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Eine Mutter gießt während einer Hitzewelle ihrem Sohn Wasser über den Kopf am Brunnen auf dem Platz Virgen de los Reyes in Sevilla. Foto: dpa/Joaquin Corchero/EUROPA PRESS

© dpa

Natur in Spanien und Portugal leidet: Kein Regen und dazu noch extreme Hitze

Die iberische Halbinsel wird von Wetter und Waldbränden heimgesucht. Die Folge: Landschaften veröden.

Die letzten Glutnester des riesigen Waldbrandes in der westspanischen Provinz Zamora konnten erst nach mehreren Wochen gelöscht werden. Wenigstens 250 Quadratkilometer Naturlandschaft verbrannten - was der Fläche von Großstädten wie zum Beispiel Frankfurt am Main entspricht. Eine traumhafte Bergregion mit dem Namen Sierra de la Culebra (auf Deutsch: Schlangengebirge) gleicht jetzt einer Friedhofslandschaft.

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Das Buschfeuer, das vermutlich durch ein Trockengewitter ausgelöst wurde, war eines der größten in der jüngeren spanischen Geschichte. Allein in diesem Jahr verbrannte nach Angaben des satellitengestützten EU-Beobachtungsprogramms Corpernicus bereits sechs Mal mehr Waldfläche als im Schnitt der vergangenen 20 Jahre. Täglich werden aus irgendeiner Region des Landes neue Waldbrände gemeldet. „Spanien steht in Flammen“, titeln die Zeitungen.

In der durch das Feuer verwüsteten Sierra de la Culebra hatte es seit dem Winter nicht mehr geregnet. Deswegen brannte der Wald wie Zunder. Aber nicht nur in dieser Region machen längere Dürrezeiten und immer heftigere Hitzewellen den Menschen zu schaffen.

Der Sommer in Spanien wird immer länger

Gerade erst hat das Königreich die wärmsten Monate Mai und Juni des Jahrhunderts erlebt – mit Spitzen von bis zu 43 Grad. Der in Spanien besonders heiße Sommer verlängert sich von Jahr zu Jahr, berichtet der Wetterdienst Aemet. Zwischen Oktober 2021 und Juni 2022 sei rund 25 Prozent weniger Niederschlag im Land registriert worden als in normalen Jahren.

Das alles habe zweifellos mit dem Treibhauseffekt zu tun, sagen die staatlichen Meteorologen. Der jüngste UN-Klimabericht warnt ebenfalls, dass Waldbrände und Extremwetter zunehmen werden. Schon bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter werde sich die Zahl der Trockenperioden verdoppeln, derzeit liege der mittlere weltweite Anstieg der Oberflächentemperatur bereits bei 1,2 Grad.

„Das, was wir in Spanien erleben, bestätigt dies“, sagt Regierungschef Pedro Sánchez. Der spanische Mittelmeerraum gehöre jetzt schon zu den am meisten durch den Klimawandel betroffenen Zonen. Immer wärmer, immer trockener, immer unwirtlicher: Die Wüstenbildung, die in Nordafrika bereits ein Riesenproblem ist, schreitet auch auf der iberischen Halbinsel voran. 75 Prozent der Landfläche sind bereits von Erosion und Austrocknung bedroht, sagt Umweltministerin Teresa Ribera.

Mallorca könnte eine Wüste werden

Durch Wassermangel, landwirtschaftliche Übernutzung oder auch Waldbrände verschwindet die natürliche Vegetation. Auf den Kanarischen Inseln und in Südspanien ist diese Landverödung besonders spürbar. Auch Teile Mallorcas könnten sich bis Ende des Jahrhunderts in eine Wüste verwandeln, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird, warnen Wissenschaftler. Die Dürre zeigt sich zudem unübersehbar in Spaniens Talsperren. Sie sind im nationalen Schnitt nur noch zu 45 Prozent gefüllt – der niedrigste Wasserstand zu dieser Zeit seit Jahrzehnten.

Die andalusischen Bauern mussten bereits die Bewässerung ihrer Plantagen, auf denen Oliven, Getreide, Reis, Gemüse und Obst wachsen, stark reduzieren. Ein Sprecher der Bauernvereinigung klagt: „Unsere Felder vertrocknen.“ Im iberischen Nachbarland Portugal sieht es nicht besser aus.

Unmengen von Wasser versickern im Boden

Wegen der wachsenden Wassernot beginnen jetzt immer mehr Regionen, Notpläne zu erarbeiten und die Bevölkerung zum Sparen anzuhalten. Im Nordosten Portugals wird bereits daran gedacht, das Trinkwasser nachts ganz abzustellen. Außerdem soll das Leitungsnetz repariert werden. Bei der Überprüfung der Rohre in der spanischen Provinz Málaga, eine jener Regionen mit chronischem Wassermangel, entdeckte man: Nur 25 Prozent des eingespeisten Wassers kommt tatsächlich beim Verbraucher an. Drei von vier Litern versickern also im Erdboden.

Auf der Mittelmeerinsel Mallorca sieht es ein bisschen besser aus, noch. Zwar herrscht auch dort Regenmangel. Doch die Trinkwasserspeicher seien bislang zu mehr als 50 Prozent gefüllt, teilten die Behörden mit. Die Inselurlauber müssen momentan noch keine Einschränkungen fürchten. Studien zufolge ist Mallorcas Tourismus recht durstig – die Urlaubsindustrie ist für rund ein Viertel des gesamten Wasserverbrauchs verantwortlich.

Mallorca zehrt vor allem vom Grundwasser. Auf der Insel gibt es zwei Talsperren, die momentan zu 63 Prozent gefüllt sind, aber sie tragen nur relativ wenig (acht Prozent) zur Versorgung bei. Vor allem jetzt im Sommer, wenn sich Hunderttausende Urlauber auf Mallorca aufhalten, müssen mehrere Meerwasser-Entsalzungsanlagen angeworfen werden, um den Bedarf zu sichern.

Insel-Umweltminister Miquel Mir ist besorgt, dass sich Mallorcas Wasserprobleme verschärfen könnten. Der Massentourismus habe Mallorca ans Limit gebracht, sagt er. „Wir haben nur begrenzte Wasserreserven. Wir können nicht immer weiter wachsen.“

Ralph Schulze

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