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Polnischer Polizist (Symbolbild).

© dpa/Doris Heimann/Archiv

Ermittlungen gegen Eltern in Polen: Frau lebte offenbar fast drei Jahrzehnte lang in ihrem Kinderzimmer

Schwer gezeichnet wird die 42-Jährige in eine Klinik gebracht. Nach eigener Aussage hat sie ihr Haus seit 27 Jahren nicht verlassen. Noch ist der Fall nicht geklärt – im Fokus stehen die Eltern der Frau.

Stand:

In Polen soll eine Frau fast drei Jahrzehnte lang ihre Wohnung nicht verlassen haben. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf polnische Medienberichte. Demnach spielen womöglich die Eltern der Frau eine entscheidende Rolle in dem Fall, der sich in der schlesischen Stadt Świętochłowice zugetragen hat.

Ans Licht kam der Fall den Berichten zufolge am 29. Juli, nachdem die Polizei wegen Lärms in ein Wohnhaus gerufen worden war. Die Polizisten sollen dabei unter anderen auf eine offenbar verwahrloste und gebrechliche Frau gestoßen sein – auffällig seien dabei zudem deren geschwollene Beine gewesen.

Nachdem die Polizei einen Krankenwagen gerufen hatten, wurde die heute 42-Jährige Mirella K. den Berichten zufolge zwei Monate lang stationär in einer Klinik behandelt.

Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf eine Krankenschwester berichtet, soll die unterernährte Frau vom Krankenhausessen geschwärmt haben. Zudem habe sie darum gebeten wegen des wunderbaren Gefühls möglichst lange duschen zu dürfen.

Verstörende Details zum Gesundheitszustand

Ohnehin beinhalten die Berichte zahlreiche Details, die ein verstörendes Gesamtbild aus der Wohnung in Świętochłowice ergeben. So soll die Frau im Krankenhaus unter anderem behauptet haben, jahrelang das Bett nicht verlassen und keinen Zugang zur Toilette erhalten zu haben.

„Eine Woche später und sie wäre tot gewesen“, zitiert die „Bild“ zudem eine Aktivistin, die die Frau im Krankenhaus besucht hatte. „Sie hatte offenbar jahrelang in ihrem eigenen Dreck liegen müssen.“ Zudem sei Gewebe an verschiedenen Körperstellen – insbesondere an den Beinen – abgestorben gewesen.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Noch sind alle Hintergründe zu dem Fall allerdings unklar – insbesondere die Rolle der Eltern, einen 82-Jährigen und eine 81-Jährige. Eine erste polizeiliche Befragung sei ergebnislos gewesen, heißt es.

Allerdings ermittelt die Bezirksstaatsanwaltschaft in Chorzów wegen des Verdachts auf Misshandlung, unterlassene Hilfeleistung und Freiheitsberaubung. Eine Anklage wurde jedoch noch nicht erhoben.

„Die Frau gab zu, ihr Haus seit 27 Jahren nicht verlassen zu haben“, sagte Bezirksstaatsanwältin Sabina Kuśmierska dem Sender TVN24. „Sie sagte, sie sei freiwillig zu Hause geblieben“. Demnach habe sie niemand gefangen gehalten oder ihr körperliche oder psychische Gewalt angetan.

42-Jährige lebt nun wieder in der Wohnung ihrer Eltern

Dennoch mag es skurril erscheinen, dass Mirella K. nach ihrem Krankenhausaufenthalt zu Beginn dieses Monats wieder zu ihren Eltern zurückgekehrt ist.

Den Berichten zufolge lebt sie seither in jenem Zimmer, das sie zuvor mutmaßlich jahrzehntelang fast nicht verlassen hatte. Demnach wird sie nun allerdings regelmäßig von einem Sozialdienst besucht.

Aufgefallen war das Schicksal der Frau offenbar niemandem in dem Plattenbau in Świętochłowice. Nachdem sie Ende der 1990er Jahre von ihren Eltern vom örtlichen Gymnasium abgemeldet worden war, verschwand sie von der Bildfläche.

Da sie nicht versichert gewesen sei und keinen Ausweis gehabt habe, sei die Frau all die Jahre lang behördlich nicht registriert gewesen, heißt es. Auchfür ihre Nachbarschaft war sie offenbar bis diesen Sommer nicht existent. (cst)

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