
© Sergei Bachlakov/AMC/Sony Pictures Television/Sergei Bachlakov
Serie „Lucky Hank“ : Die Würde der Midlife-Crisis
Mit schnarrender Leichtigkeit verleiht Bob Odenkirk („Better Call Saul“) dem bedeutungsverlustgeplagten Literatur-Professor „Lucky Hank“ zartbittere Melancholie ohne Häme. Schön!
Stand:
Die Schatten der Vergangenheit sind bekanntlich dann am dunkelsten, wenn sie jemand wirft, dem wir nahestehen. Übermächtige Väter wie William Henry Devereaux Sr. zum Beispiel, der seinem Sohn nicht nur nach sich selbst benannte, sondern in denselben Beruf als Schriftsteller drängte. Und so arbeitet sich William Henry Devereaux Jr. selbst als Englisch-Professor einer Provinz-Universität am gleichnamigen Vorbild ab. Zum Leidwesen aller anderen.
Denn Hank, wie er sich nennt, steckt nicht nur knietief in der Midlifecrisis. Jahrzehnte nach der letzten Buchveröffentlichung lässt er sie am eigenen Umfeld aus. Etwa an seinem Schüler Bartow (Jackson Kelly), der Kollegin Gracie (Suzanne Cryer), da beide sich das nicht gefallen lassen aber letztlich: an sich selbst, der ärmsten Wurst am Railton College. Zum Glück jedoch spielt Bob Odenkirk („Better Call Saul“) das nicht als arrogantes Alphatier im Sitcom-Zoo von Ricky Gervais bis Jerry Seinfeld: „Lucky Hank“ (8 Folgen, MagentaTV).
Du studierst am Railton College, Hauptstadt der Mittelmäßigkeit.
Hank (Bob Odenkirk) zu seinem Schüler Bartow
Er verleiht der Figur eine profilneurotische Melancholie, die mit jeder Folge mehr zu Herzen geht, ohne falsches Mitleid zu erzeugen. Odenkirks schnarrender Tonfall, gepaart mit seiner vielfältigen Mimik erzeugt nämlich etwas, das nur wenige (zumal ältere) Männer im Comedy-Zirkus haben: Würde. Zu dumm nur, dass sich dieser „Lucky Hank“ aus Richard Russos Romanvorlage dessen trotz und wegen seiner Position als Leiter der Fakultät nicht bewusst ist.
Hanks verletzter Stolz rast daher ständig gegen Mauern missverstandener Erwartungshaltungen. Wie gut, dass der wichtigste Nebenschauplatz beim Bremsen hilft: die Beziehung zur beruflich erfolgreicheren, bei aller Scharfzüngigkeit jedoch ungemein zugewandten Frau Lily (Mireille Enos). Selten wurde die Liebe in Zeiten der Männer-Menopause auf witzigere Art warmherzig Art beschrieben.
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