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Das Pressehaus Stuttgart mit dem Sitz der Südwestdeutschen Medienholding GmbH

© dpa/Bernd Weißbrod

Update

„Trotz offensichtlicher Wettbewerbsbedenken“: Kartellamt erlaubt Verkauf von SWMH-Regionalzeitungen im Südwesten

Die SWMH-Gruppe mit der „Süddeutschen Zeitung“ will sich aufspalten. Regionalblätter und Fachmedien sollen verkauft werden. Nun ist eine wesentliche Hürde genommen.

Stand:

Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) mit dem Flaggschiff „Süddeutsche Zeitung“ bekommt grünes Licht für ihre geplante Aufspaltung. In der Medienlandschaft in Süddeutschland steht damit ein großer Umbau bei den Zeitungshäusern bevor.

Die SWMH will den Plänen zufolge ihre Regionalzeitungen in Baden-Württemberg verkaufen. Dieses Mediengeschäft – unter anderem mit „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ – soll von der Neuen Pressegesellschaft rund um die „Südwest Presse“ (SWP) in Ulm erworben werden. Konkret geht es um alle Anteile der SMWH daran – das sind gut 80 Prozent.

Einmal mehr zeigt sich, dass dem Bundeskartellamt beim Erwerb von Zeitungen trotz offensichtlicher Wettbewerbsbedenken nach heutiger Rechtslage oft die Hände gebunden sind.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes

Die neue klare Nummer Eins

Die beteiligten Unternehmen hatten ihre Pläne Ende Mai angekündigt. Nun stimmte das Bundeskartellamt zu, verband dies jedoch auch mit Kritik an einer Medienkonzentration in einigen Gebieten Baden-Württembergs. „Einmal mehr zeigt sich, dass dem Bundeskartellamt beim Erwerb von Zeitungen trotz offensichtlicher Wettbewerbsbedenken nach heutiger Rechtslage oft die Hände gebunden sind“, bilanzierte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt.

Fokus der SWMH auf die „SZ“

Die SWMH konzentriert sich nun künftig auf die Geschäfte um die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ). Zur Mediengruppe gehört auch der Verlagsverbund Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB) mit mehreren Regionalzeitungen in Nordbayern und Südthüringen. Zur Zukunft dieses Teils machte die SWMH keine Angaben.

Trotz Bedenken genehmigt das Kartellamt diese Transaktion.

Mika Beuster, DJV-Bundesvorsitzender

Die SWMH hatte Ende 2007 die „SZ“ gekauft – nach langem Tauziehen mit Eigentümer-Familien. Seither musste sich die Mediengruppe sowohl auf das überregionale „SZ“-Geschäft konzentrieren als auch die oft anders gelagerten Bedürfnisse des Regionalzeitungsmarkts im Südwesten bedienen. Das führte auch zu Spannungen angesichts der unterschiedlichen Interessen der Verlage hinter den Zeitungen.

Beim Deutschen Journalistenverband (DJV) sieht man die Verlagsaufspaltung kritisch. Es brauche unabhängigen Journalismus in diesen aufgewühlten, polarisierten Zeiten – gerade Lokaljournalismus. „Trotz Bedenken genehmigt das Kartellamt diese Transaktion“, kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster gegenüber dem Tagesspiegel. Es stehe zu befürchten, dass „hier nicht die publizistische Vision, sondern der Rotstift Motivation für diese Transaktion war“, so Beuster weiter. Wenn am Ende das journalistische Angebot ausgedünnt und redaktionelle Arbeitsplätze verloren gingen, seien am Ende Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg und darüber hinaus die Verlierer, meint der DJV-Vorsitzende.

Der Medienmarkt im Südwesten ist im Vergleich zu anderen Gebieten nach wie vor von vielen Zeitungstiteln geprägt. Darunter sind auch zahlreiche kleinere Verlage. Nun nimmt die Konzentration auch im Süden deutlich Fahrt auf. Zu Auswirkungen auf Jobs durch den neuen Deal ist bisher nichts bekannt. Schon vorher war allerdings angekündigt worden, dass bei den SWMH-Zeitungen im Südwesten rund 15 Prozent der Redaktionsstellen bis 2027 wegfallen – insgesamt bis zu 45 Stellen von rund 300 in den betroffenen Redaktionen. (mit dpa)

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