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Die Kultserie "Kir Royal" machte Billie Zöckler beim großen Publikum bekannt.

© imago stock/people

Schauspielerin Billie Zöckler ist tot: Klugheit aus dem Instinkt

Als Sekretärin Edda Pfaff in „Kir Royal“ wurde Billie Zöckler berühmt. Jetzt ist sie mit 70 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Die roten Haare waren so wenig echt wie die grünen Fingernägel. Aber die Schauspielerin Billie Zöckler, die beides trug, die war so echt gut, dass der Zuschauer ihrer Sekretärin Edda Pfaff das leicht Schrille und das besonders Warmherzige sofort abnahm. Edda Pfaff arbeitete für Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz), den Klatschreporter in der Serie "Kir Royal" von Helmut Dietl.

Eine die 80er Jahre bestimmende und illustrierende Ausnahmeserie - mit einer Sekretärin, die auf Ordnung und Moral hielt und beides zugleich mit ordentlich Schalk unterminierte. Wer für "Kir Royyal" in München vor der Kamera stand, der geriet sofort und sogleich ins Rampenlicht. So auch Billie Zöckler, die aber vorher schon eine Arbeitsbiographie hatte.

Geboren am 18. Januar 1949 in Celle als Sybille Zöckler, nahm sie sich den neuen Vornamen Billie, weil sie Billy the Kid bewunderte, der dem schüchternen und scheuen Mädchen imponierte. So wie der Revolverheld wollte sie sich durchs Leben schießen. Wurde dann aber nach einigen Jahren als Cutterin doch Schauspielerin, gelernt hat sie den Beruf bei Alexej Sagerer am Münchner Prozessionstheater.

Weiter ging es zum Theaterkollektiv, Stadttheater Basel und zu anderen Bühnen. 1982 engagierte sie der Regisseur Helmer von Lützelburg in seinen Komödien "Die Nacht des Schicksals" und "Neonstadt - Episode Star" erstmals im Film. Die kleine (1,54 Meter) große Schauspielerin mit den riesigen, neugierigen Augen und einer leicht kieksigen Stimme bewegte sich zusehends auf der "lustigen" Seite, spätestens mit der Rolle der Mimi Schrillmann in der Satire "Im Himmel ist die Hölle los" hatte sie einen Stand im Film- und Fernsehgeschäft. Und stets war ihr Spiel bezaubernd.

Darstellerische Klugheit aus dem Instinkt

Und dann, 1986, kam "Kir Royal", die große Bekanntheit, die Billie Zöckler 1989 als tollpatschige Bankräuberin in der Komödie "Geld" von Doris Dörrie, in französischen und italienischen Produktionen kapitalisieren konnte. Ein "Kir Royal" war nicht darunter, wenige Haupt- und viele Nebenrollen trugen die Schwabingerin durch die Jahre und Jahrzehnte. Immer bestimmt von einer darstellerischen Klugheit, die weniger aus dem Intellekt als aus dem Instinkt kam. Wer die Figuren der Billie Zöckler unterschätzte, der überschätzte sich.

Dann kam doch eine Phase, als die Engagements weniger wurden, Billie Zöckler brauchte, wie sie dem "Stern" in einem Interview 2007 sagte, ihre Reserven auf. Da hätte viel schiefgehen können, nicht aber bei dieser Schauspielerin. Es gab Brotjobs beim Theater, bei Serien wie "Soko", "Rosenheim-Cops", es gab bemerkenswerte Auftritte bei den Luisenburg-Festspielen Wunsiedel, in der Fantasy-Horrorkomödie "Goblin - Das ist echt" 2015 und vier Jahre später in der ARD-Produktion "Club der einsamen Herzen" an der Seite von Hannelore Elsner und Jutta Speidel. Zöckler war beschäftigt, sie konnte sich ein Leben in München-Schwabing leisten.

Am vergangenen Freitag wurde Billie Zöckler in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Sie litt, wie ihr Bruder, der Arzt Stefan Zöckler, der "Bild" am Dienstag sagte, an COPD, einer tückischen Form chronischer Bronchitis, die die Atemwege mehr und mehr verengt. Offiziell ist die Todesursache noch nicht geklärt, die Obduktion läuft. Die Krankheit und den Wechsel in ein Pflegeheim vor Augen wollte sie laut ihres Bruders "einfach verschwinden". Billie Zöckler wurde 70 Jahre alt.

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