Menschen bei Maischberger. Volkssport Betrug? ARD. Erst einmal setzt Ulrich Wickert auf den Praxistest. Genauestens will der Moderator vom ehemaligen Fußballschiedsrichter Robert Hoyzer und dem früheren Siemens-Manager Rudolf Vogel wissen, wie Bestechlichkeit und Bestechung funktionieren. Bar, per Überweisung, im Koffer, wie schwer muss man an einer halben Million schleppen? Hoyzer berichtet so abgeklärt wie ausführlich, Vogel ergänzt aus seinem Erfahrungsschatz, ohne Korrupte liefe im globalen Business gar nichts. Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner und Enthüllungsjournalist Hans Leyendecker sekundieren als Zeugen der Anklage. Schwangerschaftsvertreter Wickert bleibt bei seiner Konzept-Kunst: Frage um Frage steckt er das Themenfeld ab. Sollte Wickert in seinem neuen Buch „Gauner muss man Gauner nennen“ ähnlich blutleer agieren? Auweia. Schmiergeldjäger Schnaupensteiner, immerhin, fasst die Sünder in der Runde scharf ins Auge, Leyendecker will kurz über „Moral“ reden, packt das Keulchen aber rasch wieder weg. Die Runde droht an sich selbst zu verdursten: Hoyzer sitzt nach seiner Prosa die restliche Zeit schweigend ab, Vogel gibt das Schmunzelmonster – er lebt frei und fröhlich in der Karibik. Darf der das?
Als ob es Wickert und die Maischberger-Redaktion geahnt hätten, werden zwei Joker und das zweite Thema Schwarzarbeit eingewechselt. Bogumila Gordziej hat jahrelang Pflegekräfte von Polen nach Deutschland geschleust. Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider zieht – endlich – eine provokante These aus der Tasche: „Ein Auto reparieren ist etwas Positives“, wer dies schwarz erledige, der leiste etwas und erhöhe das Realeinkommen. Im Finale kommt Bewegung in die Talkshow. Wickert haut das Statement raus, dass zu viele Regeln den Regelverstoss herausfordern würden. Spät arbeiten sich Moderator und Gäste gemeinsam am Thema ab, es wird schärfer und zugleich nachdenklicher. Mein Gott, die können ja diskutieren, wenn sie wollen.
Wäre Schneider doch von Anfang dabei gewesen! So schießt Moderator Wickert sein Fragenmagazin leer, hält sein Brillchen mit spitzen Fingern und wirkt bisweilen als Gast in der eigenen Runde mit. Zum Schluss grinst er ein „Tschüss“ ins Publikum. Die geruhsame Nacht war schon früher ausgebrochen.
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