Schwule Eltern in Serie: Besser als die Heten

Wer jenseits der Norm steht, hat zwei Wege, das Plansoll zu umschiffen: Unsichtbarkeit oder Übererfüllung. Michl wählt offenbar letzteres, als er seine Wohnung fürs Jugendamt herrichtet. Schließlich müssen schon Heterosexuelle nahezu perfekt sein, um ein Kind zu adoptieren. Weil für schwule Männer dagegen selbst Vollkommenheit ungenügend ist, klebt er alle Ecken und Kanten ab, an denen sich das Kleine stoßen könnte.

Das aber ist sogar seinem Mann Dirk zu viel, weshalb er Michl alleine lässt mit Midlifecrisis, Kinderwunsch, Familienplanung im Münchner Glockenbachviertel, wo sich die Menschen zwar linksliberal geben, aber konservativ sind. Schlechte Voraussetzungen für schwule Thirtysomethings mit Nestwärmebedarf. Hervorragende hingegen für eine Instant-Serie wie „Ready.Daddy.Go!“ (ZDF Mediathek).

Sechs raspelkurze – insgesamt also spielfilmlange – Folgen zeigt Christoph Pilsl nach eigenem Drehbuch Wohl und Wehe queerer Lebensentwürfe im abgemagerten Mittelstandsbauch Deutschlands. Und wie sich Michl (Fridolin Sandmeyer) darin durch die Fallstricke aus Starrsinn, Selbstzweifel, Bürokratie windet – das ist wirklich heiter bis wolkiges Low-Budget-Fernsehen für soziokulturelle Feinschmecker.

Verantwortlich dafür ist neben Pilsls pfiffiger Dialogregie ein Ensemble, das von der resoluten Freundin Ellie (Maike Jüttendonk) über den seelsorgerischen Barkeeper Cem (Benito Bause) bis zur strengen, aber rührigen Standesbeamtin Lehmann (Eva Karl-Faltermeier) stets die Balance zwischen Klamauk, ulkigen Anbahnungsversuchen und dem Drama menschenverachtender Paragrafen wahrt. Das heikle Etikett „Tragikomödie“ darf „Ready.Daddy.Go!“ daher mit Würde tragen.