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Im Verfahren um die Entführung der Block-Kinder sagt ein Zeuge zur Vorgeschichte der Tat aus.

© Marcus Brandt/dpa Pool/dpa

Update

Prozess um Christina Block: Angeklagte äußert sich zu Tagebuch – Zeuge vermittelte Kontakt vor Entführung der Kinder

Wie kam der Kontakt der Familie Block mit den mutmaßlichen Entführern zustande? Diese Frage beschäftigt das Landgericht Hamburg im Block-Prozess. Die Angeklagte selbst nimmt Stellung zu ihrem Tagebuch.

Stand:

In dem Prozess um die Entführung ihrer Kinder hat die angeklagte Hamburger Unternehmerin Christina Block sich zu ihren elektronischen Tagebuch-Aufzeichnungen geäußert. Block sagte am 18. Verhandlungstag, sie widerspreche zwar „ausdrücklich“ der Verwendung des Tagebuchs. Weil aber öffentlich in den Medien über die Inhalte berichtet werde, stehe sie massiv unter Druck. Sie habe sich daher entschieden, Fragen zu den Inhalten ihres Telefons, darunter auch das Tagebuch, zu beantworten.

Block warf dem Nebenkläger, ihrem Ex-Mann Stephan Hensel, vor, die Inhalte an die Medien weitergereicht zu haben. „Ich frage mich, ob dies ein faires Verfahren sein kann, bei so vielen Informationen, die außerhalb des Saals herumgeistern.“ Sie werde flächendeckend vorverurteilt. Block konnte ihre Erklärung nicht vollständig verlesen, weil der Prozesstag endete.

Das Tagebuch war schon am vierten Verhandlungstag Thema gewesen. Die Vorsitzende Richterin fragte damals zu einem Eintrag. Blocks Verteidiger Ingo Bott monierte daraufhin, das Tagebuch sei nicht ordnungsgemäß beschlagnahmt worden. Deshalb dürfe es noch nicht zum Gegenstand des Verfahrens gemacht werden.

Ein Zeuge sagte zudem am Mittwoch aus, dass er einen Kontakt zwischen einem der mutmaßlichen Entführer und dem Familienanwalt der Blocks hergestellt habe. Dabei sei es aber nicht um die Frage einer Rückholaktion gegangen, sagte der 62-Jährige im Landgericht Hamburg.

Er habe den Leiter der israelischen Sicherheitsfirma, die die Kinder mutmaßlich entführte, vorher gar nicht gekannt. Dieser habe ihn angerufen, weil er Kontakte in Deutschland suchte. Der Mann habe erklärt, dass er Experte für Cybersicherheit sei.

Zeuge: Ich habe nur Mailadresse weitergeleitet

Der Zeuge erklärte, er habe einen guten Ruf als Netzwerker zwischen deutschen und israelischen Firmen. Er habe lediglich eine Mailadresse an den Familienanwalt weitergeleitet, das sei alles. Er sei schockiert gewesen, als es bei ihm im Zuge der Ermittlungen zu der Entführung eine Durchsuchung gegeben habe. Laut Staatsanwaltschaft war der Zeuge zu keinem Zeitpunkt Beschuldigter in dem Verfahren.

Die israelische Sicherheitsfirma soll für die Entführung der Kinder in der Silvesternacht 2023/24 verantwortlich sein. Die Kinder wurden zur Mutter Christina Block nach Deutschland gebracht. Die 52-Jährige soll während eines Sorgerechtsstreits den Auftrag gegeben haben, zwei ihrer vier Kinder aus der Obhut des in Dänemark lebenden Vaters zu entführen. Sie bestreitet das.

Block ist in dem Prozess eine von sieben Angeklagten. Blocks Lebenspartner, der ehemalige Sportmoderator Gerhard Delling, ist wegen Beihilfe angeklagt. Er bestreitet, etwas Unrechtes getan zu haben.

Nach Darstellung der Angeklagten Block war die israelische Sicherheitsfirma ausschließlich zur Überprüfung der Cybersicherheit des zur Block-Gruppe gehörenden Elysée-Hotels angeworben worden und handelte ihr zufolge bei der Rückholaktion auf eigene Faust.

Irritationen bei der Nebenklage löste die Information aus, dass der Zeuge und der mutmaßliche Entführer sich einmal in einem Berliner Hotel begegneten. Der Zeuge betonte, dass es sich dabei um einen Zufall gehandelt habe. Er sei nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober häufiger in Berlin gewesen, weil er sich mit den Geiseln im Gaza-Streifen beschäftigt habe. Der andere Mann, der später mutmaßlich an der Entführung beteiligt war, habe ihn in dem Hotel angesprochen. 

„Wir brauchen mehr Informationen über die Kinder“

Der Zeuge berichtete weiter, er habe den Familienanwalt der Blocks über den Hamburger Hafenchef im Sommer 2022 kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt habe er gar nicht genau gewusst, was das Unternehmen Block mache. Dabei sei das Gespräch auch auf den Sorgerechtsstreit zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel gekommen.

„Wir brauchen mehr Informationen über die Kinder in Dänemark“, habe der Familienanwalt gesagt. Der Zeuge erklärte, ein sehr guter Freund von ihm aus Israel sei Richter, der sich mit solchen Fällen auskenne. Er habe ein Treffen der Block-Seite mit dem Juristen vermittelt.

Am Montag mache Hamburgs Hafenchef Jens Meier als Zeuge Angaben zur Vorgeschichte des Falls. Medienberichte, er habe die israelische Sicherheitsfirma empfohlen, die später die Kinder mutmaßlich in der Silvesternacht 2023/24 aus Dänemark entführte, seien „kompletter Quatsch“, sagte Meier. Er habe den Namen dieser Firma zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt. (Tsp/dpa)

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