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Zu meinem ÄRGER: Wenn Twitter „Meinung“ bildet
Geärgert über die Banalisierung von Journalismus: Die Medienwoche im Blick von Béla Réthy.
Stand:
Béla Réthy, 63, ZDF-Sportreporter, kommentierte am vergangenen Sonntag das Champions-League-Finale.
Herr Réthy, worüber haben Sie sich in den Medien in dieser Woche am meisten geärgert?
Geärgert habe ich mich, nicht nur diese Woche, über die Banalisierung von Journalismus, indem man willkürlich ausgewählte Polemiken aus Twitter aneinander klebt und dann daraus ein vermeintliches Meinungsbild konstruiert. So geschehen im Zusammenhang mit der ZDF-Champions-League-Übertragung des Finalspiels Bayern München gegen Paris Saint-Germain am vergangenen Sonntag. Wenn in den sozialen Medien schon jegliche Kontrolle von Stil, Anstand, Ethik, Fakten und Rechtschreibung fehlt, sollten diejenigen, die ihren Beruf ernst nehmen, dieses nicht noch multiplizieren. Lieber eigene Gedanken niederschreiben. Tweet an Tweet zu hängen, versehen noch mit irreführenden Überschriften, die den Inhalt nicht wiedergeben, das sollte hoffentlich nicht die Zukunft sein.
Gab es denn auch in den Medien dieser Woche etwas, worüber Sie sich haben freuen konnten?
Immer wieder angetan bin ich vom Netzauftritt der „New York Times“. Gerade in diesen Tagen, vor den US-Wahlen gibt es kaum tiefere Einblicke in diese so gespaltene Republik samt ihrer Abgründe. Kühle, unsentimentale und dennoch pointierte Analysen, mit Haltung und dennoch Respekt vor anderen Ansichten. Klassischer US Journalismus at it’s best. Schnörkellos, stilsicher, einfach gut.
Ihre Favoriten-Website?
Meine am häufigsten besuchte Seite derzeit ist die vom Auswärtigen Amt. Das hat rein private Gründe, denn ich informiere mich täglich über die Covid-19- Ausbreitung in den europäischen Ländern. Grund: die Urlaubsplanung.
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