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Posters der Serie „Friends“ hängen in New York bei einer Pop-Up Pressevorschau im September 2015.

© AFP/Angela Weiss

Zensur bei US-Kultserie: Chinas Behörden schneiden Handlungsstrang bei „Friends“ raus

Ein enttäuschendes Comeback für die Fans: Chinas Behörden zensieren einen homosexuellen Handlungsstrang bei „Friends“ – und kurz darauf auch die Beschwerden.

Stand:

Die US-Serie „Friends“ kehrt zurück auf die chinesischen Streaming-Plattformen, allerdings mit einer herben Enttäuschung für die Fans: Die Behörden haben einen ganzen Handlungsstrang herausgeschnitten, in dem es um die homosexuelle Orientierung einer Serien-Figur geht. Damit nicht genug: Die anschließenden Beschwerden von Fans im Internet wurden ebenfalls zensiert.

Chinesische Plattformen hatten am Freitag mit der Ausstrahlung der ersten Serien-Staffel begonnen. Dabei fehlte in der zweiten Folge jedoch ein Handlungsstrang, in dem es um eine lesbische Frau geht. Fans überfluteten das Internet mit Beschwerden über den Eingriff, Nachrichten mit dem Hashtag „Friends zensiert“ erhielten auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo Millionen von Klicks.

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„Ich habe die Folge verglichen und herausgefunden, dass alle Teile gelöscht wurden, in denen es darum geht, dass Ross' Ex-Frau Carol lesbisch ist. Es ist total unzusammenhängend“, schrieb ein Weibo-Nutzer, dessen Post mehr als 177.000 zustimmende Reaktionen erhielt. Ein anderer Nutzer reagierte sarkastisch: „Warum sollte man das erwähnen müssen? Homosexualität gibt es hier nicht, also ist alles für immer perfekt. Alle leben glücklich unter dieser Regierung“, kommentierte er.

Li Yuan von der US-amerikanischen Zeitung „New York Times“ schrieb auf Twitter, dass es für die chinesischen Behörden offensichtlich falsch sei, dass Ross und Carol sich scheiden ließen, weil Carol sich in eine Frau verliebt hatte. Auch Sperma sollte nicht erwähnt werden.

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Der Hashtag „Friends zensiert“ erreichte mehr als 54 Millionen Aufrufe, wurde jedoch anschließend ebenfalls zensiert und am Sonntag durch „Warum ist Friends so beliebt“ ersetzt.

Die Serie „Friends“ um sechs junge Leute in New York hat in China eine große Anhängerschaft. Viele junge Chinesen haben Englisch gelernt, indem sie die Folgen auf DVD angeschaut haben.

Zensur von Filmen ist in China Routine

Ein erstes Mal lief die Serie zwischen 2012 und 2013 auf der Streaming-Plattform Sohu, damals unzensiert. Nachdem eine Sonderausgabe im vergangenen Jahr großen Erfolg hatte, beschlossen die chinesischen Streaming-Riesen, die Serie wieder ins Programm zu nehmen. Dabei wurde in der ersten Staffel nicht nur der Handlungsstrang zum Thema Homosexualität herausgeschnitten, sondern auch sexuelle Anspielungen in den Dialogen in den chinesischen Untertiteln entschärft.

Ausländische Filme und Serien werden in China routinemäßig zensiert. Unter Präsident Xi Jinping haben die Behörden das Vorgehen gegen als „ungesund“ geltende Strömungen verstärkt. 2016 von der chinesischen Medienanstalt herausgegebene Richtlinien sehen vor, dass „vulgäre, unmoralische und ungesunde Inhalte“ im Fernsehen entfernt werden. Dazu gehören demnach Homosexualität, Rauchen, außereheliche Affären und Beziehungen zu Minderjährigen. (AFP)

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