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Panorama: Charmante Politik

Von Ingrid Müller Sie verstehen sich mit wenigen Worten. Da reicht ein von Doris Schröder-Köpf über den Tisch geworfenes „Das mit dem Foto machen wir jetzt ganz fix“ – und schon stehen die Kanzlergattin und die Frau des russischen Präsidenten, Ludmila Putina, („Das machen wir, wie Du es sagst“) auf der Terrasse des Kanzleramtes.

Von Ingrid Müller

Sie verstehen sich mit wenigen Worten. Da reicht ein von Doris Schröder-Köpf über den Tisch geworfenes „Das mit dem Foto machen wir jetzt ganz fix“ – und schon stehen die Kanzlergattin und die Frau des russischen Präsidenten, Ludmila Putina, („Das machen wir, wie Du es sagst“) auf der Terrasse des Kanzleramtes. Danach winkt ein Frühstück im 8. Stock mit imposantem Blick auf den Tiergarten. Den aber wird die Russin kaum genießen. Auch wenn sich die Frauen zwischendurch kurz tuschelnd hinter leicht vorgehaltener Hand über die Tafel verständigen, damit jede von beiden die Chance auf ein paar Häppchen hat.

Denn Ludmila Putina will für ein Projekt werben: die deutsch-russische Spracholympiade, deren Schirmherrinnen sie und Doris Schröder-Köpf sind. Das ist ihr so wichtig, dass sie gespannt auch den Worten des Dolmetschers lauscht, sie kann ja beide Sprachen. Da werden vom Brötchen nur die Kürbiskerne gepickt.

Die Jugendlichen, die diese Woche in Moskau und Berlin zur Spracholympiade sind, hätten einen Riesenspaß, und man könne kaum unterscheiden, wer aus Deutschland oder Russland komme, berichten beide. Auch Gräfin Lambsdorff, die mit dem Deutsch-Russischen Forum die Aktion in Deutschland organisiert, rühmt die „Strahlekraft“ des Projekts. Das sei wichtiger als die Zahl der Teilnehmer. Diese russische Tradition des Wettbewerbs möchte sie gern übernehmen; es muss nur nicht gleich nächstes Jahr wieder sein. Hier gibt es schon leichte Unterschiede. Ludmila Putina wünscht sich ein stärkeres, auch staatliches Engagement. Die Kanzlergattin betont freundlich lächelnd, wie wichtig es ist, dass heute alle freiwillig Russisch lernen, und die Zahl in NRW steigt. Die Teilnehmer nennt sie „unsere kleinen Botschafter“. Darauf setzt auch Ludmila Putina. Bei aller diplomatischen Zurückhaltung erzählt sie doch, wie ihre Kinder in einer internationalen Sommerschule zunächst abseits standen: Mit den Russen wollte keiner was zu tun haben. Bis man einander kennen lernte. So könne das Projekt auch einen Beitrag leisten, für den Frieden auf dem ganzen Planeten, sagt sie. Obwohl sich viele Völker verstünden, führten von Nationalismus geprägte Ideen immer wieder zu Kriegen.

Dabei wollten sie gar nicht über Außenpolitik reden, das ist ja die Sache ihrer Männer. Aber was sie tun, ist Politik. Auf anderer Ebene. Locker, lächelnd. Locker präsentieren sie sich auch im Umgang miteinander. So wollte Doris Schröder-Köpf Ludmila Putina einen netten Abend bieten. Ein wenig deutsche Kultur, auch das gehört zum Kennenlernen. Ein kurzer Anruf, und die beiden Frauen landeten bei einem Auftritt des russischen Pop-Sängers Alexander Serow. Den mag Ludmila Putina. So wurde es ein russischer Abend am Potsdamer Platz. Der First Lady hat’s gefallen. „Vielleicht treffen wir uns nächstes Jahr zum Rockkonzert“, sagt Ludmila Putina und lacht. „Wir telefonieren.“

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