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Panorama: 300 ehrenamtliche Lesepaten wollen Schulen helfen Erfolgreicher Start: Aktion des Vereins Berliner Kaufleute undIndustriellerstößtaufgroße Resonanz

Mit überwältigendem Erfolg ist die Lesepaten-Aktion des Vereins der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) angelaufen: Rund fünf Wochen nach dem Start haben sich bereits 300 Berliner bereit erklärt, Grundschüler beim Lesenlernen zu unterstützen und sich im „Bürgernetzwerk Bildung“ zu engagieren. Elf Schulen erhalten jetzt bis zu 28 Helfer, die mit Vorschülern und den Erst- bis Viertklässlern lesen.

Mit überwältigendem Erfolg ist die Lesepaten-Aktion des Vereins der Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) angelaufen: Rund fünf Wochen nach dem Start haben sich bereits 300 Berliner bereit erklärt, Grundschüler beim Lesenlernen zu unterstützen und sich im „Bürgernetzwerk Bildung“ zu engagieren. Elf Schulen erhalten jetzt bis zu 28 Helfer, die mit Vorschülern und den Erst- bis Viertklässlern lesen.

Die Aufbruchstimmung in den Schulen und bei den Ehrenamtlichen ist enorm. „Das ist eine richtige Gute-Laune-Veranstaltung“, berichtet Schulexpertin Sybille Volkholz, die das Projekt koordiniert. Die neuen Lesepaten haben die unterschiedlichsten Berufe, vom Strafrichter bis zum pensionierten Lehrer, von der Sprachheilpädagogin bis zur Buchhändlerin. „Ich bin euphorisch“, sagt auch Inge Hirschmann, die die Kreuzberger Heinrich-Zille-Grundschule leitet. In diesen Tagen treten bei ihr 18 Helfer an, um ein- bis zweimal pro Woche für zwei bis vier Stunden die Lehrer zu unterstützen. Die anfängliche Skepsis einiger Lehrer sei verflogen, sobald sich alle kennen gelernt hätten.

Diesen Eindruck bestätigt Waltraud von Lakkum, die zu den zwölf Lesepaten der Moabiter Wartburg-Grund- und Sonderschule gehört. „Die Lehrer sprechen uns schon auf den Fluren an und bedanken sich für unsere Unterstützung“, berichtet die 59-jährige Juristin. Alle seien „richtig begeistert“ – egal ob Lesepaten, Lehrer oder Eltern.

Von Lakkum kümmert sich bisher um vier Schüler, darunter ein deutsches Kind, die anderen kommen aus türkischen, arabischen und nepalesischen Elternhäusern. Gelesen wird 20 bis 25 Minuten am Stück außerhalb des Unterrichtsraumes. Die Bücher suchen die Kinder selbst in Absprache mit dem Lehrer aus. „Es ist genauso schön, wie ich es mir vorgestellt habe“, erzählt auch Renate Schmid, die an der Wedding-Grundschule ihren Einsatzort hat. 30 Jahre lang hat sie in der Hausverwaltung des Europa-Centers gearbeitet, jetzt ist sie im Ruhestand. Schmid betreut eine Vorklasse, die ausschließlich aus Kindern ausländischer Herkunft besteht, und liest ihnen in Kleingruppen vor. „Die sechsjährige Jelena konnte eine gereimte Passage schon nach kurzer Zeit auswendig“, berichtet die 62-Jährige. Überhaupt seien alle eifrig dabei: „Die wollen, die wollen, die Kinder!“

Die Lesepaten sind nicht auf sich allein gestellt. Für jede Schule wird ein Koordinator bestimmt, der in Absprache mit der Schulleitung den Einsatz organisiert. Außerdem können sie an einer Lesepaten-Weiterbildung der Freien Universität teilnehmen. Im Juni wird die Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben einen Workshop im VBKI-Sitz an der Fasanenstraße abhalten.

Damit die Schüler sich nicht ständig an neue Gesichter gewöhnen müssen, werden nur Ehrenamtliche genommen, die bereit sind, sich für ein Jahr festzulegen. Das wird vertraglich geregelt. Unter den 300 ersten Lesepaten befinden sich laut Volkholz 30 bis 40 Prozent Akademiker. Rund 70 Prozent sind Rentner, die anderen können ein paar freie Stunden erübrigen, weil sie arbeitslos sind, Hausfrauen oder teilzeitbeschäftigt.

Zu den begeisterten Unterstützern des Projektes gehört auch der langjährige CDU-Bildungspolitiker Stefan Schlede. Er war früher Schulleiter in Neukölln und hat sich jetzt in seinem ehemaligen Kiez umgesehen, um Ehrenamtliche für die Rixdorfer Grundschule zu werben, wo rund 80 Prozent Kinder nichtdeutscher Herkunft unterrichtet werden. Nach den Osterferien werden 28 Lesepaten anfangen und zwar sowohl vor- als auch nachmittags.

Schlede kann sich vorstellen, dass man eines Tages das Engagement der Ehrenamtlichen auch auf die Mütter der Schulkinder ausweitet und mit ihnen Deutsch lernt. Er glaubt, dass das ganze Projekt innerhalb der Schulen „identitätsstiftend“ wirken kann.

Auch die Kieze rücken zusammen. So haben sich etliche Kirchen bereit erklärt, in ihren Gemeinden Lesepaten zu suchen. „Ich habe in der Kirche Flyer ausgelegt und auch in den Bekanntmachungen im Gottesdienst darauf hingewiesen, berichtet Edgar Kotzur, Pfarrer in der Katholischen Kirche St. Matthias am Winterfeldplatz. „Für uns alle in der Stadt ist es doch wichtig, dass die Kinder die Sprache lernen“, begründet Kotzur sein Engagement, und er fragt: „Wer sollte sich dem verschließen?“

Sybille Volkholz ist so überzeugt von der Lesepaten-Idee, dass sie sich fünf Jahre lang dafür engagieren will. Am Ende sollen alle rund 100 Grundschulen in sozial schwieriger Lage bis zu 50 Helfer haben. Außerdem ermuntert Volkholz auch die Schulen in den bürgerlichen Kiezen, Ehrenamtliche zu suchen. Sie hat in Kanada gesehen, dass davon jede Schule profitieren kann.

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