
Fahrbericht Volvo V40 D3 Momentum: Mit Sportsgeist und Stilzulage
Schwedischer Stil im Kompaktsegment: Der Volvo V40 will die flotte Alternative zu Golf und Co. sein. Dafür hat er innovative Technik an Bord, einen bewährten Fünfzylinder an Bord und will auch praktisch sein. Letzteres gelingt mit Einschränkungen. Und die diversen Aufpreise trüben etwas die Freude.
Der schwedische Neustart in der Kompaktklasse kam 2012 auf Ford-Basis. Der Volvo V40 ist das letzte Modell, welches auf der Plattform C1 der einstigen Muttergesellschaft aufbaut. Deswegen ist der Kompakte aus dem Norden noch lange kein alter Käse. Im Gegenteil, Volvo hat dem Modell reichlich innovative Technik mit auf den Weg gegeben. Fußgängerairbag, City-Notbremse mit Fahrraderkennung oder Verkehrszeichenerkennung waren bis dato in dieser Klasse beileibe kein Standard.
Dafür startet der Volvo V40 allerdings auch mit einem Grundpreis von mehr als 23 000 Euro, was in der Kompaktklasse schon ein Wort ist. Zumindest ist die Konkurrenz somit klar ausgemacht. Der Kompakt-Schwede tritt gegen den BMW 1er oder Audis A3 an. Im Premiumsegment also. Und da ist die Luft dünn und der Wettbewerb hart. Die Anstrengung hat sich für Volvo allerdings gelohnt. Der V40 bringt mehr als ein Viertel aller verkauften Volvos (27,3 Prozent in 2014 laut Kraftfahrtbundesamt) ein und ist hinter dem Kompakt-SUV XC60 der Umsatzbringer Nummer zwei. Wie schlägt sich der kompakte Schwede im wettbewerbsintensiven Segment der Kompaktklasse? Um das zu prüfen haben den Volvo V40 D3 Momentum zum Praxistest einbestellt.
Außen und Innen
Quadratisch, praktisch, gut – mit dem V70 hat Volvo sein Image als robustes und praktisches Auto aufgebaut. Das war Lust und Last zugleich, denn für die Designer war es nicht leicht diese Linie zu verlassen. Am Heck des V40 ist jedoch leicht zu erkennen, dass das gut geglückt ist. Ein Doppelschwung über die Heckscheibe und die Unterkante der Heckklappe hebt das Auto optisch aus der Masse in diesem Segment heraus. Zwar kann auch der Volvo V40 nicht auf den ausladenden hinteren Stoßfänger verzichten, der dank geringeren Schäden im Falle eines Unfalls die Versicherungseinstufung verbessert. Aber sowohl von hinten, als auch in der Seitenansicht ist der V40 ein schönes Auto geworden. Von vorne gibt es ohnehin wenig zu meckern.

Das Interieur ist im Vorderraum durch die freistehende Mittelkonsole gekennzeichnet. Die gefällt immer noch gut, auch wenn das Innenraumdesign etwas in die Jahre gekommen ist. Aber der in diesem Frühjahr gestartete XC90 zeigt ja, wo die Reise hingehen wird. Auf jeden Fall ist die Mitte auch ziemlich unübersichtlich. Der Zahlenblock und das Piktogramm für die Regelung der Innenraumbelüftung ist vielleicht ein bisschen viel. Drumherum versammeln sich die wichtigen Tasten, wie etwa die Anwahl von Navigation, Radio oder Tasten für die Fahrassistenzsysteme. Man gewöhnt sich dran, aber es gibt letztendlich besser Lösungen. Dazu aber später mehr.
In der Kompaktklasse gehört der Volvo V40 zu den größeren Autos, obwohl er optisch gar nicht so wirkt. Mit einer Länge von 4,37 Meter überragt er einen VW Golf um mehr als zehn und einen BMW 1er immer noch um fünf Zentimeter. Allerdings haben es die Designer geschafft das für die Klasse beachtliche Maß in den geschwungenen Formen gut zu verstecken. Auch sein recht üppiges Leergewicht von 1569 Kilogramm sieht man dem Auto nicht an. Das ist wohl auf die Ford-Plattform zurück zu führen.
Sitzen und Laden
Für einen Kompakten bietet der Volvo V40 im Fond recht viel Platz, was sicherlich mit der Länge und Allerdings sind die Sitze tief montiert, wodurch der Ein- und Ausstieg etwas beschwerlicher ist. Vorteil: Sitzriesen bis zu zwei Metern werden kaum in Kontakt mit dem Fahrzeughimmel kommen. Dafür dann aber sicher mit dem Vordersitz. Alles in allem ist das Angebot dennoch sehr in Ordnung. Mehr bieten nur wenige Kompakte, wie etwa der Nissan Pulsar. Vorne gibt es nichts zu mäkeln. Das Platzangebot ist gut und taugt auch für Erwachsene mit Gardemaß. Die Sitze sind bequem, die Sitzflächen sind aber einen Tick zu kurz. Dennoch lässt es sich hier auch gut auf längeren Strecken aushalten, denn die weiche Polsterung nimmt einiges von den Härten weg, die das Fahrwerk in den Innenraum ablässt. Aber auch dazu später mehr.
Der Kofferraum ist nominell mit 335 Litern gar nicht mal schlecht aufgestellt. Damit liegt er fast gleichauf mit einem VW Golf (360 Liter). In der Praxis muss das Gepäck aber über eine recht hohe Kante gewuchtet werden. Und das Abteil wirkt auch nicht besonders geräumig, wahrscheinlich wegen den relativ schräg stehenden Lehnen der Rückbank. Die ist asymmetrisch geteilt und bietet so neben dem Skisack auch eine Durchlademöglichkeit auf breiter Basis. Die Rücklehnen machen sich beim Umlegen auch relativ flach, zeigen keine Lücke im Boden und sind somit recht praktisch für den Alltag.
Fahren und Tanken
Mann, ist der hart. Der Volvo V40 D3 macht schon auf den ersten Metern Kopfsteinpflaster klar, dass das Auto kein Wagen für Weichspüler ist. Da spielt er auf dem Niveau eines Audi S3, nur das der sich über das adaptive Fahrwerk noch sanfter einstellen lässt. Die sportliche Optik haben die Schweden in ein sehr straffes Fahrwerk gegossen. An dieser grundsätzlichen Ausrichtung ändert auch die Fahrdynamikregelung nichts, denn das Fahrwerk ist nicht mit adaptiven Dämpfern ausgestattet. Wird allerdings der Sportmodus gewählt und die Fahrt geht auf die Landstraße, dann weiß man die Abstimmung zu schätzen. Ebenso wie bei voller Beladung. Der Volvo V40 bleibt stabil, zeigt keine Neigung zum Wanken und untersteuert im Grenzbereich brav. Das passt zum sportlich betonten Äußeren des Autos, ist aber vielleicht nicht jedermanns Sache. Die etwas indifferente Servolenkung kann nicht ganz so überzeugen und passt daher weniger zur sportlichen Attitüde.

Unser Testwagen ist mit dem Zwei-Liter-Diesel namens D3 ausgestattet. Der stemmt beachtliche 350 Newtonmeter auf die Kurbelwelle, muss sich aber mit 150 PS begnügen. Als Fünfzylinder ist das eine aussterbende Art bei Volvo, weil die neuen Motoren allesamt auf einer gemeinsamen Vierzylinderarchitektur aufbauen. Unser D3 zeigt allerdings, dass diese Entscheidung wirtschaftlich nachvollziehbar, aber fahrdynamisch dennoch schade ist. Denn der Volvo V40 zeigt mit diesem Motor ein sehr agiles Fahrverhalten, eine beruhigende Elastizität aus dem Drehzahlkeller heraus und ist dabei mit einer Spitzengeschwindigkeit von 205 km/h auch noch recht flott unterwegs, wenn es sein muss. Die Sechsgangautomatik gehört nicht zu den allerschnellsten Getrieben, macht dabei aber dennoch sehr ordentlich mit. Alles in allem hinterlässt der Volvo V40 D3 einen sehr guten Eindruck auf den Testkilometern und lässt angesichts der letzten Generation der Volvo-typischen Fünfzylinder fast ein bisschen Wehmut aufkommen.
Auf dem Papier sollte sich der D3 mit 5,2 Litern auf 100 Kilometern begnügen. Das ist deutlich mehr als bei der gleichen Motorisierung mit Schaltgetriebe (4,3 Liter in der EU-Norm). Das ist schon ein deutlicher Aufschlag, der sich dann bei der Dynamik wieder rechtfertigt. Denn im Vergleich mit dem Schalter ist er beim Spurt auf die 100 km/h um 0,3 Sekunden schneller. Das liegt vor allem an der längeren Übersetzung der ersten vier Gänge bei der Automatik. Dadurch braucht der Volvo V40 dann aber unter Volllast auch höhere Drehzahlen, was der Geräuschkulisse nicht zuträglich ist. Der gute alte Fünfender ist ohnehin nicht unbedingt ein Leisetreter. Apropos Geräusche: Der Wind bringt sich bei Autobahntempo jenseits der 140 km/h ebenfalls ordentlich ein. Das ist zwar Jammern auf hohem Niveau, aber dennoch schwer zu überhören.

Unser Verbrauch auf den gut 600 Testkilometern lag bei 7,9 Litern. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass sich das Gros der Strecke in der Stadt abspielte und sich der Aufschlag so schnell erklären lässt. Dennoch ist der Verbrauch ein Tick zu hoch. Auf den Strecken außerhalb lag der Volvo V40 D3 mit einem Konsum von 5,5 Litern laut Bordcomputer noch ganz gut. Er scheint mit seinem Diesel eher auf Langstrecken gepolt zu sein.
Hören und Sehen
Das Design des Volvo V40 hinterlässt bei der Rundumsicht deutliche Spuren. Das Heckfenster wird zur Schießscharte und auch der Blick nach hinten seitlich ist durch die abfallende Dachlinie eingeschränkt. Was sich schon beim Einsteigen in den Fond als hinderlich zeigt ist beim Schulterblick eine Einschränkung. Gut, Volvo setzt hier mit seinem Totwinkelwarner namens BLIS dagegen, aber den gibt es nur als Option.
Das Infotainmentsystem bietet dagegen alles, was das Herz begehrt. Bluetooth-Telefonie, Audioanlage mit ordentlichen Lautsprechern und eine gute Navigation. Allerdings ist die Bedienung über den rechten der beiden Drehknöpfe in der Mittelkonsole nicht sonderlich praktisch. Durch die ungewöhnliche Position und das Dreh- und Drücksystem muss der Blick zu oft und zu lange von der Straße wandern. Zwar geht das mit der Zeit auch kürzer, aber ganz blind ist es uns jetzt auch nicht gelungen. In der Summe leistet sich der Volvo V40 jetzt aber auch keine gravierenden Schwächen.

Glänzen kann der Schwede bei der Sicherheitsausstattung. Die City-Safety-Notbremse ist immer noch auf der Höhe der Zeit und gehört zu den besten auf dem Markt. In der Stadt ist besonders die Fahrrad- und Fußgängererkennung eine beruhigende Geschichte. Der akustische und optische Alarm sorgt zwar kurzzeitig gerne mal für eine deutliche Pulserhöhung. Aber in der Summe weiß man die Warnung dann schon zu schätzen. Etwas nervös reagiert auch der Spurhalteassistent, der sich beim Wechseln der Spur ohne zu Blinken immer aktiviert. Bei nächtlicher Autobahnfahrt kann das schon etwas stören, erzieht aber gleichzeitig zu permanenter Blinkernutzung. Das würde so manchen Zeitgenossen, die auf die Nutzung des Blinkers gänzlich verzichten, mal ganz gut tun.
Wählen und Zahlen
Der Grundpreis für den Volvo V40 D3 in der Ausstattung Momentum liegt bei 28 880 Euro. Damit ist der Kompakt-Schwede erst mal nicht gerade ein Schnäppchen. Dafür bringt er aber eine ganz ordentliche Serienausstattung mit. Die Sicherheitsausstattung ist mit Seitenaufprallairbags, City Safety und Überrollschutz schwedentypisch umfangreich. Dazu gibt es als Standard das Fahrdynamiksystem, Start&Stop, sowie die elektrische Differentialsperre samt flexibler Drehmomentverteilung.

Das bedeutet aber nicht, dass da auf der Liste der Sonderausstattungen nicht noch was ginge. Das empfehlenswerte Fahrerassistenzpaket mit der erwähnten Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, Totwinkelwarner und Spurhalteassistent schlägt mit 1980 Euro zu Buche. Über ein Businesspaket für 1970 Euro kommt dann noch Leder und Navigation ins Auto. In Verbindung damit gibt es dann auch noch einen selbsttätigen Parkassistenten (650 Euro). Ein Kostentreiber ist auch das R-Design-Paket, das den Volvo V40 optisch deutlich aufwertet, aber mit 2150 Euro zu Buche schlägt. In der Summe kommt unser Testwagen so auf den beachtlichen Preis von 43 265 Euro. Da sind sicher ein paar Optionen dabei, die man vielleicht so nicht ordern würde. Die Standheizung für 1150 Euro etwa oder die abgedunkelten Seitenfenster für 420 Euro. Dennoch schafft es der Volvo V40 D3 beachtlich mühelos über die Marke von 40 000 Euro. Das liegt auch daran, dass viele Kleinigkeiten extra kosten. Zum Beispiel die elektrische Kindersicherung für die hinteren Türen (90 Euro) oder die Möglichkeit den Beifahrerairbag abzuschalten für 80 Euro. Letzteres kennt man beispielswiese auch von BMW, nur kostet die Option da nur die Hälfte.
Gutes und Schlechtes

Der Volvo V40 D3 gibt in der Summe eine gute Figur ab. Auch wenn er in wichtigen Kriterien wie Nutzwert oder Ökonomie keine Spitzenwerte aufstellt, so zeigt er sich doch als bedenkenswerte Alternative. Wer nicht ständig den Kofferraum voll lädt und nicht nur in der Stadt unterwegs ist, der bekommt mit dem kompakten Schweden ein optisch ansprechendes Auto mit Qualitäten als Dauerläufer. Trotz des Aufschlags auf den Normverbrauch ist man mit dem Volvo V40 noch recht sparsam unterwegs. Und der Kunde fährt ein Auto, dass sich aus dem automobilen Mainstream seiner Klasse etwas abhebt.
Die Extravaganz stellt Volvo dann allerdings auch in Rechnung. Wer bei den Sonderausstattungen bescheiden bleibt, der fährt mit dem V40 nicht allzu teuer. Wer hier aber der Fantasie freien Lauf lässt, der kommt auf einen beachtlichen Endpreis. Das sollte Interessenten aber nicht davon abhalten mal ihr Verhandlungsgeschick auf die Probe zu stellen. Denn angesichts der Tatsache, dass sich im kommenden Jahr schon der Nachfolger vorstellen wird, könnte hier ein guter Rabatt rauszuschlagen sein. Technisch und optisch ist der Volvo V40 auf der Höhe der Zeit. Und er fährt mit einem bewährten Antrieb, den es so nicht wieder geben wird. Schade eigentlich.
Stärken
Durchzugsstarker Motor
Umfangreiche Sicherheitsausstattung
komfortable Platzverhältnisse
Schwächen
Eingeschränkte Sicht nach hinten
Straffes Fahrwerk
Teure Sonderausstattungen
Konkurrenz
VW Golf
BMW 1er
Audi A3
Technische Daten | Volvo V40 D3 Momentum |
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Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,37/1,78/1,42 Meter |
Leergewicht | 1569 Kilogramm |
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt | 335/ 1032 Liter |
Maximale Zuladung | 451 Kilogramm |
Sitzplätze | 5 |
Tankvolumen | 60 Liter |
Motor | Commonrail-Diesel-Motor mit Direkteinspritzung und Abgasturbolader |
Hubraum | 1984 Kubikzentimeter |
Getriebe | 6-Gang-Automatikgetriebe |
Leistung (kW/PS) | 110 / 150 |
Drehmoment | 350 Newtonmeter zwischen 1500 und 2750 Umdrehungen/Min |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 9,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) | 5,2/3,8/4,3 Liter (als Schalter!) |
Verbrauch im Test | 7,9 Liter |
Typklassen (KH/VK/TK) | 15/23/21 |
Preis als Basisfahrzeug | 28 880 Euro |
Preis des Testwagens | 43 265 Euro |