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Urteil: Baby in Karton erfroren - zehn Jahre Haft für Mutter

Die Mutter eines ausgesetzten und erfrorenen Babys ist am Montag vom Landgericht Landshut zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Landshut - Das Gericht verurteilte die 22-Jährige wegen Totschlags ihres neugeborenen Mädchens. Der Vater erhielt wegen Totschlags durch Unterlassen fünfeinhalb Jahre Haft. Der 26 Jahre alte Schweißer sei seiner Obhutspflicht nicht nachgekommen. Er habe nichts unternommen, um das 30 Meter vor dem Wohnhaus des Paares bei minus zehn Grad erfrierende Kind zu retten, sagte der Vorsitzende Richter, Werner Loher. Mit dem Urteil folgte die Strafkammer weitgehend dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Die Frau hatte das Kind Ende Januar 2006 nachts allein in ihrem Badezimmer zur Welt gebracht und es mit einer Nagelschere abgenabelt. Nachdem sie das schreiende Kind beruhigt hatte, wickelte sie den etwa 2500 Gramm schweren Säugling in ein Handtuch und packte das Baby in den Pappkarton eines Weihnachtsgeschenkes. Schon etwa 30 Minuten nach der Geburt versteckte die Frau den Karton bei klirrender Kälte hinter einem Stromkasten an der B 388 in Grünbach.

Leiche blieb drei Tage unentdeckt

Das Erfrieren des Säuglings hat möglicherweise mehrere Stunden gedauert, die Leiche wurde allerdings erst drei Tage später von einem Passanten gefunden. Nach wenigen Wochen konnte die 22-Jährige von der Kriminalpolizei mit einer DNA-Analyse überführt werden. "Das Geschehen kann niemand nachvollziehen", sagte Richter Loher. Die Mutter sei "mit einer Gleichgültigkeit vorgegangen, die einen erschaudern lässt".

Die Hintergründe der Tat konnten im Prozess nur ansatzweise aufgeklärt werden, auch weil sich die 22-Jährige nicht zu den Vorwürfen direkt äußerte. Das Paar war erst 2004 aus dem niedersächsischen Osterode nach Oberbayern gezogen, weil der Mann damals dort eine Arbeit gefunden hatte. Nach kurzer Zeit brachte die Frau einen Sohn zur Welt. Allerdings gab es immer wieder häusliche Probleme. Der Mann warf seiner Lebensgefährtin oft vor, dass sie sich nicht richtig um den Haushalt kümmerte und prügelte sie mehrfach.

Geheime Schwangerschaft aus Angst vor dem Freund

Ihre neue Schwangerschaft hielt die Frau geheim, auch wenn sie immer wieder auf ihren Babybauch angesprochen wurde. Ihr Verteidiger hatte vor Gericht erklärt, dass sie "panische Angst" vor ihrem Freund gehabt habe, der kein weiteres Kind hätte haben wollen. Der Anwalt hatte deswegen eine verminderte Schuldfähigkeit gesehen und nur drei Jahre Haft wegen eines minderschweren Falls gefordert.

Damit konnte er sich allerdings ebenso wenig durchsetzen wie der Rechtsanwalt des Mannes, der einen Freispruch für seinen Mandanten verlangt hatte. Letztlich wurde der Mann auch der Vergewaltigung seiner Partnerin schuldig gesprochen. Der Mann hatte bei einem Urlaub in Südtirol die 22-Jährige zum Oralverkehr gezwungen. (tso/ddp)

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