
© Wolfgang Maria Weber/Imago
Oktoberfest in München: 37-Jähriger wegen sexuellen Übergriffs festgenommen
Die 120 Sanitäter rückten gleich zu Beginn des Oktoberfests fast im Fünf-Minuten-Takt aus. Zum Umzug am Sonntag werden 9000 Teilnehmer erwartet.
Stand:
Auf dem Oktoberfest hat es am Samstagabend eine Festnahme wegen eines sexuellen Übergriffs gegeben. Wenige Stunden nach der Eröffnung des Festes habe ein 37-Jähriger eine Besucherin bedrängt und gegen ihren Willen geküsst, berichtete die Polizei am Sonntag.
Die 38-Jährige versuchte sich demnach von dem Mann abzuwenden und ihn wegzuschieben. Nachdem ihr dies zunächst gelungen war, wartete er jedoch vor einer Damentoilette auf sie, versuchte sie wieder zu küssen und fasste ihr an die Brust. Ein anderer Wiesn-Gast ging dazwischen, die Polizei konnte den Täter ermitteln. Er sollte einem Ermittlungsrichter zur Klärung der Haftfrage vorgeführt werden.
Insgesamt haben laut Schätzung der Festleitung rund 700 000 Gäste am ersten Wochenende bei nasskaltem Wetter das Oktoberfest besucht. Das waren deutlich weniger als bei der Wiesn 2019 vor der Corona-Pandemie - damals lag die Besucherzahl bei rund einer Million.
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Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) sagte am Sonntag, er freue sich über einen gemütlichen Auftakt. „Für die nächsten zwei Wochen wünschen wir uns noch, dass sich Petrus wieder daran erinnert, wie anständiges Wiesn-Wetter ausschaut.“ Das Publikum auf dem Gelände sei bunt gemischt gewesen. Darunter seien auch viele Familien mit Kindern und Gäste aus dem Ausland gewesen, etwa aus den USA und Frankreich.

© REUTERS/Andreas Gebert / ANDREAS GEBERT
Schon vor Sonnenaufgang warteten am Samstag die ersten an den Eingängen, um bei der Öffnung des Geländes im Bierzelt vorn zu sein. Die ersten Zelte schlossen um die Mittagszeit die Türen. Laut Wirtesprecher Christian Schottenhamel kamen ähnlich viele Besucher und Besucherinnen in die Zelte wie bei der Wiesn 2019. Die Stimmung sei geradezu euphorisch gewesen und die Menschen einfach glücklich, wieder das Oktoberfest zu feiern.
Sanitäter in Dauereinsatz
Die erste „Bierleiche“ hatte es am frühen Nachmittag gegeben. Eine junge „volltrunkene“ Frau sei um kurz nach 14 Uhr versorgt worden, sagte der Sprecher der Sanitätsstation Aicher Ambulanz, Markus Strobl.
Die rund 120 Mitarbeiter der Sanitätsstation waren ab Samstagnachmittag im vollen Einsatz, die Teams rückten fast im Fünf-Minuten-Takt aus. Hunderte Patienten mussten versorgt werden. Es gab auch Kopfverletzungen und Schnittwunden. „Ab 21 Uhr waren wir auf dem Stand von 2019“, sagte der Sprecher.
Betrunkener schlägt auf zwei Sanitäter ein
In einem Fall habe ein Betrunkener unvermittelt auf zwei Sanitäter eingeschlagen. Diese wurden am Kopf verletzt und konnten ihren Dienst nicht fortsetzen. Der Mann wurde von der Polizei abgeführt. Bereits am Samstagvormittag hatten Tierschutz-Aktivisten versucht, den Einzug der Festwirte zu stören und sich aus Protest gegen den hohen Fleischkonsum auf dem Volksfest auf die Straße gesetzt. Sie wurden von der Polizei weggetragen.
Rund 600 Polizistinnen und Polizisten sorgen während der zwei Festwochen bis zum 3. Oktober für Sicherheit. Sie werden von uniformierten Polizisten aus Frankreich und Italien sowie Taschendieb-Fahndern aus mehreren Ländern unterstützt.
Die Besucher ließen sich am Samstag nach zwei Jahren Corona-Zwangspause das Feiern vom kühlen Wetter nicht vermiesen. Der Andrang war so groß, dass mehrere Zelte am frühen Nachmittag wegen Überfüllung schließen mussten.

© Foto: IMAGO/Shan Weiyi
Der zweite Oktoberfesttag begann bei Regen und Temperaturen um zehn Grad hingegen ruhig. In den meisten Zelten waren am Sonntagmittag noch Plätze frei. Vor allem an den Fahrgeschäften war zunächst wenig los. „Das ist aber am ersten Sonntag immer so“, sagte Frank Ritter, Sprecher des Riesenrad-Betreibers. Hinzu komme das schlechte Wetter, ohne das der Andrang auch am Vortag wohl größer gewesen wäre.
Die Schausteller hätten für die nächsten Tage vor allem eine Hoffnung: „Besseres Wetter!“ „Schönes Wetter - und nicht krank werden“, ist auch der Hauptwunsch von Lebkuchenherz-Verkäufer Andreas Traut. Auch bei ihm lief das Geschäft verhalten - aber nicht wesentlich anders als vor der Corona-Zeit an solchen Regentagen. „Ich glaube nicht, dass das mit Corona oder Wirtschaft zu tun hat, sondern: schlechtes Wetter.“
Rudi Bausch, der diverse Alkoholika auf der Wiesn verkauft, sagt: „Wetterbedingt war das jetzt nicht so der Traumstart, aber abgerechnet wird am 3. Oktober.“ Und: „In erster Linie bin ich mal froh, dass wir überhaupt wieder da sein dürfen.“ Man blicke deshalb optimistisch auf die nächsten zwei Wochen.
Rund 9000 Teilnehmer beim Trachten- und Schützenzug erwartet
Am Sonntag zieht erstmals seit 2019 wieder einer der größten Trachten- und Schützenzüge der Welt zum Oktoberfest durch München. Erwartet werden rund 9000 Teilnehmer.
Straßen in der Innenstadt werden dafür gesperrt. Trachtler, Schützen, Fahnenschwinger, Jäger und Mitglieder von Musikkapellen und Spielmannszügen laufen mit. Begleitet werden sie von Festkutschen und Brauerei-Gespannen. Gruppen aus vielen Teilen Deutschlands, aber auch aus dem Ausland reisen an.
In festlich geschmückten Ehrenkutschen fahren Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) mit.
Eröffnung lief „wie ein Uhrwerk“
Reiter hatte am Samstag das erste Fass Bier mit drei Schlägen angezapft und das Fest eröffnet. Ein wenig schien er nach der langen Pause aus der Übung. In früheren Jahren hatte er nur zwei Schläge gebraucht. Die erste Maß reichte er Söder, um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen.
Reiter, der im Frühjahr nach reiflicher Überlegung grünes Licht für das Volksfest gegeben hatte, sagte nun, das sei eine gute Entscheidung gewesen. „Alle freuen sich drauf - und das freut einen als Oberbürgermeister einfach am meisten.“ Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) sagte über die Eröffnung, alles sei gelaufen „wie ein Uhrwerk“. Es sei „ein überragendes Gefühl, wieder hier sein zu dürfen“.
Mediziner rechnen mit steigenden Corona-Zahlen
Für Söder ist das Massenereignis ein „Fest von Freude und Freiheit“. Er sei dafür, „dass es keine Verbote von Liedern gibt“, sagte Söder, der dafür im Festzelt nach anfänglichen Buhrufen laut bejubelt wurde.
Vor dem Fest war diskutiert worden, ob der umstrittene Schlager „Layla“ auf der Wiesn gespielt werden soll oder nicht.
Auch wenn ohne Auflagen gefeiert wird, ist Corona nicht verschwunden. Die Behörden mahnten Besucher, bei Erkältungssymptomen einen Test zu machen und nicht krank zum Fest zu kommen.
Mediziner rechnen nach der Wiesn wie nach anderen Volksfesten mit einer Corona-Welle. Auch OB Reiter erwartet eine Welle nach dem Fest. Wichtig sei aber die Lage in den Kliniken, und dort gebe es keine außergewöhnlichen Belastungen.
Unter den Besuchern waren am Samstag viele junge Leute, fast niemand trug eine Corona-Schutzmaske. Auch einige Prominente ließen sich bereits blicken, unter anderem Thomas Gottschalk, Jan Hofer, Richard Lugner sowie die Politikerin Dorothee Bär. Vor der Pandemie waren pro Jahr rund sechs Millionen Besucher zum wohl größten Volksfest der Welt gekommen. (dpa)
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