stundenlang quatschen kann? Fehlanzeige. Statt dessen legt Patrick Nuo eine Porno-Beichte ab, gesteht stundenlangen Sexvideo-Konsum.

Den Überblick hat derzeit nur der Transvestit aus Hamburg. Dass Georgina erneut die Dschungelprüfung absolvieren muss, kommentiert Olivia Jones mit der Bemerkung. „Gut für dich, im Hamsterrad kannst du dich auch nicht verlaufen.“ So trocken bekommen das die sonst so stilsicheren Gagschreiber in diesen Tagen nicht hin. Immerhin werden so die Grenzen von Scripted Reality erkennbar.

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