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Medien: Verschwundene Studenten

Arte-Doku über zwei deutsche Opfer der argentinischen Diktatur

Die Diktatur in Argentinien, die 1976 mit einem Militärputsch begann, forderte 30 000 Opfer. Dazu zählten auch 100 Deutsche und Deutschstämmige, die vom Militär entführt wurden. Laut Zeugenaussagen wurden sie in geheimen Konzentrationslagern zu Tode gefoltert. Trotz verzweifelter Bemühungen ihrer Angehörigen, Hilfe zu holen, bekam die Deutsche Botschaft in Buenos Aires vom damals herrschenden Regime keine Auskünfte.

Elvira Ochoa und Frieder Wagner gehen in ihrer Dokumentation „Verschwörung des Schweigens“ der Frage nach, weshalb von der deutschen Regierung keinerlei Unterstützung kam. Im Zentrum stehen die tragischen Schicksale der deutschen Studenten Klaus Zieschank und Elisabeth Käsemann, die während des Putsches in Argentinien arbeiteten. Sie wurden als „Marxisten" verfolgt.

Jörg Kastl, von 1975 bis 1977 deutscher Botschafter in Buenos Aires, vertritt die Seite der vergeblich herbeigerufenen Vermittler: Obwohl er sich auskunftsfreudig gibt, spürt man heute noch seine Befangenheit. Ganz im Gegensatz zu „Mayor Peyrano“, der sich als Spitzel des argentinischen Geheimdienstes in der Deutschen Botschaft aufhielt: Er ist seit 1986 amnestiert und erzählt mit einer gewissen Leichtigkeit von der Täterseite.

Das Verstörendste an diesem 52-Minuten-Film ist das Verhalten der Bundesregierung. Dem Beitrag zufolge wurde nichts getan, um die Gefangenen zu retten. Der bezeichnet das als „skandalöses Kapitel deutscher Diplomatie“. Als Grund für das Versagen nennt er die guten Wirtschaftsbeziehungen: Deutschland diente Argentinien als größter Waffenlieferant. Offenbar sehen deutsche Politiker bis heute keine Notwendigkeit, eine klärende Untersuchung einzuleiten. Selbst von den Grünen wollte sich dem Film-Team gegenüber niemand äußern.

In dieser Sendung gibt es leider keinen einzigen Hinweis auf das Klima des „Deutschen Herbstes“, als die Jagd auf mögliche Terroristen das Bild Westdeutschlands prägte. Hat die Bundesregierung auch in Klaus Zieschank und Elisabeth Käsemann deutsche Terroristen gesehen? Dass diese Frage nicht einmal angesprochen wird, ist eine Schwäche dieses sonst so aufschlussreichen und bewegenden Beitrags.

„Verschwörung des Schweigens“: 20 Uhr 45, Arte

Uta-Maria Heim

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