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Elisabeth Wehling sieht sich wegen ihres "Framing-Manuals" zu Unrecht in der Kritik.

© imago/APress

WDR-Rundfunkrat kritisiert: "Framing-Manual" ist eine "Dummheit"

Der WDR-Rundfunkrat sieht durch "Framing-Manual" den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "beschädigt". Autorin Wehling zeigt sich über Kritik "schockiert".

Das umstrittene „Framing-Manual“ der Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling, das im Auftrag der ARD entstand, ist auch im WDR-Rundfunkrat auf Kritik gestoßen. Die Mitglieder des Gremiums hielten es für wichtig, dass die ARD aktiv kommuniziert und ihre Leistungen für die Allgemeinheit unterstreicht, teilte der Rundfunkrat am Mittwoch in Köln mit.

Das fragliche Papier und der intransparente Umgang damit hätten allerdings „genau das Gegenteil bewirkt und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschädigt“. Das Papier sei „keine vernünftige Grundlage für eine Diskussion“, sagte die Europa-Parlamentarierin Petra Kammerevert (SPD) bei der Sitzung am Dienstag. Es enthalte nicht mehr zeitgemäße linke Kampfbegriffe, die das duale Rundfunksystem in Gute und Böse unterteilten.

Dagmar Gaßdorf, stellvertretende Vorsitzende des Rundfunkrats, bezeichnete das Papier als „Dummheit“ und distanzierte sich ausdrücklich davon. Der Rundfunkrats-Vorsitzende Andreas Meyer-Lauber beklagte, die ARD hätte mit einer Veröffentlichung rechnen und sich auch unabhängig davon von den Empfehlungen der Verfasserin im Papier distanzieren müssen. Er sehe es als grundlegendes Defizit der ARD, dass sie nicht schnell und klar genug kommuniziere

Der MDR hatte nach Angaben von ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab das Gutachten 2017 in Auftrag gegeben, als er den ARD-Vorsitz innehatte. Das „Framing-Manual“ mit dem Titel „Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD“ habe als Grundlage für mehrere Workshops in der ARD gedient. Für das Gutachten und die Workshops hat die ARD insgesamt 120.000 Euro ausgegeben. Das „Framing-Manual“ alleine kostete nach ARD-Angaben 10.000 Euro.

ARD-Generalsekretärin verteidigt sich

Im WDR-Rundfunkrat gestand Pfab Fehler zu, verteidigte das Vorgehen der ARD aber grundsätzlich. „Das Manual unter diesem Titel einem größeren Kreis von Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen, war unvorsichtig. Das würden wir sicher nicht mehr tun“, sagte sie. Sich mit dem Thema Framing zu befassen, sei jedoch richtig und wichtig. WDR-Intendant Tom Buhrow sagte: „Hier ist in bester Absicht etwas entstanden, was aus einer Vielzahl von Gründen nach hinten losgegangen ist.“ Natürlich werde er sich „nicht vorschreiben lassen, was ich wie zu sagen habe“, aber der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ständig Framing ausgesetzt: „Es ist zwingend, dass man sich damit beschäftigt.“ Buhrow verwies in diesem Zusammenhang auf Kampfbegriffe wie „Zwangsgebühren“.

Die Autorin des umstrittenen „Framing-Manuals“, Elisabeth Wehling, hat in einem Interview mit der "Zeit" die Kritik daran zurückgewiesen. „Ich bin schockiert über die Vorwürfe. Vor allem, weil der Hintergrund völlig außer Acht gelassen wird“, sagte die Sprachwissenschaftlerin. "Ich habe auf der Grundlage von Workshops mit einer Arbeitsgruppe der ARD 2017 ein internes Papier geschrieben.“ Die Idee sei gewesen, einzelne Begriffe in der ARD-Kommunikation zu analysieren und Alternativen aufzuzeigen. „Es war für nichts anderes gedacht als für die interne Verwendung.“

Autorin Wehling schockiert über Angriffe

Die Plattform „netzpolitik.org“ hatte das „Framing Manual“ vor rund zehn Tagen ins Internet gestellt. Kritiker warfen der ARD nach Bekanntwerden des Framing-Papiers vor, sie versuche die Diskussion über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu manipulieren und gebe Mitarbeitern Sprachregelungen vor. „Das Papier wird instrumentalisiert für eine politische Skandalisierung“, sagte Wehling. In der Diskussion darüber würden Inhalte aus dem Kontext gerissen. „So werden seit zwei Wochen aus einem knapp 90 Seiten langen Dokument nur drei, vier Stichworte debattiert. Da entstehen selbstverständlich Missverständnisse.“

Kritische Anmerkungen hatte es in der Diskussion über das „Framing Manual“ auch zu Wehling selbst gegeben, etwa zu ihrem Berkeley International Framing Institute. Wehling hat an der US-Universität Berkeley in Linguistik promoviert und arbeitet dort als Wissenschaftlerin. Das Institut hat mit der Uni aber nichts zu tun.

„Ich weiß, derzeit kursieren viele verrückte Theorien. Aber alle meine Kunden wissen, das Berkeley International Framing Institute ist meine Marke, unter der ich Beratungen anbiete“, erklärte Wehling im Interview. „Ein Institut mit Räumlichkeiten hat es nie gegeben und das wurde auch nie suggeriert.“ Zu der Kritik sagte Wehling: „Es hat mich fassungslos gemacht, als Wissenschaftlerin, Beraterin und Mensch auf einmal solchen Angriffen ausgesetzt zu sein." (mit epd, dpa)

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