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© dpa

Tod von Mel Ferrer: Audreys Traumprinz

Blaublütig, edel, nicht von dieser Welt – der US-Schauspieler und Ex-Hepburn-Gefährte Mel Ferrer ist tot.

Die wenigsten Traumpaare des Kinos sind auch im wirklichen Leben ein Paar. Wenn es doch einmal richtig funkt, wie bei Angelina Jolie und Brad Pitt, misstraut der Fan den Liebesgerüchten so lange, bis ihm ein Beweis in Form einer Schwangerschaft vorgelegt wird.

Wie authentisch war das Traumpaar Audrey Hepburn und Mel Ferrer? Auf der Leinwand überzeugten sie restlos. King Vidors Mammutepos „Krieg und Frieden“ von 1956 bietet neben atemberaubenden Schlachtengemälden eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, und die Zuneigung von Natascha und Andrei wirkt echt. Man hat das Gefühl, dass hier zwei unverbrauchte Menschen die erste Liebe erleben. Dabei hatte das Paar bereits vor Drehbeginn geheiratet, und für Mel Ferrer war es die vierte Ehe. Hepburn wiederum war, wie ein Biograf aufgedeckt hat, eigentlich in William Holden verliebt, ihren Partner aus „Sabrina“. Da er keine Kinder zeugen konnte, wandte sie sich Ferrer zu. Die süße Audrey – eine berechnende Gebärmaschine? Mit Ferrer hatte sie einen Sohn, und die Ehe hielt immerhin bis 1968.

So perfekt füllte Ferrer seine Rolle als Traumprinz von Audrey Hepburn aus, dass er das Image nie losgeworden ist. Dabei war er ein vielseitig gebildeter, ambitionierter Künstler mit einer abenteuerlichen Biografie. Als Sohn eines kubanischstämmigen Chirurgen und einer Frau aus Manhattans High Society wurde Melchor Gaston Ferrer am 25. August 1917 geboren. Er studierte an der Princeton University, schrieb ein Kinderbuch, tanzte und sang am Broadway und kam durch Howard Hughes zum Film. Der Multimillionär vermittelte Ferrer eine Regieassistenz bei John Ford und ließ ihn einen Film von Max Ophüls beenden. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ er nur als Schauspieler. Besonders gut eignete er sich für Kostümfilme. Der 1,91 Meter große Darsteller wirkte blaublütig, edel, nicht ganz von dieser Welt.

In den sechziger Jahren arbeitete er verstärkt in Europa, verkörperte den Maler El Greco und stellte sich auch dem deutschen Film zur Verfügung. In der Bestsellerverfilmung „Das Netz“ (1975) war er ein psychopathischer Frauenmörder; Wolfgang Staudte engagierte ihn für das Nachkriegsdrama „Zwischengleis“ (1978), und Rainer Werner Fassbinder konnte ihn für „Lili Marleen“ (1981) gewinnen. In all diesen Filmen wirkt Ferrer distinguiert, aber müde. Er hatte sich in der Schweiz niedergelassen und nahm jede Rolle an, die gut bezahlt wurde. Zurück in den USA, gastierte er in Serien, um seine Karriere an der Seite der noch unbekannten Catherine Zeta-Jones in dem Fernsehmehrteiler „Katharina die Große“ (1995) zu beenden. Am vergangenen Dienstag ist Mel Ferrer auf seiner Ranch in Kalifornien gestorben.

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