
© AFP/Florian PLAUCHEUR
Zahl der Todesopfer steigt auf 117: Behörden warnen vor weiteren Erdrutschen in Petrópolis
In der verwüsteten brasilianischen Stadt Petrópolis drohen neue Erdrutsche. Die starken Niederschläge in der Region halten an.
Stand:
Wegen weiterer Niederschläge in der durch verheerende Erdrutsche verwüsteten Stadt Petrópolis in Brasilien haben die Behörden die Anwohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Mit Sirenen und Textnachrichten wurden die Menschen gewarnt, bei Verwandten oder in öffentlichen Unterkünften Zuflucht zu suchen, "da die Regenfälle in den nächsten Stunden mit mäßiger bis starker Intensität anhalten werden", erklärte der örtliche Zivilschutz am Donnerstagabend (Ortszeit).
Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer nach Behördenangaben vom Donnerstagabend auf 117. Unter den Toten waren nach Angaben des brasilianischen Nachrichtenportals "G1" 13 Kinder. Demnach konnten seit den schweren Schlamm- und Gerölllawinen am Dienstag mindestens 24 Menschen lebend geborgen werden. Es seien jedoch weitere Todesopfer zu befürchten, dutzende Menschen werden nach wie vor vermisst.
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Ausgelöst worden waren die Erdrutsche am Dienstag durch heftigen Regen - innerhalb von drei Stunden ging so viel Niederschlag auf Petrópolis nieder wie sonst in einem Monat. Straßen wurden zu reißenden Flüssen, Häuser und Autos einfach mitgerissen oder vom Schlamm bedeckt.
Spezialteams mit Booten und Geländefahrzeugen sowie freiwillige Helfer suchten nach möglichen weiteren Opfern. Einsatzkräfte schaufelten Wege durch die Reste eingestürzter Häuser frei, vor allem in den Slums an den Bergen gab es große Schäden. 400 Soldaten wurden zur Unterstützung der Such- und Rettungsteams entsandt.

© REUTERS/Ricardo Moraes
"Es war der schlimmste Regen seit 1932", sagte der Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, Cláudio Castro, über die Niederschläge vom Dienstag. "Es ist ein Kriegsszenario." Hilfsorganisationen riefen zu Spenden auf. Die Stadtverwaltung ordnete drei Trauertage an.
Petrópolis liegt in den Bergen des Bundesstaats Rio de Janeiro. Dort steht die Sommerresidenz des ehemaligen kaiserlichen Hofes von Brasilien.
Im Januar, Februar und März kommt es in Rio und der Region immer wieder zu heftigen Regenfällen. Oft haben die Bewohner ihre Häuser illegal an erdrutschgefährdete Berghänge gebaut. Zudem sind Abwasser- und Kanalsysteme in vielen Städten nicht mitgewachsen, Entwässerung, Hochwasser- und Hangschutz werden vernachlässigt.
Bei einer Unwetterkatastrophe im Bergland von Rio de Janeiro 2011 waren mehr als 900 Menschen ums Leben gekommen. Sie galt als die schlimmste in der Geschichte Brasiliens. Davon war unter anderem auch das von deutschen Einwanderern geprägte Petrópolis mit seinen rund 300.000 Einwohnern besonders betroffen.
Beileid an Betroffene des Erdrutschs in Brasilien
Papst Franziskus hat den Betroffenen des Erdrutschs im brasilianischen Petropolis seine Anteilnahme ausgedrückt. In einem am Freitag veröffentlichten Telegramm bat er den Bischof der betroffenen Stadt, Gregorio Paixao Neto, um die Übermittlung seines Beileids an die Familien der Opfer. Auch jenen, „die um ihren Besitz gebracht wurden“, spreche der Papst sein Mitgefühl aus, heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben.
Nach starken Regenfällen in den vergangenen Tagen war es in Petropolis nördlich von Rio de Janeiro zu Erdrutschen und Überschwemmungen gekommen. In der sich über mehrere Berge und Täler erstreckenden Stadt rutschten Hänge ab, begruben Häuser unter sich, Autos wurden von den Wassermassen mitgerissen. Laut Medienberichten kamen mehr als 100 Menschen ums Leben, ebensoviele werden noch vermisst. Wegen weiterer Regenfälle besteht nach wie vor Erdrutschgefahr. (AFP, dpa, KNA)
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