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Tanz gegen die Diktatur. Ai Weiwei mit Anhängern beim "Gangnam Style".

© Reuters

Dissidenten-Pop: Ai Weiwei im „Gangnam Style“

Der chinesische Künstler parodiert den Hit des Rappers Psy und spielt auf Pekings Repressionen an. Die Führung reagiert prompt und versucht das Video zu zensieren. Sehen Sie hier eine moderierte Form des Videos, das Peking nicht entfernen konnte.

Der chinesische Dissident Ai Weiwei hat seine eigene Parodie auf den südkoreanischen Pophit „Gangnam Style“ gedreht. Mit pinkem T-Shirt, dunkler Sonnenbrille und vollem Bart springt der Regierungskritiker breitbeinig durch das Video, hüpft ungelenk rauf und runter, reißt die Sonnenbrille vom Kopf und wackelt mit seinen Händen. Der große Bauch unter dem pinken Hemd hüpft mit. Der Regierungskritiker hat sichtlich Spaß und lacht. Sein Video auf Youtube wurde von Peking entfernt und ist nur noch in moderierter Form in Ausschnitten zu sehen.

Am „Gangnam-Style“ führt zurzeit ganz offensichtlich kein Weg vorbei. Ob Novak Djokovic, Ban Ki Moon, Sebastian Vettel oder Mark Webber - sie alle tanzen zum Kulthit des südkoreanischen Rappers Psy. Nutzer des Video-Portals Youtube klickten dessen Video 530 Millionen Mal an, die Singleauskopplung stürmte die Charts weltweit.

Doch dass Ai Weiwei dem Hype um den an einem Reiter auf einem Pferd erinnernden Tanz einmal erliegen würde, damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Die Parodie hat aber auch einen politischen Hintergrund. Der 55-Jährige nennt sein Video „Gras-Sumpf-Pferd“, eine Beschimpfung und Anspielung auf chinesische Zensur im Netz. Zum Ende des Videos holt er Handschellen hervor, um die Restriktionen zu kritisieren, die China ihm auferlegt hat. Der Künstler war mehr als 80 Tage an einem unbekannten Ort festgehalten worden, seine Firma ist wegen angeblicher Steuerhinterziehung angeklagt.

An einer Stelle des Videos tanzt Ai Weiwei nackt und hält sich eine Plüschversion des Gras-Sumpf-Pferdes vor den Schritt. Ein nicht ganz unbekanntes Bild des Künstlers. Erst vor einem Jahr ermittelten die chinesischen Behörden gegen ihn wegen Pornografie. Bei den Vorwürfen ging es um im Internet veröffentlichte Bilder, auf denen er und vier Frauen nackt zu sehen waren. Ai Weiweibezeichnete die Vorwürfe als lächerlich. Durch das Internet schwappte eine Welle der Solidarität, zahlreiche Anhänger veröffentlichten anschließend Nacktbilder.

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