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Pedro Pascal in der Serie „The Last Of Us“.

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„The Last of Us“ abgebrochen: Warum ich noch vor Folge 4 ausgestiegen bin

Der Anfang der neuen Hit-Serie „The Last of Us“ hat mir gut gefallen. Aber: „Gut“ ist im Jahr 2023 nicht gut genug. Denn bessere Serien sind nur wenige Klicks entfernt.

Ein Kommentar von Tobias Mayer

Der US-Sender HBO wurde 1972 gegründet und ist auch heute, im Zeitalter der Streamingdienste, ein Garant für Qualität. Daran ändert die im Januar gestartete Zombie-Serie „The Last of Us“ nichts, die in Deutschland auf dem Sky-Streamingdienst WOW läuft. Ganz im Gegenteil.

Eine zweite Staffel „The Last of Us“ ist jetzt schon beschlossene Sache. Die bisher veröffentlichten Folgen kommen bei der Kritik gut an und offensichtlich auch beim Publikum, ausgehend von den Reaktionen auf Bewertungsplattformen im Internet. Gerade die dritte Folge wurde im Internet gefeiert. Was ein bemerkenswerter Befund ist, basiert „The Last of Us“ doch auf einem enorm beliebten Videospiel, das viele Fans hat – und Fans gehen bei der Bewertung von Adaptionen für gewöhnlich grausamer zu Werke als selbst die blutrünstigsten Zombies nach der Fastenzeit.

Viele mögen „The Last of Us“. Ich aber kann mich nicht einreihen in den kollektiven, fast schon Zombie-haften Jubel über die Serie. Ich erkenne zwar die Qualitäten dieser Dystopie, in der 2003 ein Pilz große Teile der Menschheit in blutrünstige Monster verwandelt hat und Hauptfigur Joel (Pedro Pascal) seitdem zu den wenigen Überlebenden gehört. Trotzdem habe ich bereits in der zweiten von neun Folgen abgeschaltet. Da war noch nicht mal der Abspann erreicht.

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„The Last of Us“ ist gut, aber...

Ja, Pedro Pascal ist gut in „The Last of Us“. Der Schauspieler, der mit „Game Of Thrones“ weltbekannt wurde, macht einen guten Job als traumatisierter Vater in der Untoten-Apokalypse. Ich finde Pascal aber in der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ besser, wo er ebenfalls einen Papa spielt – und für seinen Ausdruck nicht mal sein Gesicht braucht, das die meiste Zeit über von einem Helm bedeckt wird.

Ja, „The Last of Us“ ist eine beeindruckend-bedrückende Bebilderung des menschlichen Untergangs. Der Ausbruch der Pandemie und das einhergehende Chaos werden in einer Sequenz dargestellt, die mit beunruhigenden Nachrichtenfetzen beginnt und sich zu einer überstürzten, spannend inszenierten Flucht mit sehr tragischem Ausgang steigert.

Ich fand aber besser, wie die Apokalypse der Zivilisation in der ersten Folge des Zombie-Dauerbrenners „The Walking Dead“ eingeleitet wurde: Polizist Rick Grimes fällt vorher ins Koma und als er aufwacht, ist die Welt eine andere geworden, in der er sich sehr schnell an die extremen, neuen Gegebenheiten anpassen muss.

„The Last of Us“ mit Pedro Pascal und Bella Ramsey.

© picture alliance/dpa/© 2022 Home Box Office, Inc.l/Uncredited

Das größte Serienangebot der Menschheitsgeschichte

Ich könnte weitere Beispiele von besseren Serien nennen. Aber es geht nicht so sehr um die Schwächen von „The Last of Us“, dessen Auftakt mir trotz allem gut gefallen hat. Es geht darum, dass ich im Jahr 2023 lebe und von meiner Couch aus Zugriff auf das größte Serienangebot der Menschheitsgeschichte habe.

Lange ist es her, als in den Wohnzimmern der Republik Serien wie „Bonanza“ geschaut wurden und sogenannte „Straßenfeger“ waren, zu denen sich vor dem Schwarzweiß-Fernseher versammelt wurde. Mitlesende Fans dieser kultigen Westernserie müssen nun stark sein und bitte ihre Colts im Halfter lassen, denn ich behaupte: Ein nicht unwesentlicher Grund für den enormen TV-Erfolg von „Bonanza“ könnte mit der historischen Tatsache zusammenhängen, dass es in den Sechzigern im deutschen Fernsehen einfach nichts Besseres zu sehen gab.

Das Serienangebot heute aber ist gigantisch groß. Allein 2022 erschienen 599 neue Serien im Fernsehen und auf Streamingdiensten, berichtet das Branchenmagazin „Variety“. Jahr für Jahr werden es mehr. Und in der Zahl 599 sind nicht mal wirklich alle neuen Serien enthalten, es fehlen Kinderserien, Reality-Serien wie „Dschungelcamp“ und es fehlen alle Serien mit einer anderen Sprache als Englisch.

„The Last of Us“: Ein Opfer von Peak TV

„Peak TV“ nennt man diese Entwicklung in Fachkreisen. Gemeint ist der quantitative Höhepunkt an Neuveröffentlichungen, mit denen traditionelle Sender und neue Streamer in einem harten Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Publikums stehen. Im Grunde, so brachte es ein lieber Kollege mir gegenüber mal auf den Punkt, müsste die Serienproduktion bitte sofort komplett zum Stillstand kommen. Längst ist genug für alle da, mehr als genug, um ein ganzes Menschenleben damit zu füllen.

Was mich angeht, ist „The Last of Us“ ein Opfer von Peak TV. In jeder Sekunde dieser Serie ist mir bewusst: Ich könnte stattdessen in wenigen Augenblicken eine andere Serie schauen, die mir besser gefällt. Und es mag ja sein, dass ich nur mehr Durchhaltevermögen bräuchte, weil „The Last of Us“ in Folge 3, Folge 5 oder Folge 500 so gut wird, dass sie auch mir gefallen würde. Aber so lange will ich nicht warten.

Auf meinem Fernseher erlebe ich ein Überangebot an Möglichkeiten, das auch in anderen digitalen Räumen bekannt ist. Wer sich zum Beispiel durch die Dating-App Tinder wischt, mag das Phänomen ebenfalls kennen: Man findet ein ansprechendes Profil und könnte dafür einen Like verteilen. Aber warum? Bestimmt kommt gleich noch was Besseres.

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