zum Hauptinhalt
Ein Rettungsboot in der Nähe eines Wracks im Fluss Potomac.

© AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Update

67 Tote bei Flugzeugunglück in Washington: Trump macht Hubschrauberbesatzung für Kollision verantwortlich

Die Ermittlungen zum Hintergrund des Flugzeugabsturzes in Washington laufen, und erste Details kommen ans Licht. Trumps Verkehrsminister nennt das schwerste Flugzeugunglück seit Jahren „absolut vermeidbar“.

Stand:

Nach dem tödlichen Flugzeugunglück in Washington sind die Flugschreiber, der mit einem Militärhubschrauber kollidierten Passagiermaschine am Donnerstag gefunden worden. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, die Geräte würden nun in ihren Laboren analysiert.

Nach US-Medienberichten waren bis Donnerstagabend 40 Leichen geborgen worden; insgesamt hatten sich 67 Menschen an Bord der verunglückten Maschinen befunden. Es ist das schwerste Unglück der US-Luftfahrt seit mehr als zehn Jahren.

Präsident Donald Trump gibt der Besatzung des Armee-Hubschraubers die Schuld für das verheerende Unglück. „Der Blackhawk-Hubschrauber flog zu hoch, viel zu hoch. Er lag weit über der 200-Fuß-Grenze. Das ist doch nicht allzu kompliziert zu verstehen, oder?“, schrieb er am Freitag auf seiner Plattform „Truth Social“.

US-Militärhubschrauber fliegen regelmäßig eine Route über den Fluss Potomac in der Nähe des stark frequentierten Ronald Reagan Washington National Airport. Aus Sicherheitsgründen ist die Flughöhe bei diesen Hubschrauberflügen auf 61 Meter (200 Fuß) begrenzt. Die Armee reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme der Nachrichtenagentur Reuters.

Als Konsequenz aus dem Unglück schränkt die US-Luftfahrtbehörde FAA Berichten zufolge den Hubschrauberverkehr rund um den Hauptstadtflughafen erheblich ein. Auf bestimmten Hubschrauberrouten dürfe auf unbestimmte Zeit nicht geflogen werden.

Trump machte Vorgängerregierung verantwortlich

Noch während im Potomac-Fluss noch nach Leichen gesucht wurde, machte Präsident Donald Trump die Vorgängerregierungen und ihre Diversitätsprogramme für das Unglück verantwortlich.

Bereits wenige Stunden nach der Kollision kritisierte Trump die Flugsicherung. „Warum ist der Hubschrauber nicht hoch oder runtergegangen, oder hat gedreht? Warum hat der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt, was er stattdessen tun soll, anstelle zu fragen, ob sie das Flugzeug sehen. Das ist eine schlechte Situation, die aussieht, als hätte sie verhindert werden sollen“, schrieb Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social.

Die Kollision in Washington hätte nach Auffassung von Trumps Verkehrsminister Sean Duffy „absolut“ vermieden werden können. „Ob ich denke, dass dies vermeidbar gewesen wäre? Absolut“, sagte Duffy am Donnerstagmorgen (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz.

Das Flugzeug sei als American Airlines Flug 5342 unterwegs gewesen, bevor es in der Luft mit dem Hubschrauber vom Typ Sikorsky H-60 kollidierte, teilte die US-Luftfahrtbehörde FAA mit. Die Fluglotsen hatten die Besatzung des Hubschraubers vor der auf den Reagan National Airport zufliegenden Maschine der PSA Airlines gewarnt. Das geht aus einer Tonaufzeichnung hervor, über die US-Medien berichteten.

US-Medien berichteten zudem von Unregelmäßigkeiten bei der Flugsicherung zum Zeitpunkt des Unglücks. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB hat mit Untersuchungen begonnen, warnte aber explizit vor voreiligen Schlussfolgerungen und bat um Geduld.

Der letzte Funkspruch

Der US-Sender „CNN“ berichtet über den letzten Funkverkehr zwischen den Fluglotsen und dem Helikopter. „PAT 2-5, haben Sie den CRJ in Sicht?“, wurden die Soldaten demnach gefragt. „CRJ“ steht für „Bombardier Canadair Regional Jet“. Anschließend wurde der Hubschrauber offenbar aufgefordert, hinter der Passagiermaschine vorbeizufliegen.

Kurz vor dem Zusammenstoß soll der Helikopterpilot die Sicht bestätigt und um „Sichttrennung“ gebeten haben. Aus dem Tower sei auf der Tonaufnahme ein Keuchen und ein lautes „Oooh“ zu hören.

„Tower, haben Sie das gesehen?“ fragt einer von ihnen. Ein anderer sagt: „Ich habe gerade einen Feuerball gesehen, und dann war er weg. Ich habe nichts gesehen, nachdem sie auf den Fluss geprallt sind. Aber es waren ein CRJ und ein Helikopter, die aufeinander geprallt sind.“

Die Opfer: Mehr als ein Dutzend Eiskunstläufer

US-Senator Roger Marshall aus Kansas sagte auf einer Pressekonferenz, dass es „wirklich hart ist, wenn man wahrscheinlich über 60 Menschen aus Kansas gleichzeitig verliert“. Russland sprach den Angehörigen seiner Staatsbürger inzwischen sein Beileid aus. Unter den Opfern sind mehr als ein Dutzend Eiskunstläufer, Trainer und Angehörige der Sportler gestorben. Das teilte Doug Zeghibe, der Chef eines Schlittschuhvereins in Boston, mit.

Dort waren unter anderem die ehemaligen Paarlauf-Weltmeister Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow angestellt, die unter den Opfern sind. Außerdem kamen zwei Nachwuchs-Eiskunstläufer sowie deren Mütter ums Leben, die ebenfalls in dem Verein aktiv waren. „Das ist eine sehr schreckliche Tragödie“, sagte Zeghibe sichtlich bewegt.

Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua in Berufung auf die chinesische Botschaft in den USA berichtete, waren auch zwei chinesische Staatsbürger unter den Opfern.

Der Rettungseinsatz: Kampf gegen die Kälte

Rund 300 Einsatzkräfte seien vor Ort, sagte Feuerwehrchef John Donnelly am Donnerstag am Flughafen Reagan National Airport. Die Einsatzbedingungen seien „extrem hart“. Starker Wind, Kälte und das trübe Wasser des Flusses behinderten die Suche der Feuerwehrtaucher. Auch Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser sprach von schwierigen Bedingungen. Es sei sehr dunkel und das Wasser kalt. Die Temperaturen waren zuletzt auf bis zu minus 12 Grad Celsius gesunken.

Rettungskräfte inspizieren Wrackteile im Potomac River nahe dem US-Hauptstadtflughafen Ronald Reagan in Washington.

© Getty Images via AFP/Andrew Harnik

Wie ein US-Armeevertreter der Nachrichtenagentur AFP sagte, befanden sich in dem Militärhubschrauber drei Soldaten. Er bestätigte, dass es sich bei dem Hubschrauber um einen Blackhawk aus der Reihe Sikorsky H-60 handelte, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhubschrauber.

Da in Helikoptern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte bei CNN klar, dass sich kein „VIP“ an Bord befunden habe.

Extrem hart

Feuerwehrchef John Donnelly über die Einsatzbedingungen

Pentagon leitet Untersuchung ein

Das Verteidigungsministerium und das US-Militär leiteten umgehend Untersuchungen ein. Pentagon-Chef Pete Hegseth bestätigte dies und äußerte sich auf der Plattform X: „Gebete für alle betroffenen Seelen und ihre Familien.“ Er bestätigte außerdem Medienberichte, wonach sich der in das Unglück verwickelte Militärhubschrauber zum Zeitpunkt des Vorfalls auf einem Übungsflug befand.

Rettungsboote sind auf dem Potomac River in der Nähe des Ronald Reagan Washington National Airport im Einsatz.

© Getty Images via AFP/Win McNamee

Eine Webcam des Kennedy Centers in Washington zeigte um 21.47 Uhr (Ortszeit) eine Explosion in der Luft über dem Fluss, gefolgt von einem brennenden und schnell abstürzenden Flugzeug. 

Eine Notfall-Anzeige am Flughafen in Washington informiert über die Aussetzung aller Flüge.

© AFP/ULYSSE BELLIER

Die Feuerwehr sprach von einem Absturz „in der Nähe des Potomac River“. Boote der Feuerwehr seien vor Ort. In Washington war es zuletzt sehr kalt. Der Fluss, an dem die US-Hauptstadt liegt, war in Teilen gefroren. 

Heimatschutzministerin Kristi Noem versprach umfangreiche Hilfe bei den Rettungsmaßnahmen zu. Der Ronald Reagan Washington National Airport war nach dem Absturz am Mittwochabend (Ortszeit) gesperrt worden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte sich am Donnerstag in einem Kondolenzschreiben an Trump „tief erschüttert“. „Ich bin in Gedanken bei den Familien der Menschen, die durch dieses Unglück ihr Leben verloren“, fuhr er fort. Den unter schwierigen Witterungsbedingungen arbeitenden Rettungskräften „möchte ich meine größte Hochachtung ausdrücken“, fuhr der Kanzler fort. (Tsp mit Agenturen)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })