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Jürgen von der Lippe hält geschlechtersensible Sprache für einen aufgesetzten Trend.

© dpa/Henning Kaiser

Sprache bildet Mutationen – wie das Coronavirus: Müssen wir uns gegen das Gendern boostern lassen?

Heidenreich, Hallervordern und nun auch von der Lippe wettern gegen das Gendern. Dabei ist Gendersprache ein Menschenrecht. Ein Kommentar.

Die große Mehrheit der älteren Bevölkerung für sich zu gewinnen, ist gar nicht so schwer wie gedacht. Zwei Wege führen dorthin, zunächst einmal als eine saftige Rentenerhöhung, zum anderen als die energische Absage ans Gendern. Elke Heidenreich (78), Heinz Rudolf Kunze (65), Dieter Hallervorden (86) und aktuell Jürgen von der Lippe (73) haben deutlich und unter lautem Applaus dagegen gewettert.

Gegen Omikron lassen sie sich boostern, beim Gendern ist das nicht nötig. Vulnerabilität bei diesem Thema ist gleichbedeutend mit Resilienz. Es braucht nicht mehr sehr viel an Provokation – und die Gender-Gegnerinnnen und Gender–Gegner werden sich zu „Abendspaziergängen“ zusammenfinden. Auf den Plakaten wird das genderfreie Deutsch gefeiert, natürlich.

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Die so Erregten verstehen das Gendern als Eingriff in ihre sprachliche, ja körperliche und geistige Unversehrtheit. Kaum ein Superlativ wird verschont, um die individuelle Opposition (die als allgemeine gemeint ist) zu artikulieren. Eigentlich geht es nur ums Gendern, faktisch um alles oder nichts.

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Gendern ist ein Menschenrecht

Gendern, also das Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache, ist und bleibt ein Menschenrecht. Wer anderes fordert, der steigert die eigene Position in einen furiose Absolutismus hinein.

Wer das Gendern absolut setzt, der agiert in die umgedrehte Richtung, aber er agiert nicht anders, sondern vergleichbar verkehrt. Sprache gehört jedem und keinem. Das macht sie fluid, beweglich, sie ist Phänomen und Ausdruck der Zeit. Wenn Sprache stehenbleibt, ob im Gendern oder Nicht-Gendern, soll die Zeit gefrieren. Das ist so unmöglich, wie dem Covid-19-Virus zu verbieten, weitere Mutationen auszubilden.

Elke Heidenreich, Dieter Hallervorden, Jürgen von der Lippe sind die aktuellen Booster-Matadore. Wären sie doch mal so sensibel beim Gendern. Es steht nirgendwo geschrieben noch ist es grundgesetzlich festgeschrieben, dass einer, der so vulnerabel ist, zugleich so renitent sein muss. Boostern ist eine Notwendigkeit zum Überleben-Wollen, Gendern ist Akzeptanz, wie Sprache gelebt werden kann und darf.

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